1881 - Chaostage
hatte NATHAN reagiert.
Schon in der ersten Sekunde nach dem Beginn des Dscherro-Angriffs hatte das syntronische Großhirn auf dem Mond die Evakuierung der Innenstadt von Terrania und der anderen bedrohten Gebiete eingeleitet.
Viele Menschen, die nicht gerade eine Fernsehsendung verfolgten, bemerkten zunächst gar nichts von den Maßnahmen, da sie von offzieller Seite aus nicht über den Angriff der Dscherro informiert wurden und gar nicht wußten, um was es ging. Wer weit vom Kampfgebiet entfernt war, hörte ein dumpfes Rumoren und Donnergrollen, doch derartige Geräusche kamen hin und wieder auch über die Stadt, wenn Raumschiffe auf dem Raumhafen von Terrania landeten oder starteten.
Nicht alle Raumer waren nach dem hohen Standard der LFT gebaut, nicht alle verfügten über füsternde Triebwerke oder Antigraveinheiten mit ausreichender Leistung für die Lande- oder Startphase, so daß sie nahezu lautlos hereinkommen oder abfliegen konnten. Viele Raumschiffe flogen mit veralteter Technik, und nicht auf allen Planeten der Milchstraße galt Lärm als Umweltverschmutzu&ng oder wurde als Beeinträchtigung körperlicher Unversehrtheit eingestuft.
Zudem erzeugte allein die Verdrängung der Luftmassen einen enormen Lärm, den auch Schutzwälle nicht abhalten konnten.
Während viele Menschen ahnungslos waren, gab es für Katie Joanne keinen Zweifel, daß ihre Sendung den größten Teil der Menschen im Solsystem und - mit leichter Zeitverschiebung - zahlreiche Bewohner der Planeten der LFT in der Galaxis erreichte.
Cruno DeFaas bestärkte sie in dieser Meinung. Der Leitende Redakteur von SolTel blendete laufend die syntronisch ermittelten Zuschauerzahlen ein, und die junge Frau registrierte mit einiger Begeisterung, daß ihr Report bei den Massen ankam.
Die Einschaltquote stieg rasant an! Sie war zusätzliche Motivation für die Reporterin, die sich immer tiefer in das Geschehen hineinziehen ließ, so als sei sie unverwundbar.
Minen und Granaten explodierten in ihrer Nähe, während sie sich unerschrocken immer weiter in das Kampfgebiet am Rande der Stadt wagte. Erst als mehrfach Energiestrahlen allzu dicht an ihr vorbeizuckten, schreckte sie auf.
„Wir müssen weg!" brüllte Occar Singh nun schon zum zwanzigstenmal. „Hast du den Verstand verloren? Die Biester knallen uns ab, wenn wir uns nicht zurückziehen."
„Dieser Prallgleiter hat keinen Rückwärtsgang", konterte sie kühl. „Jedenfalls will ich nicht, daß er einen hat."
Sie war so sehr in ihre Arbeit vertieft gewesen, daß sie nicht mehr auf ihre unmittelbare Umgebung geachtet hatte. Nun befanden sie sich mitten im Kampfgebiet. Dscherro, Roboter der unterschiedlichsten Art, terranische Maschinen ebenso wie solche von den Angreifern, und Kämpfer der Erde fochten in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft.
„Die Dscherro beachten uns nicht, und vor unseren Leuten brauchen wir uns nicht zu fürchten!" schrie sie und mußte dabei ihre ganze Stimmengewalt aufwenden, um den Schlachtenlärm zu übertönen. „Sie wissen, daß wir von der Presse sind, und sie wollen, daß wir den Bericht machen."
„Du bist verrückt" ,brüllte Singh zurück, packte sie kurzerhand mit der linken Hand, riß sie an sich und lenkte den Prallgleiter mit der anderen Hand aus der Gefahrenzone.
Katie Joanne protestierte wütend und befahl der Syntronik umzukehren, doch sie gehorchte ihr nicht. Die Maschine beschleunigte mit Höchstwerten und glitt in die Deckung eines Hochhauses.
Unmittelbar darauf schlug hoch über ihnen eine Granate im Gebäude ein, und Bruchstücke, so groß wie ein Personengleiter, stürzten aus der Höhe herab.
„Das wirst du mir büßen" ,fuhr die Reporterin ihren Kollegen aus dem Wortbereich an.
Bis jetzt hatte er sich noch einigermaßen aufrecht halten können, doch nun verließen ihn die Kräfte. Er sank auf die Knie, und dabei zitterte er am ganzen Leib. Mit bebenden Fingern fuhr er sich über das Gesicht, unfähig, ein einziges Wort herauszubringen.
Sie erkannte, daß er in Panik gehandelt hatte und nicht mehr Herr seiner Sinne war. Die Todesangst hatte ihn buchstäblich gefällt.
„Feigling!" sagte sie verächtlich und stieß ihn von sich. „Du hast nur eine große Klappe.
Dahinter ist gar nichts."
„Katie!" hallte die Stimme von Cruno DeFaas aus den winzigen Lautsprechern, die zu ihrer Ausrüstung gehörten und in ihrem Nacken angebracht waren. „Seid ihr von allen guten Geistern verlassen? Wir sind mitten in der Sendung. Wieso liefert ihr
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