Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1887 - Unsichtbare Siganesen

Titel: 1887 - Unsichtbare Siganesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Notvorrat ..."
    Erst jetzt entdeckte Rosa die verkohlte Rückenwunde des Soldaten. Von den Schulterblättern bis zu den Hüften hatte ein Thermostrahl Haut und Fleisch verbrannt und zugleich alle Adern verschorft. Nur deshalb war der Mann nicht längst verblutet.
    Die Recycling Unit lag tiefer, und unterhalb des Hüftbereichs war der SERUN kaum mehr beschädigt.
    Mit etwas Geschick und einer externen Energiequelle ließ sich das Wasser am Oberschenkelanschluß entnehmen.
    „Wenn wir etwas für ihn tun wollen, Rosa, müssen wir uns beeilen."
    Sie nickte stumm. Das Problem war nur die externe Energiequelle. In der ersten Euphorie hatte sie übersehen, daß die Anschlüsse ihres SERUNS und die des terranischen Riesen keineswegs kompatibel waren.
    „Halt!" dröhnte Pauls Stimme auf. „Den SERUN und den Terraner nicht berühren!"
    Rosa zuckte zusammen. Eine Handbreit waren ihre Finger noch von dem zerfetzten Anzug des Soldaten entfernt. Aber was sollte schon geschehen? Sie trug ihren Schutzanzug, die Handschuhe besaßen Tastsensoren, die perfekter reagierten als die Nervenenden in ihren Fingerspitzen ...
    „Faßt nichts an!" warnte nun auch Paula. Sanft gaukelte sie über den Körper des Mannes hinweg, und ihre Fühler zuckten ununterbrochen.
    „Er braucht Hilfe", drängte Rosa. „Jeder Tote in diesem unseligen Desaster ist ein Toter zuviel."
    „Schon wieder eine Falle?" fragte Domino Ross, an die Roboter gewandt.
    Paula senkte sich zu ihm hinab. „Ich habe herausgefunden, weshalb wir keine Infrarot-Spuren der Dscherro anmessen können", eröffnete sie. „Die Gehörnten verwenden Indiumantimonid, und hier, ringsum den Terraner, messe ich eine besonders hohe Konzentration an."
    „Indiumantimonid?" Ross glaubte, die Bezeichnung vor längerer Zeit schon einmal gehört zu haben, doch konnte er momentan keine praktische Anwendung damit verbinden.
    „Dieser Stoff verleiht allen Gegenständen oder Körpern, auf die er aufgetragen wird, eine negative Lumineszenz", erklärte der Schmetterlings-Roboter. „Das bedeutet, daß die betreffenden Körper auftreffende Strahlen absorbieren und eine Rückmeldung an Infrarot-Sensoren unterbinden. Ebenso blockieren sie die Wärmeabstrahlung auf Dauer."
    „Also haben sich in diesem Stollenabschnitt möglicherweise viele Dscherro aufgehalten?" Rosas Hand verharrte immer noch über dem zerfetzten Schutzanzug, aber nun zog sie sich langsam zurück.
    „Ich will einen Detail-Scan!" befahl Ross. „Der Terraner liegt bestimmt nicht zufällig hier."
    „Du glaubst, die Dscherro haben den Verwundeten präpariert?", stieß Rosa hervor. „Was für Teufel sind sie eigentlich?"
     
    *
     
    Eine knisternde blaue Entladung umfloß das engmaschige Drahtgeflecht, das unter dem SERUN zum Vorschein gekommen war; gleichzeitig begann sich der dünne Draht aufzulösen und brannte sein Gittermuster in die blanke Haut des Terraners ein.
    Rosa Borghan stieß eine Verwünschung aus. „Willst du ihn endgültig umbringen, Domino? Er hat das Bewußtsein verloren."
    „Wenn ihn jemand umgebracht hätte, dann die Dscherro. Und uns gleich mit." Ross nickte dem Insektenroboter zu, der abwartend neben ihm stand. „Du kannst den Sprengsatz herausziehen."
    Eine dünne, metallisch glänzende Folie kam unter dem Gewebe des Schutzanzugs zum Vorschein. Sie war knapp doppelt so groß wie die Hand eines normalgewachsenen Menschen, für die Siganesen schier eine kleine Tanzfläche, aber nicht dicker als vier Millimeter und äußerst biegsam. Sie hatte sich so perfekt den Körperumrissen des Verletzten angepaßt, daß sie erst nach mehrmaligem Hinsehen entdeckt worden war.
    Der Sprengsatz hätte ausgereicht, den Stollen in eine Flammenhölle zu verwandeln. Selbst starke Schutzschirme hätten dagegen keine Chance gehabt.
    Nachträglich schauderte Rosa bei dem Gedanken daran, daß die geringste unsachgemäße Berührung ein Inferno ausgelöst hätte. Nur hätte sie nicht einmal mehr Zeit gefunden, ihr Ende zu begreifen.
    Domino wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er wirkte müde, erschöpft beinahe, aber er wäre der letzte gewesen, der sich Ruhe gönnte. Er hatte Probleme gehabt, die Bombe zu entschärfen.
    „Ich begreife nicht, wie die Dscherro mit ihren vierfingrigen Pranken derart hochsensible Zündsätze handhaben können." Er hob die Augenbrauen, als Rosa Borghan in den Überresten des SERUNS tatsächlich noch Wasser fand, nicht viel zwar, aber doch genug, um dem Verwundeten wenigstens vorübergehend

Weitere Kostenlose Bücher