1912 - Der Zylinder-Mann
Kooperation vor einigen Wochen.
Jedder erinnerte sich daran, daß Corn Markee während der Dscherro-Besatzung geflohen und untergetaucht war, aus lauter Angst, die gräßlichen Fremden könnten ihn und seine Familie als Geiseln nehmen oder noch Schrecklicheres mit ihnen tun. Was war von einem solchen Monarchen zu halten?
Schließlich schlief er doch ein, nur um zwei Stunden später vom syntronisch gesteuerten Wecker wieder aufgescheucht zu werden. Er frühstückte mit Darne und den Kindern. Earth begann ihm auf die Nerven zu gehen, daß er mit seiner Schwester nun doch zu den Thorrimern gehen könne, zu den Freunden, die sie bei Chessys Verfolgung angeblich gefunden hatten.
Jedder verbot es und sah zu, daß er über die Transmitterverbindung in den TLD-Tower kam. Im Zentrum der Wohnanlage gab es eine Station, die hauptsächlich von TLD-Angehörigen benutzt wurde, um ohne Zeitverlust zur Arbeit und zurück zu gelangen.
Jedder arbeitete an seinem Programm weiter. In den Pausen unterhielt er sich mit Kollegen über den Stand der Dinge. Gia de Moleon brach gegen Mittag mit Alaska Saedelaere nach Zortengaam auf, zum Palast des Königs, um dort Verhandlungen mit ihm zu führen.
Das Programm beschäftigte sich bereits mit der Vernetzung Alashans mit den Thorrimern.
Am Nachmittag kam der Projektleiter und forderte, daß dieses Programm beschleunigt zur Reife gebracht werden solle. Das bedeutete für Jedder Überstunden und Konzentration, wie er sie nur im Tower fand.
Deshalb rief er Darne an und sagte ihr, daß es später werden würde. Sie sagte nur etwas vom KosmosKlub und daß sie selbst als Programmiererin angefordert worden sei - bis vor einem halben Jahr hatte sie ebenfalls im TLD-Tower an Übersetzerprogrammen gearbeitet. Dann unterbrach sie die Verbindung ziemlich schroff.
Jedder seufzte still in sich hinein und versuchte, sich voll auf die Arbeit zu konzentrieren. Ganz wollte es ihm nicht gelingen. Er hatte ein dummes Gefühl, und es sollte ihn nicht trügen.
*
Der weitläufige Palast des Königs erhob sich im Zentrum der 23-Millionen-Stadt Zortengaam. Gia de Moleons Gleiter landete in einem Innenhof. Sie hatte ihre Ankunft angekündigt, und von Markee war eine knappe, aber höfliche Antwort gekommen, die einer Einladung glich. Der König hatte entweder Humor, oder er beherrschte das Diplomatenhandwerk geschickt.
Während des Fluges hatte Gia versucht, Alaska Saedelaere dazu zu bringen, für das Amt des Bürgermeisters zu kandidieren. Er war darauf vorbereitet gewesen und hatte abgelehnt. Alle ihre Argumente, er als Zellaktivatorträger solle in dieser prekären Lage Flagge zeigen und Verantwortung übernehmen, hatte er abgeblockt. Der Träger der Haut hatte keine direkten Gründe für seine Absage angegeben, und Gia de Moleon hatte es schließlich aufgegeben.
Alaska schien in ihren Augen andere Pläne zu haben. Sie fragte nicht danach, welche.
Das verbot ihr der Stolz. „Ich muß deine Entscheidung wohl oder übel akzeptieren", hatte sie zu ihm gesagt. „Dann werden sich andere Kandidaten finden. Bei den vielen, die meine Politik in den letzten Wochen lautstark kritisiert haben, mache ich mir da gar keine Sorgen." Sie hatte gelacht. „Aber bis es einen gewählten Bürgermeister - oder eine Bürgermeisterin - gibt, darf keine Zeit verloren werden. Alashan hat mit der Faktordampf-Barriere auch seinen Schutz und seine Tarnkappe eingebüßt. Der Bluff, daß sich die Burg der Dscherro unter der Barriere befände, wird kein weiteres Mal klappen. Ein einziges Dscherro-Schiff reicht„ aus, um die 200.000 Männer, Frauen und Kinder von Alashan zu töten."
„Und was willst du dagegen tun?" hatte Alaska gefragt. „Abkommen schließen", war die Antwort gewesen, „und Verteidigungsmittel beschaffen. Das wird nicht einfach sein. Die Thorrimer verfügen über kein eigenes Militär, auch nicht über nennenswerte Waffen. Mit den Bewohnern des benachbarten Ksaltarim-Systems besteht zwar ein Hilfe-Abkommen, aber die Ksaltar müssen gegen Feinde vom Kaliber der Dscherro ebenfalls kapitulieren.
Sie haben bei der letzten Dscherro-Krise schließlich auch nicht geholfen."
„Wir wissen von den Thorrimern", hatte Alaska erwidert, „daß es sich bei der Galaxis DaGlausch um einen Schmelztiegel unzähliger Völker und Machtgruppen handelt, allerdings ohne echte Supermächte. Wir könnten sicherlich auf dem freien interstellaren Markt von DaGlausch Waffen kaufen."
Gia de Moleon hatte gelacht. „Und wovon,
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