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1889 - Gefangen in Terrania

Titel: 1889 - Gefangen in Terrania Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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langer Zeit gelandet waren. Der Dscherro wies ihnen einen Platz am Rande zu und wartete. Als Katie Joanne eine Frage stellte, hob er drohend den Neuro-Pinsel, und sie verstummte.
    Einige Minuten verstrichen, dann drängten die anderen Gefangenenaus dem Gang heraus. Die meisten von ihnen schleppten sich mühsam voran.
    „Ich vermute, daß wir sie filmen sollen", wisperte die Journalistin Astra zu.
    „Wozu?" entgegnete die Hauptgesellschafterin von SolTel. „Das ergibt doch keinen Sinn."
    „Wart’s ab. Die Dscherro haben es sich genau überlegt."
    Sie behielt recht. Etwa tausend Männer, Frauen und Kinder kamen auf die Plattform, ausgemergelte, erschöpfte Gestalten, von Furcht und Qualen gezeichnet, denen sie seit Wochen ausgesetzt waren, bewacht von Dscherro mit ihren Neuro-Peitschen.
    „Wozu brauchen sie mich?" sorgte sich Astra. „Ich kann nichts tun. Ich habe keinen Antigravgürtel und keine Kameras. Sie hätten mich in der Sendezentrale lassen sollen."
    „Laß es dir nicht anmerken", ermahnte Katie Joanne sie geradezu geschäftsmäßig kühl. Sie weigerte sich, an dem Schicksal der anderen Gefangenen teilzunehmen, und konzentrierte sich auf ihre Aufgabe als Berichterstatterin: „Mein Syntron übermittelt die Bilder an die Sendezentrale. Er wird dafür sorgen, daß ständig wechselnde Ausschnitte ausgestrahlt werden."
    „Du meinst, die Dscherro merken nicht, daß ich keine Aufgabe habe?"
    „Wenn sie dahinterkommen, werden sie dich mit den anderen in die Tiefe stürzen!" Katie Joanne entschloß sich zur schonungslosen Offenheit. „Also reiß dich endlich zusammen und spiele deine Rolle! Wir gaukeln ihnen ein Team vor!"
    „Du bist unglaublich, Katie", versetzte Astra Hossaiini bewundernd. „Ich wollte, ich hätte deine Kraft."
    Die Journalistin nickte ihr zu, schaltete ihre Gravo-Paks ein und schwebte in die Höhe, bis sie die Menge überblicken konnte. Die Gefangenen waren viel zu erschöpft, um sich wehren zu können. Sie standen auf der Plättform, ihre Augen waren leer und ausdruckslos, als hätten sie sich längst aufgegeben.
    Sie ließ die kleinen Kameras aus ihrer Tasche heraus. Wie ein Schwarm umschwebten sie die kleinen Flugkörper.
    Katie Joanne ließ sich über den Rand der Plattform hinaustragen, vor dem die Gefangenen ängstlich zurückgewichen waren. Einige der Geiseln hatten sich auf den Boden gesetzt, teils weil ihnen die Kraft fehlte, sich auf den Beinen zu halten, teils weil es so schwieriger für die Dscherro war, sie über den Rand hinauszutreiben.
    Erschauernd blickte die Journalistin in die Tiefe. Weit mehr als tausend Meter unter ihr waren einige Schourchten der Dscherro und mehrere Gleiter der terranischen Delegation unmittelbar an der Barriere gelandet. Die Verhandlungen hatten anscheinend begonnen.
    Sie positionierte ihre Kameras und schaltete sie ein. Mehrere Holo-Würfel entstanden vor ihr.
    Über die Köpfe der Gefangenen hinweg konnte sie sehen, daß Astra handelte. Sie verfügte über eine Kamera und hatte mit ihrer Hilfe sieben Holos aufgebaut, obwohl zwei durchaus genügt hätten. Auf diese Weise täuschte sie Beschäftigung vor.
    Einer der Gefangenen, ein hochgewachsener, hagerer Mann, trat bis an die Kante der Plattform heran und hob drohend die Faust.
    „Verschwinde endlich, du Ratte!" rief er zu Katie Joanne hoch. „Gibt es für euch Journalisten denn überhaupt keine Grenzen mehr? Wieviel verdienst du an unserem Tod?"
    Katie Joanne preßte die Lippen zusammen. Sie hätte dem Mann gern erklärt, daß sie zu ihrer Arbeit gezwungen wurde und daß ihr keine Wahl blieb. Sie verzichtete darauf, weil sie keine Zeit hatte, sich mit ihm und anderen auseinanderzusetzen.
    Besorgt blickte sie zu Astra Hossaiini hinüber, doch die schien nicht bedroht zu sein. Sie arbeitete unauffällig im Hintergrund und fand kaum Beachtung bei den Gefangenen.
    „Sei vorsichtig!" warnte sie ‘die wichtigste Gesellschafterin von SolTel über Funk. „Sie suchen ein Ventil für ihre Ängste. Sie müssen nicht merken, daß wir zusammengehören."
    „Ich habe verstanden", antwortete Astra. Sie sprach so leise, daß ihre Stimme kaum zu verstehen war.
    Verächtlich spuckte der Hagere vor Katie Joanne aus. Ein anderer Mann schleuderte einen Stein nach ihr, verfehlte sie jedoch.
    „Komm nur nicht in unsere Nähe!" schrie eine rothaarige Frau mit kippender Stimme.
    Der ganze Haß, der sich in den vergangenen Tagen in ihr aufgestaut hatte, brach heraus. Nur richtete sich ihr Zorn nicht gegen die

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