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1886 - Nach der Apokalypse

Titel: 1886 - Nach der Apokalypse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Mimis Hand los, hob das Kind auf eine umgestürzte Säule und befahl ihm, auf der anderen Seite hinunterzurutschen und zu warten. Dann sprang sie selbst hoch, suchte mit Händen und Füßen nach einem Halt in den Rissen und zog sich mühevoll nach oben.
    Für einen unsinnigen Moment dachte sie darüber nach, welches Kunstwerk hier wohl zerstört worden sein mochte. Gleichzeitig wartete sie jeden Moment darauf, durch die Desintegratorstrahlen des Bogantöters atomisiert zu werden.
    Dann war sie oben und ließ sich einfach fallen, ergriff wieder Mimis Hand und lief geduckt im Schatten der Säule entlang auf die andere Straßenseite. Mimi stolperte hinter ihr her, die Mutter zog sie jedesmal sofort hoch, wenn sie zu straucheln drohte.
    „Mama ...", begann Mimi.
    Darena entfuhr es fast hysterisch: „Still! Spar deinen Atem!"
    Sie rannten weiter. Der Lärm wurde allmählich ohrenbetäubend, und die Frau konnte nur hoffen, daß der Dscherro sie immer noch nicht entdeckt hatte. Bisher schien er mit seinem Chresch das Gebiet nur abzusuchen, er hatte den Sinkflug bereits gestoppt und beschleunigt.
    Niemand sonst war in der Nähe, keine rettende Hand streckte sich irgendwo aus den Überresten zerbombter Gebäude hervor und winkte sie zu sich, in den Schutz eines unterirdischen Rohrbahnnetzes. Die ganze Stadt wurde davon durchzogen, aber bisher hatte Darena Sar weder einen Eingang entdecken können, noch konnte sie sicher sein, daß gerade hier noch nicht alles eingestürzt war.
    In der Ferne konnte sie den Schlachterlärm hören; in anderen Stadtgebieten waren die Kämpfe noch in vollem Gange.
    Darena zwang Mimi über die nächsten Trümmer, sie hoffte auf eine Lücke zwischen größeren Teilen, in die sie hineinkriechen konnten. Aber bisher waren die Lücken entweder zu klein oder die Einsturzgefahr zu groß.
    „Mama, sieh doch!" Mimi zerrte an Darmas Hand und deutete aufgeregt.
    Ungefähr sechzig Meter weiter, neben einem großen Trümmerhaufen, lag ein abgestürzter Luftbus, den Darena bisher nicht bemerkt hatte. Eine sehr geringe Hoffnung, aber immerhin ...
    „Schnell, schnell!" Darena senkte unwillkürlich die Stimme zu einem kaum hörbaren Flüstern.
    Mimi verstand aber auch so. .Sie löste sich von ihrer Mutter und rannte flink wie ein Wiesel zwischen den Ruinen hindurch. Die Hoffnung auf ein Versteck schien sie zu beflügeln; ihre Müdigkeit war völlig verflogen.
    Darena folgte ihr, so schnell sie konnte. Von dem Luftbus war nicht mehr allzuviel übrig, aber sie konnten sich zwischen die Sitze hineinquetschen und darauf hoffen, daß der Dscherro nicht landen und jede Lücke genau in Augenschein nehmen würde.
    Und noch eine Hoffnung gab es, wenngleich auch eine makabre: Neben und in dem Luftbus lagen einige Leichen. Mimi zuckte zuerst zurück, aber dann kletterte sie zwischen ihnen hindurch. Von den Toten drohte keine Gefahr, und zwischen ihnen versteckt lagen ihre Chancen höher, nicht entdeckt zu werden.
    Mimi kroch zuerst in einen Sitzzwischenraum im mittleren Teil des Busses, dann quetschte sich Darena neben sie.
    „Verhalt dich ganz still", mahnte Darena leise. „Wenn er uns bisher nicht entdeckt hat, können wir’s schaffen ..."
     
    *
     
    Das Knattern des Chresch kam näher und näher. Darena spürte, wie sich die kleinen Finger ihrer Tochter schmerzhaft in ihren Arm krallten.
    „Er hat uns doch gesehen ...", flüsterte Mimi.
    „Still!" zischte Darena und versetzte ihr einen leichten Stoß, mit dem sie sich gleichzeitig aus dem Klammergriff befreite.
    Mimi schien noch mehr in den Spalt hineinzukriechen, nur ihre großen dunklen Augen schauten ängstlich hervor.
    Darena war selbst einer Panik nahe und konnte sich nur mit Mühe davor zurückhalten, aufzuspringen und weiterzulaufen, egal wohin, nur fort. Dieser Drang wurde um so schlimmer, je näher das Geknatter kam, sie konnte bereits den Gestank der Abgase riechen.
    Er sinkt wieder, dachte Darena verzweifelt, großer Gott, er geht direkt bei uns nieder!
    Sie schloß die Augen und zwang sich, langsam bis zehn zu zählen. Sie mußte jetzt vernünftig bleiben, durfte der Angst nicht nachgeben. Hoffentlich machte Mimi keinen Unsinn. Ihre Hand tastete nach der Tochter, sie merkte, wie sie zitterte.
    Laß das Kind deine Angst nicht merken, ermahnte sie sich.
    Aber wie sollte sie das Zittern abstellen? Wie zuvor Mimi bei ihr, so krallte sie sich jetzt in die Kleidung des Mädchens und drückte sich an es.
    Der Chresch wurde immer langsamer. Dann stellte der

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