1929 - Der General der Träumerin
Jii'Nevever, das vor etwa 30.000 Jahren auf dem Planeten Ketchorr im Zentrumsgebiet von Puydor aus dem geistigen Potential der Nevever entstand und deren Aussehen nachempfunden ist", erwiderte Julian Tifflor, ohne auf die Frage nach ihrer Herkunft einzugehen. „Wahrscheinlich habt ihr davon noch nichts gehört, aber die alten Unterlagen vieler raumfahrender Völker dürften diese Berichte enthalten."
Zumindest hoffte der Terraner das. Aber er konnte nicht jeden Herrscher dieser Galaxis von diesen Wahrheiten überzeugen, er mußte notfalls darauf vertrauen, daß man ihm glaubte. „Nachdem Jii'Nevever aus ihrem Zeitgefängnis auf dem Planeten Curayo befreit worden ist, sammelt sie nun ihre Kräfte und hat damit begonnen, Puydor zurückzuerobern", sprach Tifflor weiter. „Wie ihr sicherlich wißt, hat die Träumerin die Fähigkeit, anderen Wesen ihren Willen aufzuzwingen. Sie benutzt dazu ihre Träume, mit deren Hilfe sie ihre Suggestivkräfte projiziert. Voraussetzung ist allerdings, daß ihr als Transportmedium für ihre Träume Tronium-Azint zur Verfügung steht.
Besonders bei der Beeinflussung über Lichtjahre hinweg braucht sie diesen Schwingquarz als Bezugs- und Reaktionspunkte."
Ogal-Achua beugte sich vor. Er faltete die Hände vor seinem Bauch und preßte sie fest aneinander. Dieses Anzeichen seiner inneren Anspannung war nicht zu übersehen. „Und was willst du uns damit sagen?" fragte er mit überheblichem Unterton in der Sprache der Rawwen; die Translatoren in den Anzügen der Aktivatorträger übersetzten alles sofort. „Und worin liegt die Gefahr dieses Wesens?"
„Jii'Nevever hat bereits einige Welten an sich gerissen - unter anderem Zovork, eine der Hauptwelten der Ginkoos, den vierten Planeten im Angeemo-System", berichtete der Terraner. „Darüber hinaus Ketchorr, die Heimatwelt der Nevever, den zweiten Planeten der Sonne Artirur."
„Und wie äußert sich das für die Betroffenen?
Wie verhalten sich die Ginkoos jetzt? Was ist für die Nevever von Ketchorr anders geworden? Treffen sie keine Entscheidungen mehr? Verleugnen sie ihre kulturellen oder sozialen Werte? Arbeiten sie nicht mehr?"
Das waren Fragen, auf die Tifflor, Icho Tolot und der Mausbiber keine direkte Antwort geben konnten. „Wenn wir es exakt wüßten, wären wir nicht hier", stellte der Terraner klar. „Wenn wir mit eigenen Augen gesehen hätten, was auf Zovork oder Ketchorr geschieht, stünden wir selbst unter dem Einfluß von Jii'Nevever. Wir konnten nur aus der Distanz beobachten, aber wir wissen, daß diese beiden Planeten seitdem schweigen. Es gibt keine Kontakte mehr zu ihnen."
„Das klingt nicht sehr nachvollziehbar."
„Es gibt einige klare Ansätze dafür, wie Jii'Nevever arbeitet", argumentierte Icho Tolot.
Die Stimme des Haluters, der die Sprache der Koraw ohne Übersetzungsgeräte artikulieren konnte, brachte es mit sich, daß ihn alle anstarrten. Ein solches Wesen hatte in Puydor vorher nie jemand gesehen. „Nach unseren Informationen verändert Jii'Nevever durch ihre Träume die Gedankenwelt der Betroffenen", erläuterte der schwarze Koloß. „Nach einer kurzen Phase der Gewöhnung, in der die betroffenen Planeten durchaus schweigen können, handeln alle Wesen so, als würden sie ihrem freien Willen folgen. In Wirklichkeit aber schafft es Jii'Nevever, die Gedanken- und Gefühlswelt eines jeden Wesens nach ihren Wünschen umzuformen. Ein von ihren Träumen betroffenes Wesen glaubt, nach eigenem Wissen zu handeln, befolgt aber nur die Befehle der Träumerin."
„Wahrscheinlich jagt Jii'Nevever als erstes die Herrschenden zum Teufel", versetzte der Bagarn. Er lachte schrill auf und warf seinen Kopf dabei so heftig nach hinten, daß ihm das rot eingefärbte Fell mit den Hörnern beinahe hinabgefallen wäre. Er beruhigte sich erst, als ihn sein Vater mit scharfen Worten für sein Verhalten tadelte. „Es ist durchaus wahrscheinlich, daß dein Sohn recht hat", fügte Tifflor vorsichtig hinzu. „Jii'Nevever duldet niemanden neben sich.
Daher liegt auf der Hand, daß sie als erstes die Macht der Herrschenden beschneidet und beendet. Dazu wird sie sich der betreffenden Völker bedienen."
„Seit Menschengedenken leben wir in Frieden", fuhr Ogal-Achua auf. „Mein Volk würde sich niemals gegen mich erheben. Es hat keinen Grund dazu."
„Den Grund liefert ihm Jii'Nevever", betonte der Terraner. „Und wenn dein Volk erst einmal unter ihrem geistigen Einfluß steht, gilt nichts mehr von dem, was vorher
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