1923 - Friedensmission
denn die Solmothen waren in ihrer Friedfertigkeit nicht mit dem Listenreichtum eines aggressiven, eroberungswilligen, raumfahrenden Volkes ausgestattet. Sie lebten zurückgezogen, respektierten aus diesem Grund jederzeit die Intimsphäre des anderen. Diese ohne Vorankündigung und Genehmigung zu unterschreiten wäre ihnen niemals in den Sinn gekommen.
Sie konnten sich in dieser Hinsicht nicht in die Gedankenwelt anderer hineinversetzen; so etwas lag ihnen absolut fern. Trotzdem gingen die Gataser kein Risiko ein; vor Betreten des Schiffes scannten sie es erst gründlich. Ihre Sorge war dabei nicht, durch irgend etwas Unbekanntes angegriffen zu werden - die Solmothen hielten sich keine lebendigen oder maschinellen „Wachtiere". Es ging nur darum, die Eigentümer des Schiffes durch Sorglosigkeit nicht darauf zu bringen, daß blinde Passagiere an Bord waren.
Syilly Dyrhülfn schaute zu, wie einige Techniker das Schiff elektronisch, positronisch und syntronisch abtasteten. Gelegentlich tauschten die Männer, die ihre Geräte in einem Lagerraum tief im Boden unterhalb des Solmothen-Schiffes aufgebaut hatten, Informationen in Ultraschall aus, dann suchten sie weiter.
Syilly Dyrhülfns Männer waren bereits startklar. Sie warteten nur auf sein Signal. Immer wieder blickte der gatasische Offizier auf sein Chronometer. Solange die Verhandlungen liefen, konnte nichts geschehen.
„Wie sieht es aus?" fragte er mit allen Anzeichen von Nervosität.
„Gut", kam nach einer längeren Pause die Antwort. „Es gibt keine Ortungseinrichtungen. Wir haben einen dreidimensionalen Plan des Raumschiffes erarbeitet. Diesen überspielen, wir gerade an die Syntroniken eurer .Raumanzüge."
„Nicht schlecht." Syilly Dyrhülfn hob anerkennend die drei Daumen seiner linken Hand.
„Es ist ja ein ehemaliges Gataser-Schiff - haben die Solmothen viel verändert?"
„So gut wie gar nichts. Die technischen Grundlagen sind mit denen unserer eigenen Schiffe identisch, ihr könnt euch ganz nach den Gegebenheiten richten, die wir in eure Rechner projizieren."
Nachdem Syilly Dyrhülfn ein Zeichen gegeben hatte, verabschiedeten sich die Soldaten von den Technikern. Dann schlössen sie ihre Anzüge und flogen los. Schnell ging es durch einen Schacht nach oben, dann durch eine Notschleuse am Grund des Raumhafens bis hin zur Hangarschleuse des Solmothen-Schiffes. Durch diese drangen sie ins Innere des Schiffes ein.
Syilly Dyrhülfn flog voraus. Der dreidimensionale Plan, den die Syntronik auf die Innenseite seines Helms projizierte, lotste ihn; die anderen folgten.
Der Offizier mahnte immer wieder seine Gefährten, sich besonders vorsichtig durch den gefluteten Bereich zu bewegen, um nur ja keine Koralle zu beschädigen. Sie strebten auf dem kürzesten Weg zu einem nicht gefluteten Bereich in der Nähe der Zentrale; auch hier konnten sie die Schleuse, die die Anzüge automatisch von Rückständen reinigte, ungehindert passieren.
Syilly Dyrhülfn winkte einen seiner Männer nach vorne. „Sind alle Schotten dicht?" fragte er barsch. „Habt ihr die Lage unter Kontrolle."
Der Mann beugte sich über ein kombiniertes Schutz- und Ortungsgerät, das er per Antigrav mit sich geführt hatte. Während er mit den vorderen Augen die einzelnen Systeme kontrollierte, blinzelte er mit den hinteren Augen seinen Vorgesetzten beruhigend an.
„Alles in Ordnung", sagte er dann. „Wir sind hier absolut sicher. Die Solmothen werden nichts merken."
Erst danach gab Syilly Dyrhülfn einen entsprechenden Befehl; die Gataser öffneten die Anzüge. Immerhin waren Atmosphäre und Schwerkraft in diesem Bereich auf galaktischen Standard abgestimmt.
Der permanente Ortungsschutz, den das kleine Gerät erzeugte, sollte eine zufällige Entdeckung vermeiden. Da es sich bei der PERLAMARIN IV um einen 150-Meter-Diskus eigener Fertigung handelte, wußten die Blues bestens Bescheid.
In den nicht genuteten Sektoren waren die schon alten Systeme seinerzeit weder modifiziert noch abgeschaltet worden. Der Aufwand dafür wäre zu groß gewesen. Die Solmothen waren nicht einmal über jedes Detail in Kenntnis gesetzt worden; schließlich sollten sie ihre Raumschiffe nicht selbst reparieren können, sondern Spezialisten beauftragen - ein kleiner Beitrag zum Handelsabkommen.
Mit den Notsystemen war es kein Problem, die Hauptzentrale heimlich anzuzapfen und von dort aus alle Informationen zu erhalten. Terminals und Schirme waren ohnehin vorhanden, nur durfte in der Zentrale niemand
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