1888 - Drei gegen Gousharan
Zögern bemerkte. „Wir haben unsere Uberwachung in Gousharan verstärkt."
Fellokk hatte eine heftige Erwiderung auf den Lippen, unterbrach sich aber selbst. „Egal", knurrte er nur, „ich weiß jetzt wenigstens, daß ich mich auf die Footen verlassen kann. Seassor, ich bin dir zu Dank verpflichtet wenn du einen Wunsch hast ..."
Das kleine, sechsgliedrige Wesen zögerte nur kurz. Noch näher flog es mit seinem Antigrav heran.
„Du wirst es nicht gerne hören, Taka, aber Fremde sind in die Burg eingedrungen, Spione der Terraner.
Sie sind noch kleiner als wir, und wir haben sie schon vor Stunden entdeckt und jagen sie, und ich bin sicher, wir können sie bald gefangennehmen. Ich will die drei lebendig, weil ihr Wissen vielleicht mehr wert ist als alles, was wir den Terranern abpressen können."
„Drei kleine Menschen ..." Fellokk entblößte die Reißzähne zu einer Grimasse der Zustimmung. „Ich gebe die Anweisung, sie auf keinen Fall zu töten. Wenn ihr sie habt, Seassor, bringt sie mir."
7.
Es war sein Fehler gewesen, dem Footen zu vertrauen. Nun wußten die Dscherro, daß sich Spione der Terraner eingeschlichen hatten, und damit hatte die Jagd begonnen. Wenn Rosa oder Arno ihm bittere Vorwürfe gemacht hätten, hätte Domino Ross das sogar verstanden, doch beide schwiegen, und er wußte nicht, woran er mit ihnen war.
Fürs erste hatten sie in den Hallen mit Beutegut einen vorübergehenden Unterschlupf gefunden. Doch das konnte nicht von Dauer sein. Da Dscherro und Footen mit Ortungsgeräten ihre Spur aufgenommen hatten, verbot es sich, momentan den Stützpunkt aufzusuchen. Domino verspürte zumindest Erleichterung darüber, daß Bousseor keine Ahnung von der Lage des Stützpunktes hatte.
Einen Ort gab es, an dem die Dscherro kaum nach ihnen suchen würden, das waren die Verliese der Gefangenen. Die Situation hatte sich verändert. Waren die Siganesen zuvor darauf bedacht gewesen, ihre Anwesenheit auch vor den Terranern zu verheimlichen, so konnten sie sich inzwischen genausogut zu erkennen geben.
Nach wie vor benutzten sie die Tunnel der Footen, wenn auch nicht mehr mit der anfänglichen Sorglosigkeit. Achthundert Footen konnten nicht überall zugleich sein. Domino atmete erleichtert auf, als sie ungeschoren die Verliese erreichten.
Die Masse der Gefangenen wirkte apathischer als vor Tagen; die meisten vegetierten nur noch dahin, es war ein Bild, wie es schrecklicher kaum sein konnte. Dazu der Gestank, den die Luftumwälzung nicht beseitigen konnte, der mittlerweile allem anhaftete wie eine besondere Aura. Es stank nach Schweiß und Exkrementen, nach Blut, vor allem aber nach Desinfektionsmitteln, die die Dscherro wohl großflächig versprüht hatten, insgesamt eine Mischung, die den Siganesen schier den Magen umdrehte.
Irgendwo beteten Menschen. Ihre Stimmen klangen heiser und stockten immer wieder; was sie murmelten, klang routinehaft, das Alibi einer Hoffnung, die sich doch nicht erfüllte. Die Menschen kaschierten ihre Verzweiflung, die unter der dünnen Tünche der Zivilisation aufplatzte wie ein Geschwür.
Die Verzweiflung, das erkannte Dominn entsetzt, würde die Gefangenen umbringen.
Hemmungsloses Schluchzen ließ ihn aufmerken. Eine junge Frau, vierzig vielleicht, kaum älter, hielt ein’ kleines Kind in den Armen. Das Gesicht des Kindes war blau verfärbt, Pusteln hatten sich gebildet und waren blutig aufgeplatzt. Wenn keine vernünftige medizinische Versorgung erfolgte, würden Krankheiten bald um sich greifen. Die geschwächten Menschen hatten ihnen wenig an Kraft entgegenzusetzen.
„Mein Kind stirbt!" Alle Verzweiflung dieser Welt schwang in dem Aufschrei mit. Vergeblich versuchte die Frau, sich durch die Menge zu kämpfen, irgendwohin, wo sie vielleicht Hilfe erwartete. Doch sie kam nicht weit, blieb in der stummen Masse ausgemergelter Leiber hängen, stolperte über am Boden Liegende.
„Helft mir. Holt die Dscherro - sie sollen mich töten, aber meine Tochter am Leben lassen ..."
Die Frau knickte ein, das Kind fest an ihre Brust gedrückt, sie krächzte, schrie und rappelte sich wieder auf, schlug die Hände zurück, die sich ihr entgegenstreckten, kämpfte sich verbissen weiter. Andere Geiseln begannen ebenfalls zu rufen, ein schriller Chor, getragen von Verzweiflung, Haß und Wut.
Domino hatte bereits das Medoset seines SERUNS geöffnet und ein .Breitbandantibiotikum, eine wohl viel zu geringe Menge, hervorgeholt, als Rosa ihm die Hand auf den Arm
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