1929 - Der General der Träumerin
todunglücklich in der Rolle des Kommandanten fühlte und sein Amt am liebsten sofort an Kran-Hoka zurückgegeben hätte. „Er bedauert vor allem, daß keine jungen Frauen an Bord sind, mit denen er sich die Zeit vertreiben kann", raunte Gucky Tifflor zu. „Wären welche' an Bord, würde er zu ihnen flüchten und sich in ihren Armen der Verantwortung entziehen."
Der Terraner ging zu dem Sohn des Regenten und überreichte ihm einige vorbereitete Folien, auf denen die Daten für den geplanten Raumflug aufgeführt waren. Er hatte sie zusammen mit Hotch-Kotta erarbeitet. „Wir sollten zu einer Welt der Ginkoos fliegen", schlug er dem jugendlichen Kommandanten vor. „Wenn du einverstanden bist, können wir starten."
Ogal-Borstik nahm die Folien entgegen und reichte sie an einen seiner Helfer weiter. „Ich sehe keinen Grund, weshalb wir noch länger warten sollten", entgegnete er. „Also dann!" Julian Tifflor übernahm auf diese Weise das Kommando, und der Bagarn versuchte gar nicht erst, es ihm zu verwehren.
Damit war Kantal-Artas allerdings nicht einverstanden. Sie erhob Einspruch, indem sie sich vor den Terraner stellte und ihn mit verkniffener Miene anblickte. „So geht das nicht!" empörte sie sich. „Der Bagarn ist der Kommandant, und er entscheidet, wann wir aufbrechen. Niemand sonst! Außerdem verbiete ich dir, Ogal-Borstik direkt anzusprechen. Er ist der Bagarn, und das hast du zu respektieren. Wenn du etwas von ihm willst, teile es mir mit, und ich werde es an ihn weitergeben."
„Einverstanden", nickte Tiff mit einem spöttischen Lächeln. „Wenn Jii'Nevever oder sonst jemand uns angreift und wir schnell handeln müssen, werde ich es so machen.
Hoffentlich bekommst du dann noch Zeit und Gelegenheit, den Kommandanten rechtzeitig zu verständigen."
Die Hofkommunikatorin mochte einsehen, daß ihr Befehl unsinnig war, sie ließ sich jedoch nicht von ihrer Linie abbringen. Ärgerlich preßte sie die Lippen zusammen, wandte sich ab und drehte dem Terraner demonstrativ den Rücken zu. „Worauf wartest du, Ogal-Borstik?" rief sie. „Wir starten", befahl der Bagarn. Der junge Koraw ließ sich in den Sessel des Kommandanten sinken, streckte die Beine weit von sich und verschränkte die Arme vor der Brust. Dann beobachtete er mit halb geschlossenen Lidern, wie die Echsenwesen der Schiffsführung ihre Arbeit an den Instrumenten aufnahmen.
Eine halbe Stunde später hob die OKKURA ab und strebte mit hoher Beschleunigung in den Weltraum hinaus. Der Raumflug hatte Kinov, den vierten Planeten der Sonne Japikur, zum Ziel. Es war eine Welt der Ginkoos. Tiff hatte sie ausgewählt, weil er von den Ginkoos trotz ihres ersten Fehlschlags auf Zovork am ehesten Unterstützung erhoffte. Die Humanoiden waren Tronium-Azint-Händler, und es war davon auszugehen, daß es auf Kinov Bestände dieses Schwingquarzes gab.
Somit gehörte dieser Planet zu jenen Welten, die am meisten gefährdet waren.
Auf Zovork hatten sie mit ihrer Warnung nichts erreicht, weil die Ginkoos davon überzeugt waren, daß es ihnen gar nicht um die von Jii'Nevever ausgehende Gefahr ankam, sondern auf einen Handel mit Tronium-Azint. Man hatte geglaubt, daß die Aktivatorträger die Bedrohung durch die Träumerin nur erfunden hatten, um den Preis für die Ware hochzutreiben.
Im Japikur-System herrschte lebhaftes Treiben. Zahlreiche Keulenschiffe der Ginkoos bewegten sich zwischen den acht Planeten mit ihren zahlreichen Monden. Die meisten flogen Kinov an oder starteten von dort, um das Sonnensystem schnell zu verlassen. Einige erledigten die Löscharbeiten aber auch im Weltraum, wo die mitgebrachten Handelsgüter an Landefähren übergeben wurden.
Acca-Kohar, der Ortungs- und Funkleitoffizier, wandte sich an Julian Tifflor. „Hier scheint einiges durcheinandergeraten zu sein", berichtete er. „Ich habe Kontakt mit Kinov gehabt und Landeerlaubnis eingeholt, aber danach habe ich niemanden mehr erreicht."
Pikiert maßregelte ihn Kantal-Artas. „Hast du vergessen, wer hier der Kommandant ist?" fuhr sie ihn an, nachdem sie ihn darauf hingewiesen hatte, daß er Kopf und Kragen riskierte, wenn er ihre Autorität nicht genügend würdigte. „Du hast deine Meldung an den Bagarn zu geben und an niemanden sonst!"
Gelangweilt saß Ogal-Borstik in seinem Sessel. Seine glasigen Augen machten deutlich, daß er mit seinen Gedanken weit weg war. Er interessierte sich nicht im mindesten für das, was in der Zentrale geschah, und er änderte seine Haltung auch
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