1916 - Krieg der Träume
zurückflogen.
In der Schleuse brach das Chaos aus. Die Angreifer sahen ihre Wurfgeschosse zurückkehren und spritzten in Panik auseinander, um nicht selbst in die furchtbaren Feuerbälle zu geraten - da detonierten auch schon die Granaten mit ungeheurer Hitzeentwicklung. Der Lärm war ohrenbetäubend.
Strahlschüsse zischten, Entladungen zuckten knatternd durch die Luft, die Verteidiger schrien durcheinander, und über allem lag Tolots markerschüttender Kampfruf, der allein genommen schon ausreichte, fast jeden Angreifer zu demoralisieren.
Dann erkannte Tolot den Legion-Führer Arrak Rokkun. Tolot ließ seinen Kampfruf noch einmal ertönen, dann marschierte er auf Rokkun zu, der sich hinter sieben seiner Gefolgsleute verschanzt hatte und den Haluter mit glasigen Augen auf sich zukommen sah.
In einem Winkel seiner breitgefächerten Wahrnehmung konnte Tolot erkennen, daß er einen verhängnisvollen Fehler gemacht hatte: Eine der Thermitgranaten, die er abgewehrt hatte, war durch das offene Luk ins Innere der VUNGUAR geflogen und dort detoniert. Tolot kannte die Wirkung dieser Waffen genau genug, um zu wissen, daß die VUNGUAR jetzt nicht mehr einsatzfähig war. Der Hitzeentfaltung der Granate war auch der Spezialstahl eines Raumschiffes nicht gewachsen, vor allem nicht im Inneren des Schiffes, wo die Wanddicke entschieden geringer war als in der äußeren Hülle. Und die Instrumente an Bord waren auch nicht für solche Belastungen ausgelegt.
„Schurke!" brüllte Icho Tolot.
Drei von Rokkuns Begleitern wichen entsetzt zurück, die anderen ließen die Waffen sinken und erstarrten vor Furcht. Rokkun selbst begann zu schwanken.
Ganz offensichtlich steckte er in der letzten Phase des Widerstandes gegen Jii'Nevevers Traum impulse.
Es kostete Tolot zwei Sekunden seine Begleiter niederzustrecken Dann packte der Haluter den erstarrenden Rokkun und hob ihn in die Höhe.
„Also", sagte der Haluter. „Rede, Kerl!"
Icho Tolot ließ einen schwachen Laut der Enttäuschung hören, als er den schlaffen Körper des Legion-Führers auf den Boden sinken ließ. Tolot war zu spät gekommen. Rokkuns Willen war von Jii'Nevever schon so gut wie gebrochen gewesen. Der Shuuke hatte nicht mehr viel sagen können, selbst wenn er es gewollt hätte.
Aus dem offenen Luk der VUNGUAR leckten Flammen empor. Im Inneren des Schiffes loderte ein verzehrendes Feuer. Ausgeschlossen, mit diesem Schiff die Flucht anzutreten. Die VUNGUAR mußte - nachdem das Feuer gelöscht war - zuerst gründlich überholt werden, aber dazu würde Tolot garantiert keine Zeit mehr haben. Nun, dann eben nicht. Es würden sich andere Möglichkeiten finden lassen.
Tolot überließ das Wrack sich selbst und ging aus der Schleuse. Immerhin hatte ihm Rokkun noch ein paar nützliche Hinweise auf wichtige Funktionen im Haus ARANGITARIS geben können. Tolot wußte jetzt daß es an Bord auch eine Medostation gab, und diese Abteilung war sein nächstes Ziel.
Als er auf den Gang trat, der zur Schleuse führte, kamen ihm einige etwas besorgt dreinblickende Besatzungsmitglieder entgegen. Die Shuuken und Rawwen waren unbewaffnet.
„Ich bin Icho Tolot", sagte der Haluter und richtete sich auf. „Jii'Nevever, die Träumerin von Puydor und damit eure Herrin, hat mich zum Befehlshaber über ARANGITARIS ernannt."
„Wir sind informiert", sagte ein Shuuke schnell. „Wir erwarten deine Anweisungen!"
Der Haluter machte eine zufriedene Geste.
„Kümmert euch um den Rest der Besatzung, um Bewußtlose und Verletzte!
Dann erwarte ich eine vollständige Kontrolle aller Einrichtungen. Komplette Schadensmeldung! Jeder erkannte Schaden soll sofort repariert werden. Es eilt. Los jetzt, macht euch an die Arbeit!"
Die Besatzungsmitglieder hasteten los. Tolot brummte zufrieden. Von dieser Seite hatte er einstweilen keine Gefahr zu erwarten. Allerdings war er sich auch klar darüber, daß diese bereitwilligen Befehlsempfänger zugleich seine Kontrolleure waren, die wahrscheinlich jeden besonderen Vorfall sofort an Jii'Nevever melden würden.
Tolot hatte einen ungefähren Plan von ARANGITARIS im Kopf und brauchte daher nicht lange, bis er die Medostation erreicht hatte. Roboter vor allem kümmerten sich dort um einige leicht verletzte Besatzungsmitglieder.
Tolot überließ Roboter und Patienten sich selbst und trat in den Raum, der für diagnostische Zwecke benutzt wurde. Die Einrichtung war, jedenfalls für die Verhältnisse von Puydor. technisch auf dem neuesten Stand. Tolot ließ
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