191 - Das Duell
Wucht des Hiebes schlug Rulfans Klinge gegen die Wand. Er lag unter seinem Schwert, wollte es hoch wuchten, um den nächsten Schlag zu parieren, doch die Klinge ließ sich kaum noch bewegen – ihre Spitze hatte sich in einer Spalte der Felswand verkeilt. Mit aller Kraft gelang es Rulfan, sie wenigstens eine Handbreite nach oben zu drücken und sich so vor dem mörderischen Streich seines Gegners zu schützen.
Wieder klirrte Metall gegen Metall, wieder sprühten Funken. Ein hässliches Geräusch fuhr Rulfan in die Knochen, und als er genauer hinsah, hielt er nur noch das halbe Schwert in den Fäusten: Der wuchtige Hieb des fremden Kriegers hatte seine Klinge zerschlagen, und schon hob der andere seine Waffe zum tödlichen Schlag.
Blitzschnell holte Rulfan aus, schleuderte ihm die abgebrochene Klinge entgegen und rollte die Wendeltreppe hinunter. Schmerzhaft bohrte sich ihm der Axtstiel zwischen die Schulterblätter.
Das zerbrochene Schwert knallte gegen den Helm des goldenen Kriegers, prallte ab, flog gegen die Wand und fegte die Fackel aus der Halterung. Die fiel auf die Stufen hinter den Schwertträger, der rücklings auf sie stürzte.
Als Rulfan hinter die nächste Biegung der Wendeltreppe rutschte, wurde es dunkel.
***
Die Kettensäge knallte auf die Stufen, und Matthew fiel mit dem Rücken nach hinten auf die Fackel. Die Flamme erlosch. Matt Drax verharrte reglos. Das abgebrochene Schwert hatte seinen Helm an der Schläfe gestreift. Der Schmerz brannte und klopfte.
Mehr noch aber brannte ein anderer Schmerz: Matthew Drax hatte die Klinge erkannt. Aruulas Schwert. Der Scheißkerl hatte Aruula! Himmel, hoffentlich lebte sie noch…!
Fast wäre ihm der Taratzenkrieger in die Falle gegangen. Doch der Bursche war schnell. Erst während des Schwertkampfes hatte Matt Drax entdeckt, dass er es nicht wirklich mit einem Taratzenkönig zu tun hatte.
Menschliche Fäuste führten Aruulas Schwert. Außerdem trugen Taratzen keine Stiefel. Wer aber verbarg sich unter dem Taratzenfell und unter dem -schädel? Matt war entschlossen, es herauszufinden.
Er überlegte fieberhaft. Die Fackel wieder anzünden?
Im Dunkeln die Wendeltreppe hinunter schleichen? Er stand auf und packte sein Schwert. Er entschied sich für die Dunkelheit. Sein Kopf schmerzte, die Kettensäge zerrte an seiner Schulter. Doch noch mochte er sich nicht von ihr trennen. Wusste er denn, welche Überraschungen noch auf ihn warteten?
Ein paar Stufen unter ihm scharrte und raschelte es.
Der andere zog sich zurück. Mit den Stiefelspitzen tastete Matt Drax sich von Stufe zu Stufe und folgte seinem Gegner.
Als er die nächste Ebene der Höhlenstadt erreichte, war es nicht mehr ganz so stockdunkel. Etwa zwanzig Schritte entfernt vom Treppenschachtausgang schimmerte ein milchiger Lichtfleck. Ganz schwach nur, doch stark genug, um das Rechteck einer Türöffnung zu erkennen – und in ihr die Umrisse des Taratzenkriegers.
Matt Drax zögerte nicht lange – er hob das Schwert und marschierte los. Sollte der Bursche ruhig wissen, dass er es mit einem Gegner zu tun hatte, der zum Äußersten entschlossen war.
Der Schatten verschwand aus der Türöffnung, Matt lief schneller. Das schwache Licht drang aus einem Wendeltreppenschacht. Wahrscheinlich führte er zu einer weiteren Ebene der Höhlenstadt hinunter.
Der Mann aus der Vergangenheit schlich die Stufen hinab. Seine Stiefel sah er nicht, auch nicht die Spitze seines Schwertes. Doch den Knauf und die an seiner Seite baumelnde Kettensäge konnte er schemenhaft erkennen.
Und die Dunkelheit hellte sich noch weiter auf. Irgendwo dort unten musste es eine schwache Lichtquelle geben.
Ohne seinem Feind zu begegnen, erreichte Matt die unterste Stufe. Er zog den Tragriemen von der Schulter und stellte die Kettensäge lautlos auf der Treppe ab.
Danach pirschte er sich weiter durch das Halbdunkel.
Zum Greifen nahe zeichneten sich bald die Konturen eines niedrigen Durchgangs ab. Hinter ihm schien ein größerer Platz zu liegen, und auf dessen gegenüberliegender Seite gähnte eine hohe und breite Toröffnung. Aus ihr fiel das Licht, und weil es flackerte, hielt Matt Drax es für offenes Feuer.
Halb geduckt und das Schwert schützend vor dem Körper, schlich er dem niedrigen Durchgang entgegen.
Wo steckte der verdammte Feind?
Vor dem Durchgang verharrte er zwei Atemzüge lang und lauschte. Nichts zu hören. Er duckte sich unter das niedrige Tor und trat aus dem Treppenschacht. Hier unten kreuzten sich zwei
Weitere Kostenlose Bücher