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1891 - Das Mädchen Siebenton

Titel: 1891 - Das Mädchen Siebenton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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längst zum Mann geworden sein.
    Aber sie, sie war jetzt wenigstens auf dem Weg dorthin, wohin es sie immer mehr gezogen hatte: zu den Sternen! Wenn sie es richtig anpackte, konnte die noch so vage aussehende Zukunft eine strahlende werden. Es lag sicherlich auch an ihr. Und wer sagte, daß die Schreckensbilder, die allgemein vom Halo gemalt wurden, auch stimmten? War es nicht nur die Angst vor dem Unbekannten, die die Mönche auf Wolkenort so hatte reden und manchmal nur flüstern lassen?
    „Ich möchte wissen, wo wir jetzt sind", sagte Herget, mit 78 Jahren die jüngere von Siebentons Kammergenossinnen. „Lange kann der Flug nicht mehr dauern, auch wenn wir noch auf einigen Planeten landen und Frauen an Bord nehmen sollten. Das ist ja schon zweimal geschehen." ‘ „Wer sagt dir das?" fragte Beckar; sie war fünfzehn Jahre älter als Herget. „Das mit dem Flug?"
    „Mein Gefühl", behauptete Herget. „Oder glaubt ihr, sonst ließen die Wächter uns so lange in den Kammern? Und die Zwischenlandungen habt ihr ja auch mitgekriegt."
    Sie vermied das Wort „eingesperrt", fiel Siebenton auf. Im Gegensatz zu ihr und Beckar stand Herget den Grenzwächtern positiv und kritiklos gegenüber. Was sie taten, war für sie richtig. Es gab bei ihr keine Zweifel.
    Siebenton hätte, außer Brovn, nur zwei oder drei Besatzungsmitglieder gesehen, als sie ins Schiff gebracht und auf die Kammern verteilt wurden. Dazu kam der, der ihnen das Essen brachte. Ihr Anblick war nicht gerade vertraueneinflößend. Die Außenwächter trugen orangefarbene Schärpen, aber vor allem rote Kapuzen, die über das ganze Haupt hingen und lediglich einen Spalt für die Augen beziehungsweise die Mundund Atemöffnung ließen. Diese Kapuze schienen die Ordensangehörigen permanent zu tragen.
    „Mich interessiert vielmehr", sagte Siebenton, „warum ausschließlich Frauen rekrutiert worden sind. Ich habe jedenfalls keinen einzigen Mann gesehen, der an Bord gegangen ist."
    „Das ist doch klar", meinte Herget. „Die Shaogen-Außenwächter sind Agenten und Kämpfer. Um stark zu sein, müssen sie daher noch jung sein, aber bereits mit allen Geheimnissen des Ordens und der Kampfeskunst vertraut. Und diese Geheimnisse lernen sie als Frauen kennen."
    „Wer hat dir das gesagt?" fragte Beckar.
    „Manche Dinge weiß man, wenn man nur lange genug seine Sinne geöffnet hat."
    Siebenton fragte sich, ob Herget sich nicht doch freiwillig bei einem Rekrutierungsbüro gemeldet hatte und für geeignet befunden worden war.
    Plötzlich wurde die schwere Kammertür von außen geöffnet, und ein Außenwächter trat halb herein.
    Siebenton wußte nicht, ob es jener war, der ihnen das Essen brachte. Sie sahen mit ihren Kapuzen alle gleich aus.
    Sie war überrascht, als der Wächter nur ihr ein Zeichen gab, ihm nach draußen zu folgen.
    „Du da, komm!" sagte er. „Brovn erwartet dich."
    Der „Werber"? Was konnte er noch von ihr wollen? Bei Koliwan hatten sie ausführlich geredet, aber gesagt hatte Brovn dabei so gut wie gar nichts. Was konnte er jetzt von ihr wollen?
    Durch ungepflegte Korridore und über Rampen gelangte sie zu ihm. Brovn bewohnte natürlich eine Kammer für sich allein, doppelt so groß wie die der drei Frauen. Sie war mit einigen technischen Geräten ausgestattet. Auf einem Bildschirm sah sie einen Ausschnitt der TARASCH-Zentrale.
    Brovn wartete, bis Siebenton eingetreten war und sich die Tür hinter ihr wieder geschlossen hatte. Sie waren allein. Er erhob sich nicht aus seinem Schwenksitz vor den Bildschirmen und wies ihr einen Sessel ihm gegenüber zu.
    Es war das erstemal, daß er eine der Frauen, mit denen sie Kontakt hatte, während des Fluges zu sich bestellt hatte. Sie sagte es ihm und fragte nach dem Grund.
    „Du zeigst mir wieder einmal, daß du nicht auf den Mund gefallen bist, Siebenton", versetzte er mit einem schwachen Lächeln. Er schien als einziger Mann auf dem Schiff keine Kapuze zu tragen. „Und daß du dir Gedanken machst. Du stellst viele Fragen."
    „Tue ich das?" fragte sie aufsässig, als eine Ahnung in ihr aufstieg. „Werden wir denn abgehört?"
    „Selbstverständlich machen wir ... Kontrollen", gab Brovn zu" als handelte es sich um eine reine Formsache und nicht etwas, das mit der Würde der Mönche zu tun hatte. „Und ich gestehe, daß es besonderen Spaß macht, dir zuzuhören, wenn du dich mit deinen Freundinnen unterhältst, Siebenton." Aber es klang irgendwie anders, nicht so, als würde er sich wirklich darüber

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