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192 - Das Monster in mir

192 - Das Monster in mir

Titel: 192 - Das Monster in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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schaffte es einfach nicht, sich von ihm zu trennen. Dabei spielten jedoch keine finanziellen Überlegungen mit. Jede Delle, jede Schramme, jeder Rostfleck war ihr ans Herz gewachsen. Da sie mit dem Autofahren ein wenig auf Kriegsfuß stand und häufig nach Gehör einparkte, wäre es unklug gewesen, sich einen neuen Wagen zuzulegen.
    Sie kramte die Fahrzeugschlüssel aus ihrer Handtasche und schloß auf. Schwungvoll ließ sie sich in das Auto fallen und klappte die Tür zu.
    Augenblicke später mahlte der Anlasser. Es dauerte immer eine Weile, bis sich der Motor bequemte anzuspringen. An diesem Abend schien er überhaupt nicht zu wollen. Deutlich war zu hören, wie die Batterie – ohnedies nicht besonders stark – schwächer wurde. Aber dann kam der Motor doch ins Laufen, und Schwester Rose wippte einige Male mit dem Gaspedal, damit die Maschine nicht noch abstarb.
    Als Schwester Rose losfuhr, trat Megan Wiseman aus der Klinik. Sie winkte ihr zu und steuerte die Ausfahrt an. Daß sich hinter ihr etwas regte, konnte sie nicht sehen.
    Sie hatte einen Passagier: ein fleischfarbenes Wesen, stachelig behaart, menschengroß, mit schwarzem Kopf, kleinen stumpfen, glühenden Hörnern, glühenden Augen und einem Maul mit messerscharfen Zähnen!
    Die Satansraupe!
    ***
    Erschüttert stand ich vor der weißen Säule, in die Frank Esslins dämonische Kraft Noel Bannister geschleudert hatte.
    Ratlosigkeit quälte mich.
    War Noel verloren?
    Ich wollte mich nicht damit abfinden. Ich hatte die Erfahrung gemacht, daß Dämonen mit ihren Opfern gern spielten. Es genügte ihnen in den meisten Fällen nicht, sie bloß auszuschalten, das wurde ihrer grenzenlosen Grausamkeit nicht gerecht.
    Sie wollten sie leiden sehen.
    Was Noel Bannister zugestoßen war, hatte höchstwahrscheinlich mir gegolten. Ich war ziemlich sicher, daß Frank Esslin diese hinterhältige Falle für mich errichtet hatte.
    So ein blitzschnelles Ende konnte Frank Esslin doch nicht befriedigen.
    Wollte er mich zunächst nur in diese Säule eingeschlossen wissen und sich zu einem späteren Zeitpunkt intensiver mit mir befassen?
    Dann mußte »ich« noch leben!
    Umschlossen von diesem harten Stein, den Frank Esslins Magie für wenige Augenblicke aufgeweicht und zu einem weißen »Sumpf« gemacht hatte.
    Beobachtete mich Frank Esslin jetzt?
    Ich schaute mich angriffslustig um. Selbst wenn Frank in Begleitung von Agassmea und Kayba gewesen wäre, hätte ich mich auf ihn gestürzt.
    Niemand zeigte sich.
    Ich schien allein zu sein – mit Noel in der Säule. Ich trat näher.
    »Noel!« Ich wartete einige Sekunden. »Noel, kannst du mich hören?«
    Nichts.
    Ich legte meine Hand auf den gerippten Stein.
    »Noel, hast du die Möglichkeit, dich irgendwie verständlich zu machen?« fragte ich. »Wie steht’s mit Klopfzeichen?«
    Ich legte mein Ohr an den kalten Stein, doch in seinem Innern blieb es totenstill.
    Befand sich Noel überhaupt in der Säule? Konnte sie nicht für einen winzigen Augenblick ein Schacht gewesen sein, durch den mein Freund in eine andere Dimension rutschte?
    Ich setzte meinen magischen Ring an verschiedenen Stellen an – und erzielte damit eine Reaktion.
    Der Stein stöhnte!
    ***
    Schwester Rose war nach wie vor ahnungslos.
    Die Satansraupe richtete sich im Fußraum langsam auf, kroch an der Rückseite des Fahrersitzes hoch und biß im nächsten Moment die Nackenstütze weg.
    Das knirschende Geräusch erschreckte die Krankenschwester.
    Anstatt in den Spiegel zu sehen, drehte sie sich um – und blickte dem Monster aus nächster Nähe in die glühenden Augen. Sie hörte jemanden schreien und begriff nicht, daß sie selbst es war, die wie von Sinnen schrie.
    Ohne auf die Straße zu achten, fuhr sie weiter.
    Sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Sie hätte bremsen und versuchen müssen, schnellstens aus dem Wagen zu kommen, doch daran dachte sie überhaupt nicht – und höchstwahrscheinlich hätte sie es auch gar nicht geschafft, dem tödlichen Scheusal zu entkommen.
    Die Satansraupe biß zu.
    Blut spritzte gegen die Innenseite der Windschutzscheibe.
    Der Wagen geriet auf die Gegenfahrbahn.
    Ein entgegenkommendes Fahrzeug mit zwei Insassen mußte scharf ausweichen, sonst hätte es einen Frontalzusammenstoß gegeben.
    Schwester Rose sackte nach vorn, ihr Fuß drückte das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Aufheulend wurde der Kleinwagen immer schneller.
    Das Auto der Krankenschwester drehte sich, knallte gegen eine graue Betonwand und ging in

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