1926 - Rekruten für Zophengorn
sein konnte.
Seite an Seite standen sie im Bug der Fähre, an einer Galerie von Bullaugen. Mondra wäre gern nahe an ihn herangerückt. Sie fragte sich, wann ein Mann sie zum letzten Mal in den Arm genommen hatte.
Vor dem Hintergrund des Kessels wuchs ein dunkler, glosender Kreis zu beherrschender Größe an. Der Name des braunen Zwerges lautete Kamarr. Seine Masse reichte nicht, um eine permanente Kernfusion in Gang zu bringen; so kam ein seltsames Zwittergebilde zwischen Sonne und Planet heraus.
Sie glaubte zu spüren, daß ihr Gesicht sich rötete. Mondra Diamond hatte sich nie für eine romantische Seele gehalten. Sie war jedoch nicht mehr dieselbe wie noch vor einigen Monaten, und sie glaubte, daß Perry Rhodan daran nicht ganz unbeteiligt war.
Nicht, daß er sich etwas hätte zuschulden kommen lassen - onein! Aber seine Nähe bewirkte etwas in ihr. Rhodan mußte nichts tun, er mußte nur dasein.
Sie gestand sich ein, daß sie verliebt war.
Für Mondra Diamond war das eine wichtige Erkenntnis.
Längst hatte sie sich für unfähig gehalten, in einen Mann verliebt zu sein. Und nun war es doch passiert.
Im Einsatz hatten Gefühle nichts zu suchen.
Der gewählte Zeitpunkt schien ihr so unpassend wie nur möglich, und die Person, der ihre Zuneigung galt, war im Grunde der aussichtsloseste Fall; den man sich denken konnte.
Perry Rhodan hatte also völlig recht, er hätte sie unbedingt in Alashan zurücklassen müssen. Aber auch über diesen Fehler war sie froh.
Mondra starrte durch das Luk nach draußen.
Kamarr beherrschte das Blickfeld. Etwas anderes als den braunen Zwerg schien es in der stellaren Umgebung nicht zu geben.
Allerdings wußte sie, daß der Ring von Zophengorn aus zehn Satelliten bestand und daß die Stationen allesamt Kamarr umkreisten. „Da, Mondra!" Sie folgte Rhodans Blick nach rechts unten, wo sich gemächlich ein Objekt ins Blickfeld schob. „Diese Rekrutenstadt, von der man uns erzählt hat?" fragte sie. Ihre Stimme klang rauh, und sie wußte, daß er es hören konnte. „Ich nehme es an."
Aus dem Dunkel tauchte eine kreisrunde Plattform auf. Es war immer schwer, im Weltraum etwas über Größe und Relation auszusagen. Mondra schätzte jedoch, daß der Durchmesser bei etwa einem Kilometer lag.
Die Unterseite der sogenannten Rekrutenstadt diente als Dockingpunkt für Gornische Fähren.
Für wenige Sekunden geriet auch die Oberseite ins Blickfeld: eine dichtbebaute Fläche mit Siedlungen und halsbrecherisch konstruierten Türmen. Eine Fülle von Lichtreflexen deutete auf Glas und energetische Effekte hin.
Sie zwang sich, so viele Details wie möglich aufzunehmen. In einem Risikoeinsatz konnte davon ihr Leben abhängen. Insbesondere auch Perrys Leben, machte sie sich klar.
Mit abnehmender Geschwindigkeit driftete die Fähre auf die Station zu. Eine hell erleuchtete Glausching-Ziffer zeigte den Landeplatz an, der ihnen offenbar zugedacht war.
Mondra hoffte, daß sie Eismer Störmengord nicht lange suchen mußten.
Kurz darauf machte die Fähre fest. Sie waren nun auf sich gestellt.
*
Rhodan hielt es nach wie vor für denkbar, daß Shabazza Zophengorn beobachten ließ.
Es war nicht auszuschließen, daß sein Feind die Namen „Perry Rhodan" und „Reginald Bull" kannte. Aus diesem Grund hatten sie Decknamen festgelegt: In Zophengorn traten sie als Kerry und Regin auf, die übrigen Mitglieder der Gruppe wurden offiziell bei ihren Vornamen genannt. An Maßstäben der Milchstraße gemessen war die Logiden-Maske gewiß kein Meisterstück, weil nicht aufwendig genug. Für die Verhältnisse von DaGlausch hatten sie eine ausreichende, vergleichsweise bequeme Wahl getroffen.
Zu Hause lieferten sich der Terranische Liga-Dienst, das Energiekommando der Akonen, die verschiedenen Dienste des Kristallimperiums und andere eine raffinierte Fehde. In DaGlausch ergab sich ein anderes Bild. Die Geheimdienste agierten auf bescheidenem Niveau, und es war keineswegs sicher, daß in Zophengorn überhaupt Agenten tätig waren.
Rhodan war sicher, daß ihre Maskierung reichte. Er machte sich Sorgen um völlig andere Details.
Erstens hoffte er, daß es mit ihrem Oxtorner keine Schwierigkeiten gab. Die Reaktion seiner Leute auf Monkey hatte ihm nicht gefallen.
Auch wenn er die Skepsis für verständlich hielt, war es doch nötig, Monkey ohne Vorurteile zu begegnen. Der Oxtorner sollte Taten für sich sprechen lassen. Rhodan glaubte, daß es noch genügend Chancen für ihn geben
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