1882 - Die 48 Stunden von Terrania
alle Kräfte, die ihm zur Verfügung standen. Er war nicht nur entschlossen, das HQ-Hanse gegen den Ansturm der Dscherro zu verteidigen, sondern er wollte den Gehörnten auch einen gehörigen Denkzettel verpassen.
Mittlerweile hatte er seine Polizisten mit SERUNS und schweren Geschützen ausgestattet. Außerdem war es ihm gelungen, mehr als 7000 TARA-V-UH-Roboter im Zentrum von Terrania zusammenzuziehen.
„An uns werden sie sich die Zähne ausbeißen", sagte er bei einem Syntron-Gespräch mit Bürgermeister Lero Arbid Nuaro.
„Hoffentlich. Ich bin skeptisch geworden und eher pessimistisch als allzu optimistisch. Zu oft haben wir nun schon erleben müssen, wie unsere Strategien fehlschlagen."
„Wir befassen uns intensiv mit den Dscherro", eröffnete der Polizeichef ihm, „und ich hoffe, daß wir wichtige Hinweise dadurch erhalten. Wir haben mehr als dreißig Gefallene in der Gerichtsmedizin, wo ich sie untersuchen lasse."
„Du läßt sie sezieren?"
„Selbstverständlich. Ich möchte alles über ihren Organismus wissen, um möglichst etwas über ihre Schwächen herauszufinden. Bisher sind unsere Ergebnisse allerdings noch recht mager. Sie sind Sauerstoffatmer, haben grünes Blut, sind eine Art von Kaltblütern. Im Verlauf der Kämpfe sind die Temperaturen in Terrania City kräftig gestiegen. Genau das kommt ihnen entgegen und macht sie noch beweglicher, als sie gewöhnlich sind. Wärme macht sie erst so richtig aktiv."
„Wenn wir also die Möglichkeit hätten, Terrania mit arktischer Kälte zu überziehen, würden wir sie da treffen, wo sie empfindlich sind."
„Richtig. Leider haben wir diese Möglichkeit nicht."
„Und sonst?"
„Eher Nebensächlichkeiten. Ihre Geschlechtsorgane, die sie zwischen den Beinen tragen, sind bei allen untersuchten Dscherro unterentwickelt. Sie lassen sich weder auf männlich noch auf weiblich einstufen.
Außerdem scheint das Horn auf ihrer Stirn im Rahmen ihrer Geschlechtlichkeit eine gewisse Rolle zu spielen, jedenfalls lassen Geschlechtshormone, die wir darin gefunden haben, einen derartigen Schluß zu."
„Das ist alles?"
„Alles. Aber vielleicht entdecken wir ja noch mehr."
*
Taka Fellokk verließ das Faktorelement Terrania-Süd, um sich in eine neu eingerichtete Kommandozentrale mitten im Kampfgebiet zu begeben.
Terrania City stand - aus seiner Sicht - vor der entscheidenden Schlacht, denn nun wollten die Dscherro gegen das HQ-Hanse vorstoßen. In einer so wichtigen Phase des Geschehens wollte der Kommandant der Gehörnten an der Front sein, um die Kämpfe zu überwachen und spontan auf bestimmte Situationen reagieren zu können.
Zeitweilig hatte er sich in dem Stadtteil Garnaru aufgehalten, doch nun rückte er in Richtung Regierungsviertel vor.
Im weiten Umfeld des HQ-Hanse bot sich ihm das gleiche Bild wie nahezu überall in den von den Dscherro eroberten Gebieten. Seine Streitkräfte nahmen Geiseln und brachten sie ins Faktorelement Terrania-Süd. Dabei gab es lediglich den Unterschied, daß Regierungsmitglieder und Diplomaten als Geiseln besonders wertvoll waren.
Doch nicht nur das.
Die Dscherro hatten ein Gebäude gestürmt, in dem sie ein in sich geschlossenes - also nicht mit NATHAN verbundenes - Syntron-System vorgefunden hatten. Dadurch waren wichtige Informationen über die Stadt und ihre Strukturen in ihre Hände gefallen.
Dazu hatten die Dscherro Zugang zu Beschreibungen über die Liga Freier Terraner und ihre Inhalte gefunden.
Taka Fellokk war ein brutaler und wilder Mann, der seinen Willen hemmungslos und mit allen Mitteln der Gewalt durchsetzte, aber er war zugleich auch ein äußerst kluger Anführer.
Nicht umsonst hatte er sich gegen den vorherigen Taka im Kampf um die Macht durchgesetzt. Sie zu erringen war eine Sache, sie zu erhalten eine zweite. Wer Macht ausüben wollte, mußte mehr als ein Haudrauf sein. Auch wenn er die speziellen Fähigkeiten in sich spürte, die einen Taka der Dscherro im besonderen ausmachten.
Bei seinem Sturm auf Terrania City hatte er bedeutende Gewinne gemacht, doch ein Ziel stach ihm vor allem ins Auge.
Das HQ-Hanse ...
Es war die wichtigste Nervenzentrale der Stadt und bot einen direkten Zugang zu NATHAN auf dem Mond.
Wenn es gelang, die Verbindung zu der Großsyntronik zu kappen oder NATHAN gar unter Dscherro-Kontrolle zu bringen, hatte die LFT nicht nur die Schlacht um Terrania City verloren, sondern noch sehr viel mehr.
Seine Taktik zielte genau darauf.
Sie war charakterisiert durch ein
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