1926 - Rekruten für Zophengorn
Schultergelenken die Logidenmaske abzuziehen. Darunter kam blanke Haut zum Vorschein.
Bull hielt die grünblau geschuppten Flansche grinsend in der Hand. Solange sie am Körper klebten, waren sie von echten Gelenkfortsätzen kaum zu unterscheiden.
Die Hohlräume waren bis zum letzten Kubikmillimeter mit TLD-Werkzeug vollgestopft. Es dauerte keine zehn Minuten, dann lag ein komplettes Werkzeugset vor ihm auf der Pritsche.
Neben der Tür befand sich ein Computerterminal. Ein Dutzend Sensortasten, ein berührungssensitives Feld, ein monochromes Display: Von hier konnten nur wenige Dienste in Anspruch genommen werden.
Es kam allerdings nicht auf das Eingabegerät an, das besaß Karett ja selbst, sondern auf stabilen Datenfluß.
Karett baute seine Geräte auf und stellte eine Verbindung her. Es schien nicht sehr schwierig zu sein. Der syntronische Kleinrechner, über den er verfügte, war jedem positronischen Computer weit überlegen.
Positroniken verfügten über ihre eigene, spezielle Architektur, über einen primitiven inneren Aufbau, den man in der Milchstraße beinahe vergessen hatte. Karett kannte sich mit diesem Aufbau aus. Rhodan traute ihm zu, daß er mit Hilfe des Syntrons jede Positronik täuschen konnte.
Soweit die Theorie - am Ende dauerte es sehr viel länger als erwartet. „Wir sind drin", verkündete Karett nach einer Weile. Seine Stimme klang nicht mehr so zuversichtlich wie anfangs. „Also, wie sehen die Zielvorgaben genau aus?"
Rhodan antwortete: „Wir haben verschiedene Ziele. Erstens wollen wir uns in Zophengorn umsehen, dazu wäre ein Lageplan sicher günstig. Zweitens wollen wir eine Spur der SOL finden. Drittens suchen wir Eismer Störmengord."
Trabzon Karett lachte ironisch. „Du wirst verstehen, daß ich nicht alles auf einmal erledigen kann. Wir sind drin, aber das heißt noch lange nicht, daß ich mich in diesem Rechner bereits auskenne."
„Wie lange brauchst du bis dahin?"
„Das weiß ich nicht. Soweit ich den Aufbau überschaue, haben wir es mit einem sehr umfangreichen System zu tun. Es könnte sein, daß sensitive Daten schwer zu erreichen sind."
„Brauchst du Stunden oder Tage?" mischte sich Reginald Bull ein. „Kommt darauf an", lautete die knappe Antwort, „wie viele Zugangskodes und geheime Routings zu ermitteln sind."
Trabzon Karett deutete auf die kleine, wacklig scheinende Apparatur, die mit dem Terminal verbunden war: „Du siehst die Ausrüstung ja selbst, Reginald. Das ist nicht mehr als ein gedoppelter Pikosyn. Und nach der Datenmenge zu urteilen, die hier in jeder Sekunde durchrauscht ... - Nun, ich denke, der Rechner von Zophengorn dürfte ein riesiges Ding sein. Etwas von der Größenklasse der TLD-Syntronik im Tower."
Sie machten sich auf einige Wartezeit gefaßt.
Nach einer Stunde war Mondra Diamond auf Karetts Pritsche eingeschlafen. Rhodan ertappte sich dabei, wie er minutenlang ins Leere starrte und daß seine Gedanken zwischen der Frau, der SOL und Thoregon ziellos kreisten.
Reginald Bull meinte leise: „Es hat keinen Sinn, wenn wir hier alle neben ihm sitzen. Ich schlage vor, ich übernehme die erste Wache.
Nimm Mondra mit nach draußen, Perry. Ihr solltet schlafen gehen."
*
Mondra Diamond spürte, daß sie von der Pritsche hochgezogen wurde. Sie merkte jedoch, daß er es war, und etwas in ihr weigerte sich, richtig wach zu werden. Es war eine Form von Vertrauen, wie sie es seit vielen Jahren nicht mehr gezeigt hatte.
Im Halbschlaf folgte sie ihm auf den Korridor.
Mondra wußte genau, daß sie nicht in Alashan oder auf der Erde weilte; dies hier war die Rekrutenstadt von Zophengorn.
Trotzdem mußte sie keine Sorge haben, denn Perry Rhodan war da.
Auf dem Korridor war es halbdunkel, eine Belüftung summte, aus weiter Entfernung klangen fremde Stimmen heran.
Sie genoß das Gefühl, von ihm geleitet zu werden. Mit einemmal war sie nicht mehr sicher, ob sie noch schlief oder schon wachte.
Aber sie wollte es auch gar nicht wissen. „Ich dachte nicht", raunte er leise, „daß eine Artistin so müde sein kann." Mondra öffnete die Augen kaum. „Mmmh ...?"
„Wir sind da, Mondra."
Rhodan brachte sie in die Kabine. Gute Nacht, Prinzessin.
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, schloß die Augen und küßte ihn. Es fiel ihr nicht einmal schwer. Wahrscheinlich konnte sie es nur deshalb, weil ein Teil von ihr immer noch schlummerte. Sie stand auf einem Hochseil, tief unter sich eine Manege ohne Netz, und sie hatte dennoch keine
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