1889 - Gefangen in Terrania
Dscherro, denen sie ihr Schicksal zu verdanken hatte, sondern gegen die Reporterin, von der sie glaubte, daß sie ihr Elend ausschlachten wollte.
„Wenn ich dich erwische, reiße ich dich mit in die Tiefe!" schrie die Frau.
Katie Joanne ließ eine Kamera etwa hundert Meter weit absinken und nach oben richten, um für den Fall gewappnet zu sein, daß die Geiseln tatsächlich von der Plattform gestoßen wurden.
Eine weitere Kamera zielte auf die Delegationen tief unter ihr. Sie wählte die nötigen Ausschnitte und ließ sie vom Syntron so lange vergrößern, bis sie erkennen konnte, wer an den Verhandlungen teilnahm. Sie machte unter anderem Cistolo Khan, Atlan, Hermon von Ariga, Domro Shoein, den Polizeichef von Shanghai, der in den letzten Tagen die Polizei von Terrania übernommen hatte, einen kleinen Mann mit hängenden Lidern, sowie Lero Arbid Nuaro, einen der Bürgermeister von Terrania City, aus.
Als sie alle Geräte den Anforderungen entsprechend positioniert hatte, schaltete sie SolTel mit Hilfe ihres Syntrons auf Sendung. Zugleich begann sie mit ihrem Kommentar.
„Während tief unter uns die Verhandlungen fortgesetzt werden, bangen tausend Geiseln um ihr Leben.
Sie werden von Dscherro gepeinigt, die keine Hemmungen haben werden, die furchtbaren Neuro-Peitschen gegen sie einzusetzen und sie über den Rand der Plattform hinauszutreiben."
Sie konzentrierte sich auf eine Reihe von Gesichtern, die von nackter Angst gezeichnet waren.
Ihr Bericht ging in die Weiten der Milchstraße hinaus und wurde auf den meisten Welten der LFT empfangen.
DREI „Sie werden versuchen, uns zu hintergehen."
„Das würden wir an ihrer Stelle ebenfalls machen."
„Es darf ihnen nicht gelingen."
„Wir werden wachsam sein und alles Schritt für Schritt überwachen. Sie sind uns technisch überlegen, doch das wird sich ändern; wenn wir die Raumschiffe erst einmal in unseren Händen haben."
„Sie wären Narren, wenn sie uns die Raumschiffe mit sämtlichen Waffen an Bord übergeben würden."
„Wir haben sie bereits zu Narren gemacht, und wir werden ihnen Schritt für Schritt vor Augen führen, daß dies genau die Rolle ist, die ihnen gebührt. Wir zwingen sie in die Knie!"
*
„Nein!" weigerte sich Cistolo Khan. „Wir sind grundsätzlich bereit, die NOVA-Raumschiffe zu übergeben, aber die PAPERMOON als mein Flaggschiff werde ich behalten. Außerdem ist die VULPECULA im Kampf gegen die Tolkander vernichtet worden. Somit verbleiben achtundfünfzig Raumschiffe, die wir euch überlassen können.
„Sechzig", beharrte Taka Fellokk auf seiner Forderung. Er zeigte zu der Plattform mit den Gefangenen hoch. „Oder die Geiseln stürzen in die Tiefe."
„Ich kann es nicht ändern", gab der LFT-Kommissar kühl zurück. „Achtundfünfzig Raumschiffe und kein einziges mehr. Ich kann nicht allein entscheiden, sondern bin abhängig von der Zustimmung vieler Verantwortlicher."
„Sechzig!" brüllte Taka Fellokk. Er ballte die Hände zu Fäusten, schob seinen Unterkiefer vor und drückte die Reißzähne nach oben. In seinen Augen brannte ein wildes Feuer, so daß es schien, als könne er seine Emotionen kaum noch beherrschen.
Der Anführer der Dscherro hatte ein Stirnhorn, das gedreht war wie ein Schneckenhaus und einen zwanzig Zentimeter langen Bajonettaufsatz hatte. Dazu trug er ein Gestell auf dem Kopf, das an ein doppellinsiges Fernglas erinnerte. Cistolo Khan hatte mittlerweile erfahren, daß es sich dabei um einen Spion handelte, mit dem er durch Wände von Gebäuden blicken und Wärmequellen aufspüren konnte.
Den Oberkörper des Gehörnten zierte ein Wams mit zebraartigen, gelbschwarzen Längsstreifen und langen Ärmeln; die an den Schultern ballonartig aufgeplustert waren. Die Handgelenke wurden von metallenen Armbändern verdeckt, die mit allerlei technischen Geräten ausgestattet waren.
Er gab seinen Serofen ein Zeichen, und plötzlich flammten mehrere Holo-Würfel auf. In ihnen erschienen die Bilder, die Katie Joanne und Astra Hossaiini mit ihren Kameras aufnahmen. Sie zeigten die Geiseln hoch oben auf der Plattform.
Gesichter, von Grauen und Angst gezeichnet.
Menschen, zitternd, unmittelbar am Abgrund.
Dscherro mit Neuro-Peitschen in den Fäusten.
„Ein Wort von mir genügt", drohte Taka Fellokk, „und tausend Menschen fallen euch von dort oben vor die Füße."
„Keiner von uns will sein Gesicht verlieren", mischte sich Atlan nüchtern ein. Durch seine ruhige, überlegene Art dämpfte er den Zorn
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