1929 - Der General der Träumerin
hier zuschlägt.
Und er ist stinksauer auf seinen Sohnemann, weil ausgerechnet dieser Luftikus, dieses geistige Superleichtgewicht, ihm die Augen geöffnet hat."
„Also wird er etwas unternehmen", vermutete der Haluter. „Wir sind zum rechten Zeitpunkt gekommen."
„Das scheint mir auch", seufzte Gucky in einem so eigenartigen Ton, daß die beiden anderen ihn überrascht ansahen. Sie hatten das Gefühl, daß seine Worte eine ganz besonders Bedeutung hatten.
Einer der Hofbeamten erschien und forderte sie mit hochmütiger Miene auf, wieder in den Audienzsaal zu gehen.
Ogal-Achua saß wieder auf seinem Thron.
Sein Sohn stand einige Schritte in gespannter Haltung hinter ihm. „Hört zu!" eröffnete der Bygoon das Gespräch und steuerte ohne Umschweife auf das Kernproblem zu. „Ich bin bereit, euch nach Kräften zu unterstützen. Ich stelle auch das Raumschiff OKKURA zur Verfügung. Es hat eine Besatzung von 85 Mann. Zugleich gebe ich euch die Vollmacht, in meinem Namen und im Namen meines Volkes zu handeln. Ich bestehe aber darauf, daß ihr die OKKURA dazu einsetzt, die wichtigsten Völker von Puydor aufzusuchen und eine entsprechende Warnung vor Jii'Nevever und ihren Machtansprüchen zu überbringen. Es ist in der Tat wichtig, daß sich die Völker von Puydor zusammentun, um sich gemeinsam gegen die Träumerin zu wehren. Habt ihr eine Vorstellung davon, was wir darüber hinaus unternehmen können, um Jii'Nevever aufzuhalten?"
„Die Gegenwehr ist recht einfach", behauptete Julian Tifflor. „Wenn wir verhindern, daß die Träumerin Tronium-Azint über die Welten Puydors verbreitet, kann sie ihre Macht nicht ausdehnen. Wir können sie vollständig isolieren, wenn wir sie von dem Schwingquarz abtrennen."
„Das erscheint mir logisch. Werdet ihr die OKKURA so einsetzen, wie ich es will?"
„Genau das haben wir vor!" beteuerte der Terraner. „Dann ist es also abgemacht." Der Bygoon machte den Eindruck, als sei eine Zentnerlast von seinen Schultern gewichen. „Ihr könnt starten, sobald ihr wollt. Die Entscheidung liegt allein bei euch. Verständigt euch mit dem Kommandanten."
„Und wer ist das?" fragte Tiff. „Mein Sohn Ogal-Borstik!"
Der Terraner war so überrascht, daß es ihm buchstäblich die Sprache verschlug. Nachdem Gucky den Bagarn als Luftikus und als geistiges Superleichtgewicht charakterisiert hatte, wäre ihm eine solche Lösung nicht in den Sinn gekommen. Jetzt wußte er, was der Mausbiber mit seinem Seufzer gemeint hatte.
Ihm war auch klar, weshalb Ogal-Achua sich für seinen Sohn als Kommandanten entschieden hatte. Auf diese Weise wurde er den aufmüpfigen Bagarn für einige Zeit los.
Tifflor erhob keinen Einspruch gegen die Entscheidung, um die OKKURA nicht zu verlieren. Zugleich ging er davon aus, daß ihm Ogal-Borstik keine Schwierigkeiten machen würde, wenn er erst einmal an Bord des Raumschiffs war. Mit einem geistigen Superleichtgewicht konnte er es allemal aufnehmen.
Wichtig war allein, daß sie nun ein Raumschiff zur Verfügung hatten, mit dem sie sich frei in Puydor bewegen konnten. Auf die MAJJETT des Händlers Hotch-Kotta konnten sie nicht zurückgreifen.
„Wir danken dir für dein Entgegenkommen", schloß Tifflor das Gespräch. Der Terraner war nun von verhaltenem Optimismus erfüllt. Er glaubte daran, daß er andere Völker für seine Verteidigungspläne gegen Jii'Nevever gewinnen konnte und man in absehbarer Zeit mit einer schlagkräftigen Raumflotte ein wirksames Gegengewicht gegen die vorwärts drängende Macht der Träumerin zur Verfügung hatte. „Allerdings haben wir noch eine Bitte", sagte er dennoch. „Wir möchten Nachforschungen über die INTURATAR anstellen, jenes Generationenschiff der Rawwen, auf dem Seorken-Orr geboren wurde und auf dem einst Guu'Nevever mitflog, als er getötet worden sein soll."
Er stieß auf Ratlosigkeit. In den Unterlagen der Koraw war die INTURATAR verzeichnet, doch gab es schon seit sehr langer Zeit keinerlei Informationen mehr über das Raumschiff.
Der Bygoon beauftragte eine Koraw-Frau damit, alle Einzelheiten zu besprechen, die sich im Zusammenhang mit der OKKURA ergaben. Er nannte sie Kantal-Artas, sie war seine Hofkommunikatorin.
Ogal-Borstik verdrehte die Augen, als er es vernahm. Als Gucky ihre Gedanken sondierte, erfaßte er, wie gespannt das Verhältnis zwischen ihr und dem Bagarn war. Sie war eine erzkonservative und dabei machthungrige Frau, die in ihren engbegrenzten politischen und ethischen Vorstellungen gefangen
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