1923 - Friedensmission
Cistolo Khan und Atlan in die Halle zurückkehrten, blieb Bre Tsinga draußen, um auf die Psi-Techniker zu warten. Das fünf Männer und Frauen umfassende Team kam mit einigen tragbaren Geräten und ließ sich in einem angrenzenden Raum nieder.
„Versucht herauszubekommen, was im Nebenraum abläuft", sagte die Psychologin. Sie sagte nicht, um welche Art von Wesen es sich handelte. „Welche Art von Geräten habt ihr dabei?"
„Alles hochsensible Sachen, das Neueste an Technik", versicherte einer der Techniker eifrig. Er hatte ein herzerfrischendes Lächeln, mit dem er die hübsche junge Frau begeistert anstrahlte.
Die anderen vier zeigten sich etwas wortkarger; sie konzentrierten sich ganz auf die Arbeit. Bre Tsinga wußte, daß es nur wenige Psi-Experten auf Terra gab. Wahrscheinlich waren die Experten heilfroh, endlich einmal eine „richtige" Arbeit zu erhalten.
Zunächst scannten die Techniker den momentan nicht abgeschirmten Raum mit einem Hochleistungs-Elektroenzephalographen für Frequenzen bis in den fünfdimensionalen Bereich. Dann manipulierten sie die Einstellungen so lange, bis alle Störeinnüsse erkannt und ausgeschaltet waren. Im nächsten Schritt schlossen sie den Receiver an, der die Daten aufsplittete und auf verschiedenen Schirmen ausgab. An den Receiver waren weitere empfindliche Meßgeräte angeschlossen, zur Erfassung paranormaler Strahlungen, deren Auswertung holographisch dargestellt wurde.
Bre Tsinga las sich nach einer Weile in das scheinbare Chaos an Mustern, Linien und schematischen Darstellungen chemischer Prozesse ein.
„Das erkenne ich gleich ohne Gegenprobe", freute sich der freundliche Techniker. „In dem Raum befinden sich zwei Terraner, ein Arkonide und - allerdings - zehn sehr fremde Wesen." Der Techniker tippte nacheinander auf die Gehirnwellenmuster, die sich dreidimensional über dem Receiver abzeichneten. „Sieh mal, diese kleine Spitze hier ist ganz typisch für einen Arkoniden. Und keiner hat so schöne Cosinus-Niederungen im resorbierenden Bereich des Sprachzentrums wie die Terraner, und zwar genau hier." Er zeichnete die Tallinie nach.
Bre Tsinga hatte eine gute Ausbildung absolviert, sie trug einen doppelten Doktortitel.
Aber mit den Feinheiten der Gehirnwellen- und Psi-Forschung kannte sie sich nicht aus.
Die Gehirnströme sahen in ihren Augen ganz normal aus, ohne große Erregung oder Anzeichen irgendeiner Erkrankung, Störung oder Beeinflussung. Aber sie hätte nicht sagen können, zu wem sie gehörten.
„Natürlich ist jedes Lebewesen ein Individuum mit absolut eigenständigen Gehirnwellen und ÜBSEF-Konstanten", erläuterte der Techniker. „Es gibt trotzdem winzige, unverkennbare Linien, die sich ähneln und anhand deren man die einzelnen Völker bestimmen kann. Wir werden also gleich herausfinden, wer diese Fremden sind, indem wir einen Vergleich starten."
Der Psi-Techniker holte einen Speicherkristall aus einer Tasche und führte ihn in die mobile Syntroneinheit ein, die in rasender Geschwindigkeit auf einem Holoschirm Daten abspulte. Dann hob er die Brauen. „Oho", machte er überrascht.
„Was ist?" fragte Bre Tsinga.
„Keine bekannten Daten. Wer ist da drin?"
„Erfährst du später." Bre konzentrierte sich auf die dreidimensional abgebildeten Gehirnströme der Solmothen. „Gibt es Anzeichen dafür, daß diese Wesen irgendwelche ungewöhnlichen Aktivitäten im Psi-Spektrum entwickeln?"
„Tja, wir haben keine Vergleichsmöglichkeit. Sieht ganz normal aus, oder? Aber wir kennen ja diese Art nicht, deshalb kann ich nicht sagen ..."
„Spul einfach die Vergleichsdaten anomaler Aktivitäten von deiner Datenbank durch."
„Okay." Der Syntron benötigte nur wenige Sekunden, um festzustellen, daß der Vergleich negativ war.
Bre nickte. Das alles bestätigte nur, was sie schon wußte. Die Solmothen konnten einen positiven Einfluß ausüben, aber besaßen keine echte Psi-Gabe. Mit einiger Sicherheit besaßen sie einen empathischen Ansatz, der aber noch weniger ausgeprägt war als bei ihr.
Einer der anderen Techniker, der sich mit den Psi-Meßgeräten beschäftigt hatte, sah zu ihr herüber.
„Es ist auch hier absolut keine paranormale Strahlung festzustellen, in keinem Frequenzbereich. Alles wirkt völlig harmonisch." Harmonisch war der gängige Ausdruck in diesem Fall, wenn keinerlei Psi-Anzeichen vorlagen - auch keine noch so leichte suggestive Beeinflussung.
Cistolo Khans Mißtrauen erwies sich also nicht als berechtigt. Allein ihre
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