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19 Minuten

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Titel: 19 Minuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Gang hinunterging.
    Doch es verging kaum ein Tag, an dem Josie sich nicht fragte, was wohl passieren würde, wenn sie ihnen ihr Geheimnis verriete- dass sie morgens manchmal Mühe hatte, aufzustehen und das Lächeln einer Fremden aufzusetzen. Dass sie sich fühlte wie eine Schauspielerin, die über die richtigen Witze lachte und den richtigen Klatsch tuschelte und auf den richtigen Typen anziehend wirkte, eine Schauspielerin, die vergessen hatte, wie es sich anfühlte, echt zu sein... und die sich auch gar nicht mehr daran erinnern wollte, weil das nur noch schmerzhafter gewesen wäre.
    Es gab niemanden, mit dem sie reden konnte. Wenn du auch nur leise Zweifel hegtest, ob du zu den privilegierten, beliebten Leuten gehörtest, hattest du nichts bei ihnen verloren. Und Matt-nun, der war auf Josies schöne Fassade reingefallen, wie alle anderen auch. Das war die verquere Logik der Highschool: Eine Prinzessin war sie nur, weil sie mit Matt ging. Und Matt ging mit ihr, weil sie eine der Prinzessinnen an der Sterling High war.
    Josie konnte sich auch nicht ihrer Mutter anvertrauen. Ich höre nicht auf, Richterin zu sein, nur weil ich Feierabend habe, sagte ihre Mutter oft. Deshalb trank Alex Cormier nie mehr als ein Glas Wein in der Öffentlichkeit; deshalb wurde sie auch niemals laut, fiel nie aus der Rolle. Vieles von dem, worauf ihre Mutter so stolz war - die hervorragenden Noten ihrer Tochter, dass sie gut aussah, zu den »richtigen« Leuten gehörte - hatte Josie nicht erreicht, weil sie selbst es unbedingt wollte, sondern weil sie so große Angst davor hatte, nicht perfekt zu sein.
    Josie schlüpfte in eine Jeans und zog zwei langärmelige T-Shirts übereinander, in denen ihre Brüste zur Geltung kamen. Sie sah auf die Uhr - wenn sie nicht zu spät kommen wollte, musste sie sich beeilen.
    Doch ehe sie ihr Zimmer verließ, zögerte sie. Sie ging vor ihrem Bett in die Hocke und zog den Plastikbeutel hervor, den sie unten am Rahmen befestigt hatte. Darin bewahrte sie ihren geheimen Vorrat Stilnox auf - das Schlafmittel, das ihre Mutter sich regelmäßig verschreiben ließ. Fünfzehn Tabletten hatte sie ihr im Lauf von fast sechs Monaten geklaut, einzeln, damit es nicht auffiel. Wenn sie sie mit reichlich Wodka runterspülte, müsste es reichen, dachte sie. Nicht dass sie einen konkreten Plan hatte, sich demnächst umzubringen - es war eher so etwas wie ein Plan für den Notfall: Wenn die Wahrheit herauskam und keiner mehr etwas mit ihr zu tun haben wollte, würde Josie sich selbst auch nicht länger ertragen.
    Sie verstaute die Tabletten wieder unter dem Bett und eilte nach unten. Als sie in die Küche kam, um ihren Rucksack zu holen, sah sie, dass ihr Chemiebuch noch aufgeschlagen auf dem Tisch lag - mit einer langstieligen Rose darauf.
    Matt lehnte am Kühlschrank in der Ecke. Er musste durch die offene Garage hereingekommen sein. Wie immer kamen ihr bei seinem Anblick die Jahreszeiten in den Sinn - sein Haar hatte sämtliche Farben des Herbstes, seine Augen waren leuchtendblau wie ein Winterhimmel, sein Lächeln strahlend wie die Sommersonne. Er trug eine nach hinten gedrehte Baseballkappe und ein T-Shirt vom Eishockey-Team der Sterling High über einem Thermohemd, das Josie einmal einen ganzen Monat lang in ihrer Wäschekommode versteckt hatte, damit sie seinen Geruch einatmen konnte, wann immer sie das Bedürfnis hatte. »Bist du noch sauer?«, fragte er.
    Josie zögerte. »Wer von uns beiden war denn sauer?«
    Matt stieß sich vom Kühlschrank ab und kam näher, schlang die Arme um Josies Taille. »So bin ich eben.«
    Ein Grübchen erschien auf seiner rechten Wange, und schon merkte Josie, wie sie weich wurde. »Ich hätte dich wirklich gern gesehen. Aber ich musste lernen.«
    Matt strich ihr das Haar aus dem Gesicht und küsste sie. Genau deshalb hatte Josie ihn am Vorabend gebeten, nicht rüberzu-kommen - wenn sie mit ihm zusammen war, hatte sie das Gefühl, sich in Luft aufzulösen.
    Er schmeckte nach Ahornsirup, nach Entschuldigungen. »Das ist alles deine Schuld, weißt du«, sagte er. »Ich würde mich nicht so bescheuert verhalten, wenn ich dich nicht so lieben würde.«
    In dem Augenblick konnte Josie sich nicht an die Tabletten erinnern, die sie in ihrem Zimmer hortete, nicht an ihre Tränen unter der Dusche. Sie konnte sich an nichts anderes erinnern als an das Gefühl, abgöttisch geliebt zu werden. Was hab ich doch für ein Glück, dachte sie, was hab ich für ein Riesenglück.
    Patrick Ducharme, der

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