1922 - Die Solmothen
nicht zu erwarten. Ich wiederhole, du hast Glück gehabt. Wenn man wie du ohne Sinn und Verstand mit Höchstgeschwindigkeit in die Tiefe rast, um sich mit einem Rabbastuhr anzulegen, sich kurz gesagt wie ein ..." Sie verstummte.
„Wie ein Verrückter gebärdet, wolltest du sagen"
„Ja. Was hast du dir nur dabei gedacht? Warum hast du nicht auf uns gewartet?"
Perk nagte an seiner Unterlippe. Dann zuckte er hilflos mit den Achseln. „Ich habe wahrscheinlich gar nicht gedacht. Mir wurde klar, daß die Solmothen in Gefahr waren, und ich habe einfach reagiert. Ist es mir wenigstens gelungen ...?"
Marga nickte. „Piriincis Gefährte war schon fünf Minuten später wieder auf dem Damm.
Ohne dein Eingreifen wäre er allerdings orientierungslos immer tiefer getaucht, und es hätte ernst enden können."
„Und die kleine Solmothin?"
„Bei ihr sieht es nicht so gut aus. Wir haben Daana nach Neptun Sieben gebracht, weil es dort die besten Behandlungsmöglichkeiten gibt. Es ist allerdings noch nicht klar, ob sie durchkommt. Der Rabbastuhr hat sie in eine beträchtliche Tiefe hinabgezerrt und ihr außerdem schwere Verletzungen zugefügt."
Perk nickte ernst.
„Wie dem auch sei", fuhr Marga fort, „ohne dein... übereiltes Eingreifen wäre sie jetzt tot. Du wirst dich noch einen oder zwei Tage lang hier erholen, und bis dahin werde ich entschieden haben, welche Konsequenzen ich aus deinem Verhalten ziehen werde."
Ihre Miene verhieß nichts Gutes.
Perks Galgenfrist währte gerade einmal dreiundzwanzig Stunden, also nicht einmal einen vollen Tag, der auf Zyan siebenundzwanzig Stunden und vierzehn Minuten dauerte. Er verfolgte gerade eine Nachrichtensendung aus der Galaxis, in der ein Gataser, ein Czugmonther, ein Epsaler und ein Lokvorther zu Bostichs Vorschlag interviewt wurden, das Galaktikum nach Arkon Izu verlegen. Alle vier reagierten mit unverhohlener Abneigung darauf. In diesem Moment klopfte Jyrrgen Voss an seine Tür und teilte ihm lapidar mit, Marga Rejka wünsche ihn zu sehen.
Zu seiner Überraschung führte der Informatiker ihn jedoch nicht in Margas Büro oder in die Zentrale, sondern zu der Kontaktstelle für die Solmothen. die an Bord von Neptun Vier eingerichtet worden war. Dabei handelte es sich um ein zwanzig mal zwanzig Meter großes Becken, das die Meeresbewohner ungehindert anschwimmen konnten Ein kaum zu bemerkender Energieschirm schützte die Menschen vor der natürlichen Radioaktivität und hielt die Wassermassen zurück, und ein festinstallierter Translator sorgte für eine problemlose Verständigung. Durch eine freizuschaltende Strukturlücke konnte man Gegenstände austauschen.
Das zum Kontaktbereich gehörende Konferenzzimmer für die menschlichen Gesprächsteilnehmer war mit einem Tisch und Sitzplätzen für bis zu zehn Personen eingerichtet und verfügte über die üblichen Kommunikationsanlagen. Insgesamt ermöglichte die Kontaktstelle einen verhältnismäßig ungezwungenen Umgang zwischen Menschen und Solmothen. Die Konferenzteilnehmer beider Seiten hielten sich jeweils in ihrer natürlichen Umgebung auf, und man konnte sich bei Gesprächen sozusagen ungehindert in die Augen sehen.
Marga Rejka erwartete Perk an der Tür des Konferenzzimmers. Als er an ihr vorbei zum Wasserbecken schaute, sah er, daß darin gemächlich ein Solmothe trieb. Er glaubte, Leposaa zu erkennen, war sich aber nicht ganz sicher. Er mußte sich eingestehen, daß er die männlichen und weiblichen Solmothen untereinander nicht auseinanderhalten konnte.
Es würde noch eine Weile dauern, bis er dafür vertraut genug mit ihnen war.
Falls Marga Rejka ihm überhaupt noch so viel Zeit ließ und ihn nicht vorzeitig zur Erde zurückschickte ...
Die Wissenschaftlerin nickte ihm zur Begrüßung zu und bestätigte dann seine Vermutung. „Leposaa möchte mit dir sprechen", sagte sie und bedeutete ihm, den Konferenzraum zu betreten.
Als der Solmothe ihn erblickte, schwamm er sofort zur trennenden Barriere des Energieschirms, verharrte und musterte ihn lange mit seinen großen schwarzen Augen.
Dann neigte er gemächlich den Kopf.
„Ich bin hier. um dir zu danken, Perk Zaidan". sagte er. „Lediglich aufgrund deines raschen Eingreifens wurden Piriincis Gefährte und Tochter gerettet. Ein paar Sekunden später, und es wäre zumindest für Daana schon zu spät gewesen."
Perk schaute unbehaglich zu Marga hinüber, doch die wissenschaftliche Leiterin von Neptun Vier stand reglos da und wartete ab, wie er sich
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