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1893 - Offensive des Traal

Titel: 1893 - Offensive des Traal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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der Außenwächter kennen und freundete sich recht schnell mit den äußeren Gegebenheiten an, die die Isolation im Glauben den Mönchen und Mönchinnen in den Schiffen vorgab. Daß sie bereits ein Jahr später in die monatelange Phase der Hilflosigkeit fiel und die Kabine an Bord der DOLAGEN anschließend als Mann verließ, hatte sie nicht ahnen können.
    Nach dem Wechsel des Geschlechts stieg Bontereigg rasch in der Rangordnung der Außenwächter nach oben. Auf Phasenberg hätte man gesagt, er habe Karriere gemacht. Doch dieses Wort aus dem Sternidiom entsprach nicht seinem Charakter, und so hatte er es bereits in jungen Jahren aus seinem Wortschatz verbannt.’ Bontereigg wurde Cheffunker und anschließend Pilot. Er wechselte von der DOLAGEN auf die HERMYTEN und traf Geunpach wieder. Andere führten inzwischen die Arbeit der Sucher und Werber aus.
    Geunpach genoß es, nicht mehr auf Schritt und Tritt den Zweifeln und Ängsten seines Volkes ausgesetzt zu sein. Diese nahmen mit den Jahren immer weiter zu. Der Traal verlor zudem seine frühere Rolle als Hort einer kleinen Sekte von Abtrünnigen und gewann an Bedeutung. Als der erste Planet an der Peripherie, jener Grenze zwischen dem Shaogen-Sternlicht und der äußeren Galaxis, im Zuge eines Regierungswechsels dem Shaog-Kult abschwor und sich die Phrasen des Traal durchsetzten, galt dies unter den Außenwächtern als erstes Zeichen für die heraufziehende Gefahr. Sie verstärkten ihre Anstrengungen und bauten ein Agentennetz auf, wie es einmalig in der Geschichte von Shaogen-Himmelreich war. Geunpach zählte mit zu den ersten, die das Opfer brachten.
    Die Agenten verzichteten auf die Isolation im Glauben, schärften ihr Bewußtsein gegenüber der Tatsache, daß der Kontakt mit anderen Wesen und Ansichten automatisch zu einer unbewußten Beeinflussung führte, und fanden sich unter schweren inneren Qualen damit ab, daß sie nie wieder in die Gemeinschaft des Ordens zurückkehren durften.
    Von da an sah Bontereigg Geunpach nie wieder bis zu dem Tag, als er sich unter den immer stärker werdenden Aktivitäten des Traal entschloß, mehr für sein Volk und die gesamte Galaxis zu tun, als ihm von Bord eines Mondes aus möglich war.
    Deshalb stand er jetzt hier und hörte sich die schiefen und teils unmelodischen Worte Korters an. Man wußte, daß er besser reden konnte; immerhin hatte ihn Siebenton selbst zum Nachfolger Brovns bestimmt.
    Hinter geschlossenen Membranen flüsterten sich einflußreiche Außenwächter zu, daß sich .Korters Ansichten und seine Weltschau immer mehr verdüsterten und er in eine persönliche Untergangsstimmung hineingeriet, die es dem Orden nicht gerade leichtmachte, seinen Aufgaben nachzukommen.
    Bontereigg maßte sich nicht an, ein Urteil über Korter zu fällen. In Zukunft würde er nichts mehr mit dem Anführer der Außenwächter zu tun haben. Als Agent unterstand er ab sofort einem Agentenführer, und den nannten sie Vlko, was Wolf bedeutete. Mit richtigem Namen hieß er Geunpach.
     
    3.
     
    Sie brachten die Ladung kurz nach Mittag. Der Himmel leuchtete hellviolett, als das Schiff mit lautem Gebrüll am Firmament auftauchte und scheinbar wie ein Stein der Oberfläche entgegenfiel. In das Donnern der Triebwerke mischte sich das Gejaule des überbeanspruchten Materials.
    Houcho Maull erschien unter der Balkontür’ und starrte auf das Bündel in der Ecke, diesen widerlichen Rest Leben. Dürre Hände ragten aus dem Haufen Lumpen hervor und schrieben mit einem Stift ununterbrochen auf ein dickes Bündel Papier.
    „Intelligenzbolzen, hörst du das?" Ihre Stimme vibrierte, und die Worte drangen zischend unter der Kapuze hervor, die das Gesicht in ewigen Schatten hüllte.
    „Ja, ich höre es", antwortete das Bündel und raschelte.
    Ein Kopf tauchte aus den Lumpen auf. Rote Furchen und weiße, blätternde Schuppen kennzeichneten ihn. Die beiden Membranöffnungen wiesen zahlreiche Schründe und Narben auf. Die Augen fehlten. An ihrer Stelle gähnten zwei eitrige, übelriechende Höhlen.
    Houcho starrte auf diese Höhlen, die eine merkwürdige Lebendigkeit auszustrahlen schienen, gerade so, als lebten Würmer in ihnen.
    „Es ist Tendrik Maull, der alte Säufer", sagte die Anführerin des Traal leise. „Ich hielt ihn für tot. Der Lärm ist das erste Lebenszeichen seit Wochen."
    „Ja", krächzte der verkrüppelte Mönch in der Ecke. „So wird es sein. Wenn er nicht bald ein neues Schiff bekommt, bricht er sich den Hals."
    Die Jedouine

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