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1920 - Kontakt auf Kristan

Titel: 1920 - Kontakt auf Kristan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Flora Ransom im Selbstgespräch, „wirst du deine Tochter kennenlernen. Sie ist schon jetzt ein überaus lebhaftes Mädchen."
    Flora vermißte Hank mehr als alles andere. Mit jedem neuen Tag auf dieser fremden Welt in einer noch fremderen Galaxis, Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt, wurden ihre Sehnsucht und das Heimweh größer.
    Irgendwann ... Die Mitarbeiterin der Stadtverwaltung hatte die Hoffnung aufgegeben, bald zur Erde zurückkehren zu können. Wahrscheinlich würden Jahre vergehen, bis es endlich soweit war. Hank konnte Frenchy vielleicht erst als kleine junge Frau kennenlernen.
    Hastig wischte Flora sich über die Wangen. Niemand sollte sehen, daß sie weinte.
    Alles war in Veränderung begriffen. Den Menschen in Alashan wurde im Moment das letzte Stück Heimat genommen, das sie noch hatten - vor ihr wühlten Desintegratorfräsen den Boden auf, griffen Traktorstrahlen nach den mächtigen Baumriesen des Parks und entwurzelten sie. Knorrige alte Eichen wurden auf Gleiter verladen und weggeschafft. Irgendwo in Zortengaam würden sie einen neuen Standplatz erhalten, von den Thorrimern als ebenso exotisch bestaunt wie die bis zu zwanzig Meter hohen Levabäume in Alashan.
    Kugelförmige Baumkronen mit grünblauen Blättern würden künftig das Gesicht des Stadtteils prägen, dazu die hüfthohen, schnurgerade wachsenden Klaaf-Hecken und das Niedermoss Weitläufige Areale leuchteten schon gelb von den üppigen Beeren der Bodenpflanze.
    Die schlanken, ausgemergelt wirkenden Einheimischen arbeiteten Hand in Hand mit Männern und Frauen der Nation Alashan und einer Heerschar terranischer Roboter.
    Tausende Thorrimer gehörten inzwischen zum täglichen Erscheinungsbild in Alashan, und ihre Hilfe beruhte nicht nur auf Freundschaft, sondern ebenso auf einer gehörigen Portion Eigennutz: Jeder Angriff auf die Terraner würde zwangsläufig die Thorrimer-Hauptstadt Zortengaam treffen.
    Der Weckton ihres Armbands erinnerte Flora Ransom daran, daß sie nicht ewig den Bauarbeiten zusehen konnte. Sie hatte zu tun.
    Stendal wollte bald seine Ressortminister ernennen, dazu brauchte man eine Zeremonie. Flora kannte die Namen der Betreffenden längst, vor allem Gia de Moleons wegen hatte es lange Debatten gegeben, aber Stendal behauptete, er könne mit dem Beschluß leben.
    Über dem Zugang zum unterirdischen Rohrbahnsystem, den Flora benutzte, wurden verschachtelte Dächer aus thorrimschen Fertigelementen aufgestellt; die gelben Beeren von Niedermoss hingen von den Traufen herab In der Schwerelosigkeit des Antigravschachts mußte Frenchy sich umgedreht haben, denn ihre Fußtritte wurden schmerzhafter als je zuvor. Nur mit Mühe konnte Flora einen Aufschrei Unterdrücken. Sie schwitzte und fror gleichzeitig, während sie auf den nächsten Schwebezug nach Süden Richtung TLD-Tower wartete Kalter Schweiß stand ihr auf der Stirn - und wie aus heiterem Himmel kam die erste Wehe. Flora Ransom verkrampfte sich und begann hastiger zu atmen, dennoch wurde ihr schwarz vor Augen.
    Fünf Wochen vor dem Termin, schoß es ihr durch den Sinn. Das kann nicht sein.
    „Ist dir nicht gut?" Wie aus weiter Feme und in Watte gepackt erklang die Stimme einer Passantin.
    Flora konnte nicht antworten, weil in dem Augenblick eine noch heftigere Schmerzwelle ihren Leib durchraste.
    „Du bist schneeweiß. Ich rufe einen Medorobot."
    „Nein." Die Mitarbeiterin im Bürgermeisteramt versuchte ein Lächeln, spürte aber sofort, daß nur eine gequälte Grimasse daraus wurde. „Es geht schon wieder ... nur ein kleiner Schwächeanfall. - Kein Wunder", versuchte sie, auch sich selbst zu beruhigen, „ich habe in den letzten Tagen viel zuviel gearbeitet" Der Zug schwebte ein. Trotz der Schmerzen wollte Flora aussteigen. Sie ignorierte, daß das heftige Ziehen in beinahe Drei-Minuten-Abständen wiederkehrte.
    „Ich sehe doch, daß es dir nicht gutgeht." Die Frau war Flora gefolgt und legte ihr fürsorglich die Hand auf die Schulter. „Du erwartest dein erstes Kind? Ein Mädchen oder ...?"
    Flora konnte nicht mehr antworten. Sie spürte eine plötzliche Nässe, die sich nicht verbergen ließ.
    „Es wird höchste Zeit, daß du in die Klinik kommst. Nein, keine Widerrede, ich bringe dich hin. Die geplatzte Fruchtblase darfst du nicht ignorieren."
    Die Rohrbahn hielt. Menschen und Thorrimer fluteten an ihr vorbei Flora registrierte es wie in Trance. Auch daß sie an der nächsten Haltestelle den Wagen verließ. Die Frau neben ihr, von der sie noch

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