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1886 - Nach der Apokalypse

Titel: 1886 - Nach der Apokalypse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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der Fremde einfach auf die Nerven.
    Natürlich beherrschte sie sich. Erstens wäre eine andere Reaktion extrem unprofessionell gewesen für eine talentierte junge Frau mit zwei Doktortiteln, und zum zweiten hätte sie das überaus dünne Wesen bei einer Gewaltanwendung in mindestens tausend Teile zerbrochen, Also mußte sie ihren Frust auf ganz andere Weise loswerden: Sie warf sich in ihren schwarzen Trainingsanzug und rannte durch die Gänge.
    Dazu bot ihr das mächtige Bauwerk, das als Austausch für einen KalkuttaStadtteil materialisiert war, genügend Möglichkeiten. Es war ein unregelmäßiges Viereck mit 2,4 Kilometern größter Länge von Südwest nach Nordost und 1,7 Kilometern größter Breite von Südost nach Nordwest.
    Sie konnte dabei die Anstrengungen steigern, indem sie abwechselnd alle 500 Meter auf Wendelrampen nach oben lief, und das über sieben terrassenförmige Ebenen. Jede Etage war rund zwanzig Meter hoch, damit hatte sie in Summe eine gehörige Steigung zu überwinden.
    Der einzige Nachteil dabei war, daß alle Wände gleichförmig aus einer widerstandsfähigen, terrakottafarbenen Kunststofflegierung bestanden. Das war auf Dauer nicht nur total langweilig, sondern hatte anfangs auch zu gehörigen Orientierungsschwierigkeiten geführt.
    Als die Psychologin das erstemal die höchste Etage erreicht hatte, hatte sie zwar mühelos wieder nach unten gefunden, sich dann jedoch im Netz der sich im rechten Winkel überschneidenden Verbindungsgänge verirrt. Schließlich hatte sie einen der 23 Eingänge gefunden und konnte aus dem Gebäude hinaus. Diese Öffnungen waren visuell nicht als solche zu erkennen, weil sie durch einen optischen Aufputz, Energieflächen in der Farbe der Mauern, unsichtbar gemacht worden waren. Unter leichtem Körperkribbeln konnte man ungehindert hindurchgehen.
    Bré hatte sie durchnumeriert; Tor 1 befand sich direkt bei ihrem Wohncontainer. Sie hatte gerade Tor 18 verlassen, somit hatte ihr ein gutes Stück Weg um das Gebäude herum bevorgestanden, und das auf einem völlig vegetationslosen Boden mit einer federnden, plastikartigen Schicht von mausgrauer Farbe.
    Nach diesem anstrengenden Ausflug bewegte sie sich in Zukunft vorsichtiger durch Gänge und Korridore, um den Gebäudekomplex nach und nach zu erkunden. Und vielleicht etwas zu finden, das Genhered aus seiner Lethargie reißen würde.
    Die Ortungsgeräte hatten ausgewiesen, daß das Gebäude eine autarke Energiequelle besaß und die umfangreichen automatischen Anlagen intakt und sozusagen in einem Standby-Modus waren. Das Auftauchen der Menschen hatte immerhin keinen Alarm ausgelöst, allerdings hatte sich auch sonst nichts getan. Der Versuch, die Anlagen in Betrieb zu nehmen, wurde vorsichtshalber nicht gestartet, nach der Explosion der Bollwerke hatte es schon genügend Katastrophen gegeben.
    Leider war auch Genhered nicht in der Lage, die Systeme zu starten. Als Projektleiter und Alleinverantwortlicher für das Heliotische Bollwerk im Solsystem hatte er zwar einst einen hochqualifizierten Status bei den Nonggo eingenommen - doch das war vorbei. Nachdem er von Zygonod und Galtarrad ausgesetzt worden ‘war, schien er nicht nur das Gedächtnis, sondern auch jeglichen Lebenswillen verloren zu haben.
    „Genhered, willst du mir nicht dabei helfen?" hatte Bré einmal gefragt. Sie projizierte zur visuellen Verdeutlichung holographisch einen Ausschnitt des Bauwerks. „Sieh her, alle Korridore sind zwanzig Meter breit und zwölf Meter hoch. Der Abstand zwischen den Korridoren beträgt aber zwanzig Meter. Und die Decke zwischen den einzelnen Stockwerken ist lediglich acht Meter dick statt zwanzig. Verstehst du, was ich meine?"
    Genhered hatte desinteressiert auf das Holo gestarrt und dann gleichmütig geantwortet: „Es gibt eben Hohlräume."
    „Ist das nicht merkwürdig?"
    „Nein, weshalb? Dort werden Geräte gelagert."
    „Vermutest du das nur, oder weißt du es genau?"
    Genhered hatte den Kopf leicht schief gelegt, eine seltsam menschliche Geste, die jedoch eine ganz andere Bedeutung haben mußte. Bré hatte sie auch bei anderen Nonggo häufig gesehen, wenn es gar nicht zur Situation paßte.
    „Ich denke, ich weiß es", hatte der verbannte Nonggo in seiner verwirrenden Art gesagt. „Ich kann mich nicht richtig erinnern, es ist mehr so ein ... Gefühl."
    „Denkst du, .du findest eine Möglichkeit, den Zugang zu diesen Geräten zu finden?" hatte die Psychologin sich hoffnungsvoll erkundigt.
    „Nein." Genhered hatte

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