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1912 - Der Zylinder-Mann

Titel: 1912 - Der Zylinder-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Ehrengästen senkte sich langsam nieder.
    Navajo wollte gerade gehen, als Saedelaere ihn am Arm zu packen bekam. „Warte, bitte", sagte er und stellte sich vor.
    Navajo blieb stehen und sah ihn lächelnd an. „Natürlich kenne ich dich, du bist ein Unsterblicher, und man nennt dich auch Träger der Haut. Vormals war es doch eine Maske, nicht wahr? Ich habe viel über dich gelesen, über das Cappin-Fragment, über Kytoma, den Anzug der Vernichtung, die Zeitbrunnen ... Es ist mir eine besondere Ehre und Freude, dich kennenzulernen, Alaska Saedelaere."
    „Du scheinst dich wirklich in meiner Geschichte auszukennen", sagte Alaska. Er sah, daß die Zuschauer die Tribüne verlassen wollten und daß sie ihnen im Weg standen. „Gehen wir ein Stück? Ich habe einige Fragen an dich."
    „Aber gerne", antwortete der Kandidat und setzte sich in Bewegung. Sie gingen die Treppen schnell hinab, um Abstand zu gewinnen. Dann deutete Alaska auf den Gleiter, mit dem er gekommen war. Er hatte ihn unmittelbar hinter der Tribüne geparkt.
    Sie bestiegen ihn, und Alaska hob ab. Er flog einige Kilometer nach Nordwesten wo sich ein ausgedehnter Park befand, und landete. Beide Männer stiegen aus und begannen einen Spaziergang. Die terranische Flora entwickelte sich nach Auflösung des Faktorelements auf Thorrim ausgesprochen gut. „Warum warst du nicht mit auf der Plattform?" wollte Alaska von seinem Begleiter wissen. „Du hast ohne Not eine Chance verstreichen lassen, dich der Öffentlichkeit zu zeigen und dein Interesse daran zu unterstreichen, wie es mit uns hier weitergeht."
    „Die Sensation ist meine Sache. nicht", erhielt er zur Antwort. Navajo ging hoch aufgerichtet und deshalb ein bißchen steif. Er sprach auch so, jedes Wort überlegt und nur das Nötigste. „Wir haben vier Wochen Zeit bis zur Wahl. Bis dahin wird jeder Mensch in Alashan wissen, wofür ich stehe und wofür nicht. Ich brauche dafür keinen Rummel."
    „Vielleicht schätzt du die menschliche Natur falsch ein", gab Alaska zu bedenken. „Die Leute wollen die Sensation und den Rummel."
    „Das ist vergessen, wenn sie vor der Entscheidung stehen", gab sich der andere überzeugt. „Dann zählen für sie nur noch die Fakten."
    Alaska nickte und ging schweigend weiter, den Körper leicht nach vorne gebeugt, die Hände auf dem Rücken verschränkt. „Und du?" fragte Navajo nach einer Weile. „Hast du keine Angst, daß man uns zusammen sieht und entsprechende Schlüsse daraus ziehen wird? Gia de Moleon wird von unserem Treffen erfahren haben, ehe du sie wieder zu Gesicht bekommst."
    „Ich bin niemandem hier Rechenschaft schuldig. Aber was ist mit dir und de Moleon?" fragte Alaska. „Sie hat es dir doch sicher gesagt."
    „Sie hat gesagt, daß du in den vorzeitigen Ruhestand gegangen bist, weil du mit ihrer Politik nicht einverstanden warst. Das hat sie dir nicht vergessen."
    Stendal Navajo lachte trocken. „Das weiß ich. Und es ist, wie sie sagte. Es war meine Entscheidung. Sie mußte sie akzeptieren, das war hart für sie. Was mich betrifft, ich hege keinen Groll gegen die Dame. Wir wissen, woran wir miteinander sind."
    Alaska war stehengeblieben. „Das heißt, du würdest sie in ihrem Amt lassen, falls du gewählt würdest?"
    „Natürlich", sagte der Kandidat. „Vorausgesetzt, sie paßt sich meinen Vorstellungen an."
    „Sie ordnet sich unter, meinst du?"
    „Nenn es, wie du willst. Unter meiner Führung würden keine Brände gelegt."
    Alaska nickte. Fast war alles gesagt, was er hatte sagen wollen. Und die Antworten waren deutlich. „Eins noch, Stendal. Du hast angekündigt, König Markee einen Besuch abstatten zu wollen. Heißt das, noch bevor er hier bei uns erwartet wird?"
    „Vielleicht", antwortete Navajo ausweichend. „Warum?"
    „Du wirst deinen politischen Gegnern Munition liefern. Sie werden sagen, du würdest Gia de Moleon und den Alashanern in den Rücken fallen."
    „So?" Navajo lachte gekünstelt. „Werden sie das? Dann werde ich mir wohl eine passende Antwort überlegen müssen."
    „Ja", sagte Alaska.
    Sie legten den Rest ihres Weges meist schweigend zurück, oder der Kandidat stellte Alaska Fragen nach der Vergangenheit, die ihn offenbar sehr faszinierte. Als sie den Gleiter erreichten, bat Navajo darum, bei der nächsten Rohrbahnstation abgesetzt zu werden. Alaska tat ihm den Gefallen. Er hätte ihn selbstverständlich gerne nach Hause gebracht.
    Doch so verschwand der Hagere so geheimnisvoll, wie er aufgetaucht war. Wie ein Mann aus

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