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192 - Nah und doch so fern

192 - Nah und doch so fern

Titel: 192 - Nah und doch so fern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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wohl so sehr den Kopf verdreht, dass du nicht mehr weißt, was du tust.«
    Biradoo schmiegte sich an ihn. »Gar nichts gebe ich zu!«
    »Nichts?« Taranay heuchelte Entrüstung, schob das Mädchen auf Armeslänge von sich. Er war erregt, das konnte man schwerlich übersehen. »Soll das heißen, du gehorchst mir nicht?«
    Biradoo lachte hell und entzog sich seinem Griff. Ohne Taranay aus den Augen zu lassen, ging die Sechzehnjährige ein paar Schritte rückwärts. »Wer hier wem gehorcht, ist doch wohl klar, oder?« Sie streckte die Hände nach ihm aus.
    »Komm her zu mir!«
    »Nein.« Taranay schüttelte den Kopf.
    »Nein?«, fragte das Mädchen gedehnt. Biradoo glitt im Schatten der Akazie zu Boden, streichelte sich aufreizend über Schulter und Brust. Die Mandori war nackt bis auf ein Hüfttuch, und sehr schön. Junge straffe Haut, feste Brüste und sinnliche Lippen… Taranay hatte längst verloren, auch wenn er sich noch zögerlich gab.
    Er stand da und spielte den Überlegenen, während sein gotjjonon ihm bereits den Lendenschurz ausbeulte. »Nein. Ich glaube, ich gehe lieber ins Dorf zurück.«
    Biradoo zeigte auf seine Leibesmitte und gurrte: »So kannst unmöglich nach Hause gehen! Wenn dich jemand sieht…!«
    Taranay errötete. »Ich… ich kann nichts dagegen tun!«, stammelte er.
    »Nein?« Das Mädchen löste ihr Hüfttuch, rollte sich auf den Bauch. »Ich schon!« Sie seufzte. »Dafür müsstest du dich allerdings hierher bewegen!«
    Ein Zombie hätte nicht willenloser gehorchen können.
    Biradoo lächelte und schwieg fein still, als der Junge zu ihr kam. Taranay war eine sehr gute Partie – sein Vater Yangingoo regierte den Clan – und deshalb lohnte es sich, das Risiko einzugehen, erwischt zu werden. Als Mandori musste man achtzehn Jahre alt sein, um sich vergnügen zu dürfen. So lautete das Gesetz. Doch wer wollte so lange warten? Wer konnte das? Taranay und Biradoo jedenfalls nicht. Die beiden fielen wie ausgehungert übereinander her.
    Grao’sil’aana wollte das Balzverhalten dieser Altersgruppe genau studieren, weil es für Daa’tan von Nutzen sein konnte.
    Deshalb mischte er sich ein, als plötzlich eine ältere Mandori-Frau auf den Baum zukam. Sie suchte etwas – vermutlich ihre Tochter. Der Daa’mure befahl ihr zu vergessen und zu verschwinden. Sie gehorchte, und Grao’sil’aana wandte sich wieder dem jungen Paar zu, das er vor einer unangenehmen Störung bewahrt hatte. Umso empörter war er, als Biradoo völlig unerwartet Taranays Hand von der Innenseite ihrer Schenkel zog und sagte: »Ich hab’s mir anders überlegt. Ich will nicht.«
    »Waaas?«, fragte der Junge entgeistert. Sein Atem flog, seine Wangen waren gerötet. Das Letzte, womit er in dieser Situation gerechnet hatte, war eine Absage.
    »Du weißt, dass wir es nicht tun dürfen.« Biradoo angelte nach ihrem Hüfttuch. »Ich könnte großen Ärger bekommen.«
    »Wirst du nicht. Das merkt doch keiner!« Taranay packte ihr Tuch und zog es fort. Ungeschickt bedeckte er Biradoos Gesicht mit Küssen und drückte sie zurück auf den Boden. Sie ließ es geschehen, wehrte sich nicht. Stattdessen begann sie zu weinen.
    Taranay hielt erschrocken inne. »Hab ich dir wehgetan?«
    Biradoo schüttelte stumm den Kopf, wischte sich über die Augen. Dann brach es aus ihr heraus: »Oh, ich liebe dich so! Und ich sehne mich nach deiner Umarmung!«
    »Gut! Dann lass uns jetzt…« Taranay wurde unterbrochen.
    Sanfte Mädchenfinger verschlossen ihm den Mund.
    »Es darf nicht geschehen, Liebster! Wir sind noch zu jung vor dem Gesetz!«
    »Mein Vater macht die Gesetze. Und ein paar seiner Frauen sind jünger als du, daran werde ich ihn erinnern, falls er sich aufregt.«
    Biradoo schmollte. »Dein Vater ist ein Schwein!«
    »Stimmt«, sagte Taranay grinsend. »Aber er ist das Anführerschwein. Können wir jetzt weitermachen?«
    Sie konnten. Biradoo zog den Auserwählten in ihre Arme.
    Sie küsste ihn wieder und wieder, berührte ihn mit ihrem schlanken Körper und drückte ihn schließlich herunter. Als Taranay auf dem Rücken lag, löste sie den Gürtel seines Lendenschurzes. Schon kreisten ihre Fingerspitzen auf seiner Haut, tastete nach seinem gotjjonon – doch so plötzlich, wie es begonnen hatte, war es auch wieder vorbei.
    »Ich kann nicht!«, sagte das schöne Mädchen bedauernd.
    Taranay ballte seine Hände zu Fäusten, presste sie gegen die Schläfen. »Warum tust du mir das an?«, stöhnte er.
    Biradoo schmiegte sich an seine Seite und

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