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1926 - Rekruten für Zophengorn

Titel: 1926 - Rekruten für Zophengorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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    Bebenforscher weilten oft nur kurze Zeit in Zophengorn. Ihre Heimat waren die Forscheryachten. In unregelmäßigen Abständen wurden die Schiffe jedoch gewartet oder umgerüstet. Für diesen Fall stand jedem Forscher eine Kabine zur Verfügung.
    Sie wohnten dann in der Rekrutenstadt, zwischen den Unterkünften der Novizen. So auch Störmengord: Mit einer Trans-Z-Kapsel kehrte er aus dem Empirium in sein Quartier zurück.
    Jetzt erst spürte der Goldner die Müdigkeit, vor allem im Kopf. Er legte behäbig seine Kleider ab.
    Der schwarze Mantel stellte ein wichtiges Bindeglied zu seiner Vergangenheit dar. Das Kleidungsstück hatte früher seinem Vater gehört. Seit dem Kesselbeben vom goldenen Planeten, das Störmengords Familie ausgelöscht hatte, gehörte der Mantel ihm.
    Und mittlerweile? Er dachte selten an die Vergangenheit zurück. Dann hätte er auch an Hind denken müssen, die einzige Goldnerin, die er getroffen und wohl auch geliebt hatte.
    Der Goldner schüttelte die Erinnerung ab. Ich bin Bebenforscher, sprach er in Gedanken zu sich.
    Eismer Störmengord versuchte in solchen Fällen stets, sich den Anforderungen der Zukunft zu stellen und nicht die Katastrophen seiner Kindheit und der letzten Wochen zu beklagen.
    Er netzte eine Reinigungsflüssigkeit auf seine Haut, die sich in der Nacht über sämtliche Falten und Runzeln verteilen würde, und legte sich schlafen.
    Störmengord schaltete die Beleuchtung aus.
    Seine Krippe vermittelte ihm ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit - normalerweise.
    Nur nicht heute, das wurde ihm klar.
    Er schlief nicht ein, sondern wurde immer unruhiger. Etwas stimmte nicht. Störmengord öffnete die Augen und blickte in die Dunkelheit.
    In vier Metern Entfernung glömmen zwei rote, nicht sehr helle Lichter. Die Lichter lagen nicht mehr als fünf oder sechs Zentimeter auseinander.
    In dieser Richtung befand sich der Schrank, der ihm zur Verfügung stand, den er allerdings kaum benutzte. Störmengord fragte sich, ob er in den Regalen etwas abgestellt hatte, was leuchten konnte; eine Uhr, einen Interkom, eine tragbare Positronik. Ihm fiel nichts ein.
    Seine Ausrüstung steckte in den Taschen seines Mantels, und der wiederum lag nicht in einem Schrankregal, sondern hing neben der Tür.
    Ein scharrendes, schwer definierbares Geräusch erklang. Im ersten Moment glaubte er, es handele sich um Ungeziefer. Aber woher hätte das kommen sollen, in einer Raumstation zwischen den Sternen?
    Kurz darauf bewegten sich die beiden Punkte. Sie tanzten um wenige Zentimeter auf und ab, und jede der Bewegungen ging mit einem scharrenden Geräusch einher.
    Eismer Störmengord tastete mit einer Hand nach dem Sensorfeld. Zuerst erwischte er den Belüftungsregler, dann ließ er das Kabinenlicht aufflammen. „Das kann nicht sein ...", krächzte er.
    Zwischen den Regalen hockte ein schwarzer Vogel. Das Wesen war etwas größer als eine Goldnerfaust. Ein schwarzes Gefieder bedeckte den Körper des Vogels. Der Schnabel war fleischfarben und offenbar sehr spitz, gut geeignet zur Nahrungssuche. Am auffälligsten schienen Störmengord jedoch die Augen: Er blickte auf zwei strahlend rote Scheiben, hinter denen sich offenbar eine verborgene Lichtquelle befand. „Wer bist du denn?" murmelte er. Der Vogel hockte da und starrte ihn an. „Keine Angst. Ich werde dir nichts tun. Ich versuche es nicht einmal." Eismer Störmengord kannte den Anblick sehr genau.
    Was er da vor sich hatte, war keineswegs ein Schädling oder Ungeziefer, sondern ein Lamuuni-Vogel.
    Er begegnete der Spezies nun zum zweiten Mal. Lamuuni stammten vom Planeten Lamuu. Während seiner Zeit als Bebenforscher hatte es Störmengord immerhin einmal dorthin verschlagen.
    Lamuuni existierten in einer physikalisch irregulären, verstrahlten Umgebung. Im Normalfall konnte der Aufenthalt auf Lamuu nur mit technischer Ausrüstung überlebt werden.
    Die Lamuuni jedoch verfügten nicht über Ausrüstung. Sie waren Tiere. Dennoch lebten sie an diesem Ort, sie suchten Nahrung, nisteten und vermehrten sich.
    Schuld daran war eine parapsychische Fähigkeit: Lamuuni galten als Niveau-Teleporter. Sie waren imstande, aus ihrer tödlichen Umgebung jederzeit in ein energetisch tiefergelegenes Niveau zu wechseln. Einem Beobachter erschien dies wie eine Teleportation, und im Grunde war es das ja auch.
    In der Galaxis DaGlausch waren Lamuuni-Vögel extrem selten. Nur wer über einen sehr starken Geist verfügte, Mutanten etwa, konnte sich einen

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