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1886 - Nach der Apokalypse

Titel: 1886 - Nach der Apokalypse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Dscherro das für Lärm und Rauch sorgende Zusatzgerät ab. Mit nahezu lautlosem Gravoantrieb bewegte er das Gefährt weiter, in höchstens fünf Metern Höhe, dicht an den Ruinen entlang. Darena konnte nicht anders, sie mußte versuchen, einen heimlichen Blick auf ihn zu werfen. Nicht zu wissen, was um sie herum geschah, machte sie fast verrückt; wenn schon, dann wollte sie dem Tod ins Auge blicken.
    Er muß uns gesehen haben, sonst würde er nicht ausgerechnet hier so langsam herumkurven, dachte sie panisch.
    So behutsam wie möglich hob sie den Kopf gerade so weit, um durch die schmalen Lücken zwischen den aufgerissenen Metallteilen hindurchspähen zu können.
    Der Dscherro trug eine schwere Rüstung mit einem geschlossenen schwarzen Helm; nur an der Stirnseite befand sich eine Öffnung für sein gerades, etwa dreißig Zentimeter langes Horn. Er bewegte den mächtigen Schädel auf seinem dicken, kurzen Hals nach links und rechts. Als das Stirnhorn direkt auf sie zu zeigen schien, zuckte Darena unwillkürlich zusammen und zog den Kopf ein.
    Jetzt hat er mich gesehen, ganz bestimmt.
    Sie hielt den Atem an. Bestimmt waren sie längst geortet, und der Gehörnte machte sich nur einen Spaß mit ihnen.
    Ganz langsam flog der Chresch über sie hinweg. Mimi zitterte so sehr, daß es sich auf Darena übertrug.
    Es kam ihr so vor, als würde der ganze Bus inzwischen wegen ihnen beben und sie damit verraten.
    In diesem Moment war der Frau schon fast alles egal. Sie schloß mit dem Leben ab, jeden Moment würde der auf dem Chresch befestigte Trümmertoser den Bus und sie beide zu einem miteinander verschmolzenen Klumpen verwandeln. Selbst wenn sie es jetzt gewollt hätte, hätte sie nicht mehr aufspringen und fortlaufen können. Sie war völlig. gelähmt vor Angst und gleichzeitiger Todeserwartung. Und Mimi schlotterte so sehr, daß sie vermutlich keine koordinierte Bewegung zustande gebracht hätte.
    Dann beschleunigte der Chresch plötzlich und raste lärmend und rauchend davon.
    Darena stieß leise zischend den Atem aus. Ungläubig lauschte sie dem rasch leiser werdenden Getöse.
    „Mama!" wisperte Mimi ‘aufgeregt. „Wir haben es doch noch geschafft! Er hat uns nicht bemerkt!"
    Ihr strahlendes Gesicht tauchte aus der Versenkung auf, und sie versuchte, Darena wegzuschieben.
    „Laß mich vorbei, ich will ihm nachschauen!" bat sie.
    Darena, immer noch wie gelähmt, ließ sich beiseite drücken. Sie lehnte sich an einen Sitz, legte den Kopf zurück und schloß die Augen. Sie zitterte immer noch heftig. In die Ruhepause hinein meldete sich der Schmerz wieder; ihr überbeanspruchter Körper beschwerte sich.
    „Mimi", murmelte sie, „Mimi, bleib von den Fenstern weg. Geh wieder in deine Deckung!"
    „Nein, wir müssen weiter!" widersprach das Mädchen. „Hier ist es nicht sicher! Und Papa ist vielleicht schon zurückgekehrt!" Sie kämpfte sich weiter in den hinteren Bereich des Busses und rief triumphierend: „Ich kann nur noch eine ganz kleine Rauchfahne sehen!"
    „Mimi, komm zurück!" befahl Darena. Sie kämpfte den Schmerz nieder, sie waren immer noch nicht in Sicherheit. Sie brauchte nur ein paar Minuten, um sich zu erholen, dann mußten sie weiter. Mimi hatte recht, dieser Platz war nicht gut.
    In diesem Moment hörte sie das furchtbare Knattern erneut.
     
    *
     
    „Mimi!" schrie Darena auf und hielt sich dann selbst erschrocken den Mund zu.
    Er hat uns doch geortet, und jetzt kommt er zurück. Er will uns herausscheuchen, damit wir wie Wild abgeknallt werden können. Er spielt mit uns!
    Darena Sar wurde es schwindlig, dieser neuerliche Schock raubte ihr fast das Bewußtsein. Die Angst war wieder da, pochender und lähmender noch als zuvor, bar jeglicher Hoffnung.
    Mimi war beim ersten Geräusch sofort zurückgekrochen und hatte sich in ihre Ecke hineingequetscht.
    Diesmal ließ sich der Dscherro nicht soviel Zeit, und er stellte auch das Zusatzgerät nicht ab. Lärmend und qualmend umkreiste er die Trümmerstelle mit dem Bus.
    Mimi begann vor Angst zu wimmern, und Darena legte ihr die Hand auf den Mund. Vielleicht konnte er sie nicht richtig orten, denn bisher hatte er noch keinen Schuß abgegeben. Vielleicht konnten sie ihn ein zweites Mal überlisten, wenn sie sich ganz still verhielten.
    Aber nein. Er trieb einfach weiter sein grausames Spiel mit ihnen. Vielleicht würde er sogar ein zweites Mal abziehen, um genauso schnell wieder zurückzukehren. So lange, bis sie die Nerven verloren oder er die Lust am

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