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192 - Das Monster in mir

192 - Das Monster in mir

Titel: 192 - Das Monster in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Ledersessel gekrochen.
    Etwas Längliches! Borstig! Mit einem schwarzen Kopf! Eine Raupe! Klein wie ein Finger zwar nur, aber Megan fuhr der eisige Schrecken doch bis ins Knochenmark.
    ***
    Die Falle war zugeschnappt.
    Jedenfalls für Noel Bannister. Er war verschwunden, war eingeschlossen in dieser Säule. Das Leuchten der grellen Blendgranaten erlosch, und ich stand ratlos da. Was sollte ich tun? Konnte ich für meinen Freund überhaupt noch etwas tun, oder war er verloren? Hatte ihn Frank Esslins dämonische Kraft ausgelöscht?
    Ich rührte mich nicht von der Stelle.
    Befanden sich nun Frank Esslin, Kayba und Agassmea im Haus oder nicht? Ich brauchte Gewißheit, sah mich im Erdgeschoß und auch oben aufmerksam und mit größter Vorsicht um. Ich wollte nicht Noel Bannisters Schicksal teilen.
    Es stellte sich heraus, daß ich allein war und daß Frank Esslin nur diese eine Falle aufgebaut hatte. Schlimm genug für Noel Bannister.
    Ich kehrte um und stakste die Stufen zur Halle hinunter. In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken, und ich haßte Frank Esslin in diesem Moment mehr als alle anderen Dämonen.
    In vielen Kämpfen gegen Professor Mortimer Kull hatte Noel Bannister Mut und Tollkühnheit bewiesen. Er hatte dem wahnsinnigen Wissenschaftsgenie einige spektakuläre Niederlagen beschert.
    War für diesen großartigen Mann, für diesen treuen Freund, für diesen tapferen Kämpfer nun so unvermittelt das Aus gekommen? Dieses Ende war seiner nicht würdig.
    Unzählige Male hatte Noel Bannister dem Tod ins Auge geblickt, und immer wieder war es ihm geglückt, ihm zu entrinnen. Von einem magischen Sturm gepackt und ohne jede Chance, in diese Säule geworfen zu werden, das hatte Noel nicht verdient!
    ***
    Obwohl ihr Herz raste und die Angst ihre Kehle zuschnürte, ergriff Megan Wiseman nicht die Flucht. Die Raupe war klein.
    Vielleicht konnte sie sie mit dem Schuh erschlagen oder mit dem Messingbrieföffner aufspießen.
    Sie zog hastig beide Schuhe aus. Einen nahm sie in die rechte Hand, in die linke nahm sie den schlanken Brieföffner. Dann näherte sie sich mit pochenden Schläfen dem Ledersessel. Einen Moment verharrte sie reglos, dann packte sie blitzschnell zu und riß den Sessel zur Seite.
    Keine Raupe!
    Nervös suchte Megan das Kriechtier. Wohin war es verschwunden? Die Sekretärin ließ sich auf die Knie fallen und schaute unter den Sessel. Auch unter den Beistelltisch warf sie einen Blick. Es gab keine Möglichkeit für die Raupe, sich zu verstecken. Der Kunststoffboden war glatt wie ein Spiegel.
    Zweifel kamen der Sekretärin. Hatte sie nun eine Raupe gesehen oder hatte sie nicht? Ist das eine verschleierte Form von Hysterie? fragte sich Megan. Ihre Nerven waren angegriffen.
    Seufzend erhob sie sich, zog die Schuhe an, legte den Brieföffner weg und schob den Sessel wieder an seinen Platz.
    Hoffentlich fängst du jetzt nicht an, überall Raupen zu sehen, dachte sie und atmete entspannt auf. Sie versuchte die Wahrnehmung zu verdrängen, als Sinnestäuschung abzutun. Du hast dir etwas eingebildet. Punktum. Aber es saß ihr wie ein lästiger Stachel im Fleisch. Sie konnte nicht nach Hause gehen, ohne mit Dr. Lancaster darüber gesprochen zu haben. Trugbild oder nicht, Jordan Lancaster sollte davon erfahren. Sie trat auf den Flur und begegnete Schwester Rose. Sie fragte die Krankenschwester, ob sie zufällig wisse, wo der Chef sich aufhalte.
    »Vor einer halben Stunde war er im Gymnastiksaal«, gab Schwester Rose Auskunft. »Möglich, daß er da noch ist.«
    »Danke«, sagte Megan Wiseman und begab sich in den Keller.
    Schwester Rose zog sich indessen um. Auch ihr Dienst war zu Ende. Rasch entledigte sie sich der Schwesterntracht und schlüpfte in Jeans und Pullover. Nachdem sie ihre Frisur in Ordnung gebracht und das Make up erneuert hatte, zog sie bequeme Sportschuhe an und verließ das Schwesternzimmer.
    Den Weg in den Keller hätte sich Megan sparen können. Es war finster im Gymnastiksaal. Verwaist standen die Geräte umher. Und die Sekretärin fragte sich nun, ob sie Dr. Lancaster wirklich von ihrer – höchstwahrscheinlich eingebildeten –Wahrnehmung berichten sollte. War es vernünftig, ihn noch mehr zu beunruhigen? Sie beschloß zu schweigen. Schwester Rose ignorierte den Fahrstuhl, sprang die Stufen hinunter und verließ die Privatklinik durch einen Nebenausgang. Auf einem von Fliederbüschen umsäumten asphaltierten Parkplatz stand ihr betagter Kleinwagen mit handbreit offenen Fenstern. Sie

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