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19 - Am Jenseits

19 - Am Jenseits

Titel: 19 - Am Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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aufgeben, weil mich jetzt die Wirklichkeit mit ihren Anforderungen mehr als zur Genüge in Anspruch nahm.
    Die Beni Khalid kamen nicht gegangen, sondern geritten; sie brachten ihre Kamele und die ganze Bagage mit. Daraus war zu schließen, daß sie sich des Sieges bewußt waren und dann gleich den Platz des Brunnens besetzen wollten. Einstweilen ließen sie ihre Tiere draußen jenseits des Felsens lagern und kamen dann herbei, um sich so aufzustellen, wie der Bote es ihnen sagte. Wenigstens sah ich, daß er sie nach der Westseite des von uns gezogenen Kreises führte und sprechend und rufend dort hin und her ging. Es schien uns also gelingen zu sollen, die Sonne hinter uns zu haben. Ihr Scheik war in stolzer Zurückhaltung einstweilen noch bei den Kamelen geblieben. Unsere Haddedihn ordneten sich auch bereits hüben auf unserer Seite. Sie hatten eine Decke ausgebreitet, auf welcher Hanneh saß, um dem Kampf zuzuschauen. So befand sich also am Brunnen jetzt niemand, denn auch die Mekkaner waren fort. Halef hatte ihnen während meiner Abwesenheit gesagt, daß sie tun könnten, was ihnen beliebe, und so sah ich sie jetzt nach der Rückkehr des Münedschi mit ihm hinüber zu den Beni Khalid ziehen. Sie hatten ihre Tiere mit. Der Schatz, um den es sich handelte, befand sich selbstverständlich in unserer Verwahrung.
    Ich holte vor allen Dingen meinen fünfundzwanzigschüssigen Stutzen. Als Halef mich mit diesem Gewehre kommen sah, dem wir schon manche Rettung aus verwickelter Lage verdankten, sagte er:
    „Recht so, Sihdi! Der Häuptling ist zwar sehr eifersüchtig auf seinen Ruf, daß er sein Wort nie breche, aber man kann diesen Beni Khalid doch nicht trauen. Wenn sie nicht Sieger werden, kann die Aufregung sie leicht zu Gewalttätigkeiten führen, welche er nicht zu verhindern vermag. Da ist dein Stutzen das beste Mittel, sie in Schach zu halten. Dein Platz ist hier neben Hanneh. Khutab Agha wird an ihrer andern Seite sitzen.“
    Bei uns hier hüben herrschte Ruhe, bei den Beni Khalid aber eine ungemeine Beweglichkeit und Aufregung; es dauerte lange, ehe sie sich gelegt hatte. Endlich hatten sie sich in einem großen Kreisbogen niedergesetzt, in dem es, der fliegenden Kugeln und Speere wegen, eine Lücke gab, damit kein Nichtkämpfer verletzt werden könne. Nur drei saßen nicht. Sie gingen mit stolzen Schritten und herausfordernden Gesten hin und her. Das waren unsere Gegner; der Wassermann befand sich bei ihnen.
    Nun kam endlich auch Tawil Ben Schahid. Er betrat den Kreis und ging langsam und würdevoll nach der Mitte desselben. Seine drei Helden folgten ihm. Er erwartete, daß wir zu ihm kommen würden, und wir taten es. In seinem von den gestrigen Hieben geschwollenen und gefärbten Gesichte war nichts als Haß zu lesen, aber hinter äußerlicher Ruhe versteckt.
    „Es ist verboten, beleidigend zu sprechen“, sagte er. „Darum werden wir so wenig wie möglich reden und euch lieber unsere Taten zeigen!“
    Er schien uns imponieren zu wollen und eine Antwort zu erwarten. Als wir nichts sagten, fragte er:
    „Ihr kennt die Bedingungen?“
    „Ja“, antwortete Halef kurz.
    „Es wird nicht geschont. Tot wollen wir euch sehen oder doch wenigstens so schwer verwundet, daß ihr euch nicht vom Boden erheben könnt und nachträglich elend zu Grunde gehen müßtet, wenn wir euch nicht sogleich vollends töteten!“
    „Du sprichst nur davon, was ihr tun werdet. Ich sage nur, daß wir euch schonen werden. Wir trachten nicht nach Mord und Blut.“
    „Das kannst du wohl sagen, weil ihr gar nicht dazu kommen werdet, Schonung an uns zu üben! Wir wollen losen. Wo sind eure Kämpfer?“
    „Hier wir drei.“
    „Dieser Knabe auch?“
    „Ja.“
    „Ihr seid verloren! Allah hat euch schon bei der Wahl den Verstand so verfinstert, daß eure drei schwächsten Personen ausgesucht worden sind! Die Lose habe ich hier; es sind drei Hölzchen; das längste ist die Flinte, das kürzeste das Ringen und das dritte der Dscherid. Zieht.“
    Er hielt ihm die Hand hin, aus welcher die Enden der Lose hervorragten. Als sie gezogen hatten, sah mich Halef fröhlich lächelnd an, doch ohne ein Wort zu sagen. Unsere Wünsche waren erfüllt, denn auf ihn fiel der Speer, auf Kara das Gewehr und auf Omar der Ringkampf.
    Der Scheik hatte das Lächeln doch bemerkt. Er sagte:
    „Laß deine Fröhlichkeit; du solltest lieber weinen, denn ihr habt die Lose des unvermeidlichen Todes gezogen. Ich werde den Kampf selbst überwachen. Erst wird geschossen,

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