19 Minuten
keinerlei Blutspritzer gefunden, die darauf hindeuteten, dass Matt in der Nähe des Rucksacks gestanden hatte, als er von Peter getroffen wurde. Er war ziemlich genau an Ort und Stelle zusammengebrochen.
Patrick ging zu der Wand, vor der er Peter festgenommen hatte. Er begann in der oberen Ecke und tastete systematisch jede Unebenheit und Nische ab, fuhr über die Ränder der Spindschränke, untersuchte jeden Schrank von innen, nahm sich dann die kürzere Stirnwand vor. Er kniete sich hin und nahm die Unterseite der Holzbank unter die Lupe. Er richtete den Strahl der Taschenlampe an die Decke. Eine von Matt abgefeuerte Kugel hätte in einem so kleinen Raum einen deutlich erkennbaren Schaden anrichten müssen, und doch fehlte jede Spur davon, dass ein Schuss in Peters Richtung abgegeben worden war.
Patrick ging zur gegenüberliegenden Ecke. Auf dem Boden war noch immer ein dunkler Blutfleck mit einem getrockneten Schuhabdruck zu sehen. Er stieg über den Fleck hinweg und betrat den angrenzenden Duschraum, wo er die geflieste Wand ebenso gründlich untersuchte.
Falls er das fehlende Projektil hier fand, hinter der Stelle, wo Matts Leiche gelegen hatte, dann konnte es unmöglich Matt gewesen sein, der Pistole B abgefeuert hatte. Dann musste Peter mit der Waffe geschossen haben, genau wie mit Pistole A. Anders ausgedrückt: Dann hatte Josie Jordan McAfee angelogen.
Die Untersuchung der weißen, glatten Fliesen war ein Kinder spiel. Es gab keine Löcher oder Risse oder Sprünge, nichts, was darauf hindeutete, dass eine Kugel Matts Bauch durchschlagen und die Wand getroffen hatte.
Patrick drehte sich um und suchte Stellen ab, die eigentlich abwegig waren: die Seitenwände, die Decke, den Abfluss. Er zog Schuhe und Socken aus und tastete mit nackten Füßen den Boden ab.
Als sein kleiner Zeh an die Einfassung des Abflusses stieß, spürte er es.
Patrick ließ sich auf die Knie nieder und strich über den Rand des Metalls. In der Fliese, die an das Abflussgitter grenzte, war eine längliche aufgeraute Stelle. Die Kriminaltechniker hatten sie wahrscheinlich für einen Mörtelrest gehalten. Er rieb mit dem Finger darüber und richtete die Taschenlampe dann in den Abfluss. Falls die Kugel hineingerutscht war, war sie unwiederbringlich verloren - doch bei den kleinen Abflusslöchern war eher nicht davon auszugehen.
Er öffnete einen Spind und riss einen kleinen eingeklebten Spiegel von der Tür, den er genau auf die raue Stelle in der Dusche legte. Dann schaltete er das Licht aus und nahm einen Laser-pointer aus der Tasche. Er stellte sich dorthin, wo Peter festgenommen worden war, richtete den Laserstrahl auf den Spiegel und sah, wie er auf die hintere Wand der Dusche abgelenkt wurde, wo keine Kugel gefunden worden war.
Er bewegte sich halbkreisförmig durch den Raum und hielt den Strahl weiter auf den Spiegel gerichtet, bis er nach oben abprallte - genau durch ein kleines Entlüftungsfenster nach draußen. Patrick bückte sich, markierte seinen Standort mit einem Stift. Dann zog er sein Handy aus der Tasche. »Diana«, sagte er, als die Staatsanwältin sich meldete. »Sie müssen den Beginn der Verhandlung morgen früh hinauszögern.«
•Ich weiß, es ist ungewöhnlich«, sagte Diana am nächsten Morgen vor Gericht, »und die Geschworenen warten, aber ich muss um Aufschub bitten, bis Detective Ducharme eintrifft. Er hat etwas von entlastendem Beweismaterial gesagt.«
»Haben Sie Ducharme angerufen?«, fragte Richter Wagner.
»Ich habe es mehrmals versucht.« Patrick war nicht ans Telefon gegangen, sonst hätte sie ihm nämlich mitgeteilt, wie gern sie ihm den Hals umdrehen würde.
»Euer Ehren, ich bestehe darauf, dass wir mit der Verhandlung fortfahren«, sagte Jordan. »Ich bin sicher, Ms. Leven wird mir diese entlastende Information zur Verfügung stellen, sollte sie sie bekommen, doch so lange möchte ich nicht warten. Und da wir gerade beide hier bei Ihnen stehen, möchte ich hinzufügen, dass ich eine Zeugin habe, die bereit ist, jetzt auszusagen.«
»Welche Zeugin?«, fragte Diana. »Sie haben doch keine Zeugen mehr, die Sie aufrufen können.«
Er lächelte sie an. »Die Tochter von Richterin Cormier.«
Alex saß vor dem Gerichtssaal und hielt Josies Hand. »Die Sache ist schneller vorbei, als du denkst.«
Alex war sich der Absurdität der Situation bewusst: Vor Monaten hatte sie um den Vorsitz in diesem Prozess gekämpft, weil sie sich eher zutraute, ihrer Tochter juristischen Trost zu bieten als
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