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1881 - Chaostage

Titel: 1881 - Chaostage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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keine Bilder mehr?"
    „Wir hatten eine technische Störung", schwindelte sie, packte Occar Singh am Kragen und zerrte ihn hoch. „Jetzt geht's weiter."
    Ihr Syntron signalisierte ihr, daß die Kameras ein Gesicht erfaßt hatten, das ihnen bekannt war.
    Es gehörte einem der Dscherro. Im Holo direkt vor ihr baute sich sein Bild auf.
    Ohne die syntronische Wiedererkennungstechnik hätte sie den Mann nicht identifiziert. Für sie sah ein Dscherro-Gesicht wie das andere aus. Ein unverkennbares Merkmal war allenfalls die Knochenschnitzerei am Hinterkopf der Fremden, doch diese hatte sie nur höchst selten einmal eingeblendet.
    Es war nicht interessant für die Zuschauer, einen der fremden Angreifer von hinten zu sehen.
    Katie Joanne war sich dessen bewußt, daß die Bilder nur dann unter die Haut gingen, wenn sie ihre Zuschauer direkt in die funkelnden Augen der Dscherro blickten ließ, wenn die brutalen Gesichter der Angreifer in Überlebensgröße in den Holowürfeln in den Wohnungen der Stadt erschienen. Dreidimensional, lebensecht, von Kampfeslärm untermalt.
    Solche Bilder schickte sie über den Sender. Jedes einzelne auf optimale Wirkung getrimmt.
    Weiter!
    Sie folgte den Anweisungen des Syntrons und übermittelte sie direkt an das Steuergerät des Prallgleiters. Die Maschine beschleunigte, raste am Haus entlang, legte sich steil in die Kurve und flog mit atemberaubender Geschwindigkeit - weit mehr, als in normalen Zeiten erlaubt war - durch eine kaum zwei Meter breite Schlucht zwischen zwei Hochbauten.
    Plötzlich sah sich die Reportirin dem Dscherro gegenüber. Der Fremde stand auf einem dieser merkwürdigen kleinen Fahrzeuge, beugte sich über die Waffensysteme, die vorn an der ovalen Einmannscheibe angebracht waren, und feuerte auf ein nahezu hundert Meter breites Reklameschild über einem Einkaufszentrum.
    Schreiende Menschen flüchteten in Panik vor ihm in das Innere des Gebäudes. Minen explodierten zwischen ihnen und schleuderten einige von ihnen zur Seite.
    Und der Dscherro lachte. Wild. Barbarisch.
    Katie filmte ihn, wie er mit seiner Flugscheibe auf die transparente Verkleidung des Zentrums zuflog, die gläsern erschien, jedoch aus einem festen Kunststoff bestand. Krachende Explosionen fetzten die formschöne Fassade auseinander, und mitten durch den Splitterregen der Bruchstücke drang der Gehörnte in das Einkaufszentrum ein.
    „Nein, nein, du bist wahnsinnig!" wimmerte Occar Singh, als sie ihm folgte, begleitet von ihren Kameras, die jede Phase des Angriffs festhielten.
    Sie kümmerte sich nicht um die Klagen ihres Begleiters. Sie nutzte die Chance, die DeFaas ihr gegeben hatte.
    Die zentrale Halle des Einkaufszentrums war erfüllt von dem Lärm der Explosionen, der Energieschüsse und den Schreien der gequälten Menschen.
    Wohin Katie die Kameras auch richtete, überall erfaßten sie Männer, Frauen und Kinder, die wie von Sinnen davonrannten, einander rücksichtslos zu Boden stießen, um selbst Raum zu gewinnen, und alles taten, um dem Inferno zu entrinnen.
    Und mittendrin im Chaos von Panik, zusammenstürzenden Geschäftsbauten, berstenden Scheiben und explodierenden Waffen stand der Dscherro auf der ovalen Flugscheibe, die einen schier unerträglichen Lärm verbreitete und stinkende Qualmwolken ausstieß.
    Katie Joanne richtete ihre Tele-Kamera auf ihn. Nur seine dunklen Augen hatte sie im Bild. Sie blickten die Journalistin direkt an.
    Und zum erstenmal spürte sie, wie sich etwas in ihrem Magen zusammenzog. Eine eisige Hand schien sich zudem zwischen ihre Schulterblätter zu legen und ihr Atemzentrum zu lähmen.
    Furcht kroch in ihr hoch.
    Du bist einen Schritt zu weit gegangen! durchfuhr es sie.
     
    *
     
    Liebevoll drückte Nora ihr Kind an sich. Ihre Schritte beschleunigten sich. Aus der Ferne war ein dumpfes Donnergrollen zu hören, das sie sich nicht erklären konnte und das ihre Unruhe steigerte.
    Kristi spürte die Unruhe und begann zu weinen.
    „Keine Angst", flüsterte Nora sanft und streichelte ihr die Wange. „Ich bin ja bei dir."
    Aus den Rhododendronbüschen am Teich flatterte ein Schwarm von Vögeln auf, indische Bulbuls mit leuchtend gelbem Bauchgefieder. Unter anderen Umständen hätte Nora sie sicherlich beobachtet. Sie liebte Vögel, und sie kam besonders gern in diesen Park, weil sie hier die unterschiedlichsten Arten antreffen konnte.
    „Übertreibst du nicht ein wenig?" fragte Asman von Kynor, der ihr gefolgt war und nun zu ihr aufschloß. Der Arkonide lächelte

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