1920 - Kontakt auf Kristan
nicht einmal den Namen kannte, hatte inzwischen einen Krankengleiter angefordert Der Transporter mit zwei Medorobotern schwebte ein, noch während sie neben der Rohrbahn verharrte.
„Stendal Navajo wartet auf mich", brachte Flora stockend hervor. Das Pflichtbewußtsein wollte sie vorantreiben.
„Ist er der Vater?"
Flora lachte bitter Das war so etwas wie Galgenhumor. „Der Vater lebt nur lächerliche dreiundzwanzigeinhalb Millionen Lichtjahre entfernt."
„Alles Gute!" rief ihr die Passantin hinterher, während der Gleiter schon abhob. „Wir kriegen das wieder ins Lot."
Nicht einmal eine Stunde später hielt Flora Ransom ihre Tochter im Arm. Die Geburt war komplikationslos verlaufen. und nach einer überaus lautstarken Unmutsäußerung blickte Frenchy bereits aus wasserhellen Augen aufmerksam in die Runde.
Üppiges schwarzes Lockenhaar, ein Stupsnäschen und wunderbare Grübchen erinnerten Flora an Hank. Die Kleine hatte viel von ihrem Vater.
Ein Tablett mit medizinischen Geräten klirrte zu Boden. Frenchy zuckte zwar kurz zusammen, begann jedoch nicht zu weinen, sondern hob eher suchend den Kopf „Neugierig bist du überhaupt nicht?" flüsterte Flora. „Aber glaube mir, ich wüßte auch gerne, was dich hier erwartet."
Vor ungefähr einem halben Jahr war Alashan auf die Welt der Thorrimer verschlagen worden. Bislang hatte Flora Ransom wenig über zwischenmenschliche Beziehungen nachgedacht, doch als der Chefmediker ihr zur gesunden Tochter gratuliert hatte, war von durchschnittlich fünf Geburten pro Tag die Rede gewesen. Über achthundert Kinder hatten also inzwischen das Licht der Sonne von Thorrim erblickt, die Sol zwar ähnelte, aber größer war und gut ein Fünftel lichtstärker In dieser Nacht war Flora Ransom zum erstenmal seit langem wieder glücklich. Dennoch schlief sie schlecht, sie vermißte das Rumoren in ihrem Leib. Als sie den Kopf hob, um nach Frenchy zu sehen, die friedlich schlief, aktivierte der Zimmerservo ein fahles Dämmerlicht.
Im Morgengrauen schreckte Flora durch lautes Poltern auf. Eine Holographie hatte sich aus ihrer Wandhalterung gelöst. Natürlich war auch Frenchy aufgeweckt worden, sie strampelte mit Armen und Beinen und wimmerte leise. Die federleichte Wärmedecke über ihr hob sich plötzlich allen Gesetzen der Schwerkraft zum Trotz in die Höhe und fiel außerhalb des Kinderbettes zu Boden.
Flora stockte schier der Atem. „Frenchy!" stieß sie hervor. „Das ... das hast du nicht getan - oder doch?"
Ungläubig starrte sie zu dem Säugling hinüber, und alles mögliche raste ihr dabei durch den Sinn. Was verheimlichten ihr die Mediker? Sie hatte ein Monster geboren, ein Kind mit übernatürlichen Fähigkeiten.
Unsinn, sie reagierte nur überreizt. Das alles war zu plötzlich gekommen ...
Ich hatte fast acht Monate Zeit, mich darauf vorzubereiten. Warum sehe ich Jetzt trotzdem Gespenster?
Hank fehlte ihr. Wäre er in Alashan gewesen, die Welt würde anders aussehen. Sie umklammerte ihr Kissen mit beiden Armen und drückte ihr Gesicht hinein.
Ich muß mit den Medikern reden. Sie müssen wissen, was zu tun ist.
Warum sollte ich? Sie würden Frenchy nur immer neuen Untersuchungen unterziehen ... und was ist denn geschehen? Gar nichts. Ich habe mich getauscht, das ist es. Immer fällt irgendwo irgendwas runter. Frenchy hat keine Mutantenfähigkeiten.
Flora schlief nicht mehr, sie beobachtete ihre Tochter ununterbrochen. Kurz nach acht kam ein Medoroboter und nahm Untersuchungen vor.
Er weiß es. Natürlich. Die Strahlung der fremden Sonne oder die hyperenergetischen Verhältnisse dieser Galaxis machen unsere Kinder zu Mutanten.
„Alles ist bestens in Ordnung", sagte der Medo. „Frenchy wird sich prächtig entwickeln."
Dos wird sie. Klar doch. Sie ist schließlich meine Tochter.
Am späten Vormittag erschien Stendal Navajo mit einem Strauß gelber Niedermoss-Beeren und gratulierte. Floras Selbstvorwürfe, daß sie ihre Arbeit nicht zu Ende bringen konnte, ließ er nicht gelten.
„Wir sind inzwischen ein eingespieltes Team" sagte er. „Du wirst sehen, morgen klappt alles wie am Schnürchen - deine Vorarbeiten waren perfekt."
„Stendal!" rief sie ihm hinterher, als er zehn Minuten später im Begriff war, das Zimmer zu verlassen.
Unter der Tür wandte er sich um.
„Was sagen die Wissenschaftler? Wie stark weichen die Strahlungswerte der Sonne von Sol ab, und kann es sein, daß die Kesselbeben ... ich meine, daß sie auch Auswirkungen auf Alashan
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