1889 - Gefangen in Terrania
wischte sich die schweißnassen Hände an den Hosen ihrer Kombination ab. Ihr zitterten die Knie, und sie war froh, daß Katie Joanne bei ihr war und ihr die Kräfte verlieh, die in dieser Situation notwendig waren.
Der Dscherro sprang grunzend von der Maschine, ohne sich umzusehen, und hätte sie zur Seite geschleudert, wenn sie noch hinter ihm gestanden hätten. Mit herrischer Geste befahl er ihnen, die Burg zu betreten. Sie gehorchten, und er trieb sie in einen der düsteren Gänge.
Die zwei Frauen waren endgültig Gefangene der Gehörnten. Sie gehörten zu den Geiseln.
In einem kleinen Gewölbe, dessen Decke mit den Totenschädeln unterschiedlichster Wesen bedeckt war, blieben sie stehen. Ein anderer Dscherro trat ihnen entgegen. Er war klein und dünn, sein Schädel schien nur noch aus Haut und Knochen zu bestehen. Ein Horn hatte er nicht mehr, dafür wölbte sich eine häßliche Fleischwucherung auf seiner Stirn auf.
„Wir sind in Verhandlungen eingetreten", eröffnete er ihnen. „Ich bin für ihre Durchführung verantwortlich."
Er blickte sie abwechselnd an, und sie hatten das Gefühl, daß er ihnen bis in ihr Innerstes sehen konnte.
„Ich bin Guulor, und ich erwarte von euch, daß ihr vom Leben der Gefangenen berichtet. Ihr werdet den Menschen da draußen zeigen, wie es ihnen ergeht und was mit ihnen geschieht, wenn unsere Forderungen nicht erfüllt werden."
„Wir tun, was wir können", versprach Katie Joanne.
„Du hast mich nicht verstanden", krächzte und zischte er, während seine Worte vom Translator übersetzt wurden. „Morgen werden tausend Männer, Frauen und Kinder da draußen auf der Plattform stehen und darauf warten, daß man uns gibt, was wir verlangen. Sie werden alle in die Tiefe stürzen, wenn man sich uns widersetzt. Darüber werdet ihr berichten."
Sein fleischloses Gesicht verzerrte sich und glich einer Totenmaske.
„Wir haben gesehen, welche Bilder SolTel gesendet hat. Also versucht nicht, uns zu täuschen, sonst seid ihr die ersten, die in die Tiefe geschleudert werden!"
Astra Hossaiini atmete auf. Sie erkannte, daß ihr Leben nicht unmittelbar bedroht war und daß eine Aufgabe auf sie wartete, die sie bewältigen konnte.
„Was für eine Forderung habt ihr gestellt?" fragte sie.
Der Dscherro sagte es ihr.
Die beiden Frauen blickten sich kurz an. Sie waren sicher, daß Cistolo Khan diese Forderung ablehnen würde.
*
Im improvisierten Hauptquartier auf dem Flottenraumhafen zogen sich Cistolo Khan und Atlan in eine kleine Messe zurück, um Tee zu trinken und ungestört miteinander reden zu können. Sie waren allein in dem Raum. Beide standen unter der Einwirkung der Forderung, mit der sie konfrontiert worden waren.
‘ „‘Wir haben keine andere Wahl", betonte der scharfsinnige Arkonide, der in seiner konsequenten Art längst die nötigen Entschlüsse gefaßt hatte. „Wir müssen die Raumschiffe ausliefern."
„Wahnsinn!" erwiderte der LFTKommissar. „Ich bin froh, daß sie uns eine Frist gewährt haben, damit wir darüber nachdenken können. Alle Raumschiffe der NOVA-Klasse; es sind ja ohnehin keine sechzig mehr.
Ist dir bewußt, was das für Werte sind? Welchen Machtzuwachs es für die Dscherro bedeutet, wenn sie die Raumer erhalten? Wir sollen ihnen die Pistole in die Hand geben, die sie uns anschließend an die Schläfe setzen werden, um uns zu erschießen!"
„Wir können es drehen und wenden, wie wir wollen", beharrte der Arkonide. „Es bleibt dabei. Wir müssen die Raumschiffe übergeben, oder willst du zulassen, daß die Geiseln sterben?"
„Wir hätten schon viel früher handeln müssen", erkannte der LFT-Kommissar. „Zu Anfang hatten die Gehörnten nur wenige Geiseln. Wir hätten ihren Tod in Kauf nehmen müssen und hätten dadurch Tausenden, vielleicht gar Zehntausenden das Leben gerettet."
„Das konnte zu Beginn des Angriffs niemand wissen", stellte Atlan gelassen fest. „Sich jetzt Vorwürfe zu machen bringt überhaupt nichts. Du konntest dich gar nicht anders entscheiden, da du nicht wissen konntest, daß die Situation derart eskalieren würde."
„Du hast recht. Es führt zu nichts, den Möglichkeiten nachzutrauern, die wir vor zwei Wochen hatten.
Wir müssen uns mit der Situation auseinandersetzen, die wir jetzt haben. Du bist nicht der einzige, der die Raumschiffe übergeben will. Alle Regierungsmitglieder, mit denen ich sprechen konnte, verlangen die Übergabe. Nur die Opposition läuft Sturm gegen diesen Plan." .
„Das war
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