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1913 - Jedders Mission

Titel: 1913 - Jedders Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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jedoch nicht als verpönt, im Gegenteil, es unterstrich ihre „persönliche Note".
    Das Essen, nach einem ausführlichen Meinungsaustausch, war gerade beendet, als Navajo den Anruf von Gia de Moleon erhielt Er bestätigte ihre Nachricht und schaltete seinen Armband-Minikom aus. König Markee, der neben ihm saß, blickte ihn neugierig an.
    Neugierig, aber auch etwas mißtrauisch, angstvoll, dachte Navajo. Die Thorrimer haben sich im Grunde überhaupt nicht verändert. Sie haben ein gewissen Maß an Zutrauen zu uns gewonnen, das ist alles. Dieses mühsam erschaffene Gebäude kann Jederzeit zusammenbrechen wie ein Kartenhaus.
    „Es gibt schlechte Nachrichten, mein Freund-, sagte der Bürgermeister von Alashan. Er war überzeugt davon, daß nur Offenheit das Mißtrauen auf Dauer besiegen konnte. „Wir haben einige Männer gestellt, die in den Savannen nördlich von hier gewildert haben. Sie befinden sich jetzt in sicherem Gewahrsam, und wir werden alles tun. um weitere Übergriffe zu unterbinden."
    „Die Herden sind frei", sagte der König. „Sie gehören euch, die ihr auf Fleisch angewiesen seid, ebenso wie uns."
    Navajo schüttelte heftig den Kopf.
    „Das wird so sein, wenn wir im Vertrag eine Quote festgelegt haben", sagte er grimmig.
    „Wir sind nicht auf diese Welt gekommen, um euch zu bestehlen. Wenn wir wie Brüder miteinander leben wollen, muß der eine wissen, was der andere tut - und es ihm erlauben.
    Bevor also noch keine Abschußquote in einem Abkommen festgelegt ist, darf so etwas nicht vorkommen."
    Markee schwieg eine Weile. Dann nickte er.
    „Ich danke dir für deine Besorgnis, mein Freund. Deine Worte zeigen uns, daß du wirklich ein Freund bist. Vielleicht mehr als das. vielleicht ein Bruder. Bestraft die Wilderer nicht' In wenigen Tagen werden wir den Vertrag unter zeichnen. Dann stehen euch so viele Tiere Thorrims zu, wie ihr zu eurer Ernährung benötigt." Der König lächelte. „Besser wäre es natürlich, ihr würdet prüfen, ob ihr nicht auf Fleisch verzichten und wie wir vegetarisch leben könnt. Denn mit jedem Stück Fleisch eßt ihr ein Stück von der Seele unseres Planeten auf."
    Navajo hatte schon aus verschiedenen Bemerkungen des Königs und anderer herausgehört, daß die Thorrimer ihre Welt als großes Ganzes ansahen, wo alles aus allem geboren wurde.
    „Leider sind meine Brüder und Schwestern anders aufgewachsen als ihr", versuchte er verständlich zu machen. „Wir Menschen haben uns aus fleischfressenden Vorfahren entwickelt, und diese Gewohnheit haben die meisten von uns bis heute nicht aufgegeben."
    „Wir verurteilen euch deswegen nicht", sagte Markee.
    „Dafür bin ich euch dankbar, mein Freund."
    Sie standen auf und zogen sich in eines der Wohnzimmer des Monarchen zurück. Jar Makromeer saß bei ihnen, und in einem günstigen Moment sprach er etwas an, das ihm sehr offensichtlich schon den ganzen Tag auf der Seele gelegen hatte.
    „Es geht um unseren Freund, der sich Jedder Colusha nennt", trug er vor. „Er ist vor drei Tagen mit einem seltsamen Anliegen an mich herangetreten. Vielleicht kannst du mir helfen, über seine Bitte zu entscheiden, Stendal Navajo."
    „Und um was handelt es sich?" fragte der Bürgermeister.
    Makromeer lachte trocken und irgendwie hilflos.
    „Jedder Colusha trat an mich mit der Frage heran, ob ein Orchester mit Gesang hier in Zortengaam auftreten dürfe. Er warb sehr für das Projekt und fragte, ob wir Thorrimer denn so etwas wie Musik kennen würden und in welcher Form."
    „Und?" fragte Navajo. „Kennt ihr sie?"
    „Wir kennen den Gesang", antwortete ihm der König. „Es gibt Chöre, die sich mit Instrumenten begleiten lassen. Ich bezweifle aber, daß es Musik in eurem Sinn ist. - Jar?"
    Makromeer verstand die unausgesprochene Bitte und begab sich zu einer tontechnischen Einheit, in die er einen Tonträger einlegte. Gleich darauf hörte Stendal Navajo das. was die Thorrimer unter Musik verstanden.
    Es kam ihm vor wie ein endloses Auf- und Abschwellen von Tönen, die ihn an das Muhen von irdischen Kühen erinnerten. Dann setzte das Orchester ein. und es klang wie ein melodiöses Auf und Ab von Kreis- und Kettensägen, gepaart mit den Sirenentönen moderner Ambulanzfahrzeuge.
    Ein gewisser Rhythmus war den Darbietungen nicht abzusprechen, und die Stimmen klangen auch nicht so schlecht. Zweifellos kannten die Thorrimer die Musik - wenn auch nicht unbedingt die, von welcher Makromeer gesprochen hatte. Stendal wußte schließlich gar nicht,

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