Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1912 - Der Zylinder-Mann

Titel: 1912 - Der Zylinder-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
dem Nichts.
     
    *
     
    Als Jedder an diesem Tag von der Arbeit nach Hause kam, wurde er von einer aufgeregten Frau erwartet. Darne hatte früher als er Feierabend gehabt und die Nachricht im Computer gefunden, daß die Kinder und Chessy erneut zu ihren neuen Freunden in Zortengaam gegangen seien. Darüber, wann sie diesmal zurück sein wollten, hatten sie nichts hinterlassen. „Das halten meine Nerven bald nicht mehr aus", zeterte Dame. „Jedder, du mußt gehen und sie suchen. Ich gebe meine Arbeit auf.
    Wir haben gewußt, daß wir sie vernachlässigten, und trotzdem nichts getan."
    Jedder hielt ihren Kopf und strich sanft durch ihre Haare, während 'er versuchte, tröstend auf sie einzureden. „Nun beruhige dich doch", sagte er. „Sie kennen den Weg, also finden sie auch wieder zurück. Bestimmt sind sie in ein paar Stunden hier. In Zortengaam kann ihnen gar nichts passieren. Ihre Freunde ..."
    „Ihre Freunde sind Thorrimer!" schluchzte sie. „Alles Fremde! Wer weiß; vielleicht wollen sie sie nur in Sicherheit wiegen, und dann ... Nein, ich darf gar nicht daran denken, was ihnen da alles zustoßen kann!"
    Jedder schickte einen schicksalsergebenen Blick zur Decke und tat einen tiefen Seufzer. „Ist ja schon gut", sagte er. „Ich gehe und werde sie holen. Kann ich nur vielleicht vorher etwas essen? Ich habe den ganzen Tag noch nichts ..."
    „Die Kinder sind in Gefahr, und du denkst ans Essen!" schrie sie auf. „Oh, Jedder, du bist so herzlos! Wenn dir die Kinder nur eine Kleinigkeit bedeuten würden, dann würdest du nicht so hier herumstehen und dich beklagen!"
    „Gut, gut!" knurrte er, zog sich die leichte Jacke über und nahm den Translator. „In drei Stunden bin ich mit China und Earth wieder hier."
    „Und mit Chessy! Komm mir nicht ohne die Kleine!"
    Er verließ schnell das Haus und machte sich murrend auf den Weg zur Rohrbahnstation. Es begann zu regnen, aber er hatte keine Lust, jetzt umzukehren und sich andere Kleidung zu holen.
    An der gewohnten Stelle betrat Jedder das Land der Thorrimer. Der Regen war zum Glück nur kurz gewesen. Auf den Straßen spiegelten sich in den Pfützen die Lichter der orientalisch anmutenden Millionenstadt und verliehen ihr noch mehr Glanz und Zauber.
    Es dauerte nicht lange, da war Jedder erneut von Thorrimern umringt, und immer mehr erkannte er von ihnen wieder. Plötzlich war sogar Kam Gemjod da und begrüßte ihn fast überschwenglich. „Wir freuen uns, daß du zu uns gekommen bist, Jedder„, sagte er. „Wo warst du so lange? Ich weiß, du suchst schon wieder nach deinen Kindern. Wir können dirgleich zeigen, wo sie sind. Diesmal haben wir genau aufgepaßt."
    „Da bin ich erleichtert", gestand Colusha. „Meine Frau ist nämlich ..." Er winkte ab.
    Was würden sie schon davon verstehen? „Es freut mich. Es geht ihnen doch gut?"
    „Wir passen auf sie auf wie auf unsere eigenen Kinder, Jedder", erhielt er zur Antwort, und es klang ehrlich. „Komm, wir führen dich direkt zu ihnen!"
    Kam Gemjod ging voraus, Jedder folgte ihm. Es ging kreuz und quer durch enge Gassen, über Hinterhöfe, durch Tunnels und über abenteuerliche Brücken. Wieder einmal fragte sich Jedder, wie diese Millionenstadt angesichts solcher Verkehrswege überhaupt funktionierte. Sicher, es gab auch bei den Thorrimern Gleiter, mit denen jeder Punkt der Stadt zu erreichen war. Was hatte er denn überhaupt schon von Zortengaam gesehen?
    Gar nichts. Er befand sich in einem Außenbezirk.
    Sie hatten den Ort, an dem die Kinder bisher immer mit ihren thorrimschen Freunden gespielt hatten, fast erreicht, als plötzlich Chessy zwischen zwei eng aneinandergebauten Häusern hervorgeschossen kam und in ihrem Schwung vor den Thorrimern und ihrem „Herrchen" nicht schnell genug stoppen konnte. Sie rutschte einem Thorrimer ans Bein, Dieser erschrak, verlor auf dem rutschigen Boden das Gleichgewicht und fiel hintenüber mit dem Kopf auf eine Stufe aus Stein.
    Der Einheimische war sofort bewußtlos. „Kulier!" rief Kam Gemjod aus, als die anderen zurückwichen, während Jedder den Dackel einfing und beruhigte. „Was ist mit dir?" Er kniete bei dem Artgenossen. „Sag doch etwas, Kulier!"
    „Laß mich einmal ran!" bat Jedder. „Ich habe während meiner Ausbildung beim TLD Lebensrettungskurse mitmachen müssen.
    Vielleicht kann ich ihm helfen."
    Er kniete sich auf der anderen Seite zu dem ohnmächtigen Mann, hob ganz vorsichtig seinen Kopf und sah, daß er aus einer Wunde am Hinterschädel blutete. Er

Weitere Kostenlose Bücher