Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1912 - Der Zylinder-Mann

Titel: 1912 - Der Zylinder-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Chmaanz", wiederholte der Buntgekleidete, der sich selber als Kam Gemjod vorstellte, „diese Namen kenne ich nicht. In Zortengaam leben 23 Millionen Bürger. Aber wenn du uns zeigen könntest, wo deine Kinder diese beiden Thorrimer getroffen haben ..."
    Eben das war das Problem. Jedder konnte nur die Richtung angeben, in der China und Earth vom TLD-Gleiter aufgelesen worden waren. Mehr wußte er nicht. „Dann gehen wir gemeinsam dorthin", sagte Kam Gemjod. „Wir werden überall nach Mastos und Chmaanz fragen. Du bist unser Freund, denn du hast uns schon einige Male besucht. Keine Sorge, wir werden deine Kinder finden."
    Jedder kam sich seltsam losgelöst vor. Es war, als schwebe er zwischen zwei Welten.
    Daß ihn die Thorrimer so schnell akzeptierten, hatte er nicht zu hoffen gewagt.
    Mindestens fünf Dutzend begleiteten ihn und Kam Gemjod durch die engen Gassen der Stadt, in der die ersten Lichter angezündet wurden. Es hatte zu dämmern begonnen.
    Einige der Eingeborenen, die besonders wagemutig waren, kamen und zupften neugierig an seiner Kleidung. Andere stellten Fragen und wollten wissen, wie die Terraner lebten und warum sich noch fast keiner zu ihnen begeben hatte. Sie wußten natürlich auch davon, daß ihr König mit „der Königin", wie sie Gia de Moleon nannten, der Terraner im Gespräch war. Aber auf direkter Ebene fehlte noch immer die Begegnung.
    „Das wird sich sicher schon bald ändern", teilte Jedder mit. „Meine Leute sind auch vorsichtig. Sie haben Angst davor, daß ihr vor ihnen Angst haben könntet. Bald wird sich das alles ändern, und dann werden wir uns bei euch ebenso heimisch fühlen wie ihr euch bei uns."
    Jubel war die Antwort. Jedder begriff, daß er intuitiv genau das Richtige gesagt hatte. Die Thorrimer warteten in ihrer Scheu tatsächlich darauf, daß die Terraner zu ihnen kamen, bevor sie zu ihnen gingen.
    Darne und Alashan, seine Wohnung und die Alltagssorgen - alles das war plötzlich weit weg. Jedder wünschte sich, er könne über Nacht hier bei den Thorrimern bleiben und mit ihnen reden. Ihre Stadt, ihre Kultur faszinierten ihn. Was ihn nur leicht störte, war der von ihnen ausgehende süßliche Sekretgeruch, aber damit konnte er leben.
    Dennoch: Er war hier, um seine Kinder zu suchen.
    Je dunkler es wurde und je mehr Lichter brannten, desto mehr fühlte sich Jedder von dem fremdartigen Charme der Thorrimer-Stadt gefangen. Seine Begleiter marschierten mit ihm weiter Richtung Osten, und immer wieder fragten sie ihre sich vorwagenden Artgenossen nach den Kindern Mastos und Chmaanz, bisher ohne Erfolg.
    Und dann hörte Jedder das Gekläffe von Chessy. Es war ganz nahe. Kam Gemjod blieb stehen, lauschte und gab einigen seiner Begleiter ein Zeichen. Sofort rannten sie los und verstreuten sich.
    Nur drei Minuten später kam einer von ihnen mit dem Dackel im Arm zurück, der ihn liebkosend beleckte. Hinter ihm erschienen China und Earth mit einigen jungen Thorrimern, deren Haar noch stoppelartig wuchs, höchstens einen halben Zentimeter lang. „Gib Chessy wieder her!" rief China laut und drohte mit den Fäusten, bis sie ihren Vater mit gestrenger Miene vor sich stehen sah. Earth wurde blaß und sagte verlegen: „Äh, hallo, Daddy. Wir wollten wirklich bis zur Dunkelheit wieder zurück sein. Aber unsere neuen Freunde haben uns einfach nicht gehen lassen."
    Wenn es doch auch nur bei den Erwachsenen so einfach wäre! dachte Jedder.
    Die Thorrimer-Kinder waren anscheinend viel aufgeschlossener und mutiger als ihre Väter und Mütter. Aber konnte das verwundern?
    War es nicht auch bei den Menschen so? „Das dachte ich mir", hörte er sich sagen. „Na, dann kommt mit nach Hause. Wir..."
    „Laß mich dir vorher unsere Freunde vorstellen", sagte Earth. Er streckte die Hand aus. Ein junger Thorrimer nahm sie. „Das ist Mastos, und der hier", er ergriff eine neue Hand, „ist Chmaanz. Und das da sind ..."
    Jedder konnte sich die Namen unmöglich alle merken. Mindestens zehn Thorrimer-Kinder gehörten zum neuen Freundeskreis, und ihre Eltern drängten vor, um sich ebenfalls mit Jedder bekannt zu machen. Da war keine falsche Vorsicht mehr, keine Feigheit. Jedder fühlte sich von allen Thorrimern akzeptiert, ja fast gefeiert. Auf diese Gelegenheit, einen Terraner unverfänglich und unkompliziert kennenlernen zu dürfen, hatten die Eingeborenen anscheinend lange gehofft.
    Und er ebenso. Jedder erwiderte alle Grüße und hatte Mühe, sich mit den Kindern und Chessy langsam abzusondern und

Weitere Kostenlose Bücher