1931 - TraumdÀmmerung
Anklage, die er nun wieder mit jener seltsam verfremdeten Stimme vortrug, die seiner anderen Persönlichkeit zu gehören schien.
„Es ist Slirten Tuugara, der durch seine Geheimniskrämerei die Wissenschaftler auf dem Gewissen hat", schrie er. „Er ist für ihren Tod verantwortlich. Hätte er seine Informationen nicht für sich behalten, dann hätte sich das Mißverständnis aufgeklärt. Die Wissenschaftler wären noch am Leben und könnten die Waffe gegen die Träumer fertigstellen ..."
Jetzt erst begriff Slirten, worum es Garmor Kasistan ging. Er bereute, daß er die Wissenschaftler der Loge so voreilig der Reihe nach getötet hatte, wollte aber nicht die Verantwortung dafür übernehmen. Er suchte einen Sündenbock - und hatte ihn in ihm, Slirten, gefunden. So krank im Geist war Garmor bereits. Vielleicht war das aber auch nur die halbe Wahrheit ...
Slirten verspürte keine Schmerzen mehr. Garmor konnte ihn hier und jetzt zu Tode geißeln, und es würde ihm nichts ausmachen. Er sah seine Fehler ein. Er hatte geglaubt, daß es nicht auf die Person des Tanku ankam, sondern auf die Sache, der er diente. Nun mußte er einsehen, daß eine Person, wenn sie nur verrückt genug war, das schönste Konzept zerstören konnte.
Garmor glaubte in seinem Wahn wohl wirklich, daß Slirten ihm eines Tages den Titel des Tanku streitig machen. könnte. Das mochte der andere Teil der Wahrheit.
Es war wohl von beidem etwas im Spiel: Garmor suchte einen Sündenbock für seine Verfehlungen und nutzte die Gelegenheit, um einen lästigen Konkurrenten loszuwerden.
Endlich hielt Garmor in der Geißelung Slirtens inne.
„Ich könnte dich für dein Verbrechen töten", sagte er keuchend mit seiner eigenen Stimme. „Doch ich glaube, daß es eine größere Strafe ist, dich mit deiner Schuld weiterleben zu lassen. Darum verbanne ich dich zum Frondienst bei den Rawwen."
Slirten Tuugara war so gebrochen, daß er gar nicht mehr so recht mitbekam, was mit ihm passierte. Erst als sich seine Sinne allmählich wieder klärten und er sich zum Strafdienst unter Rawwen an Bord der INTURA-TAR wiederfand, da wurde ihm bewußt, was Garmor Kasistan im angetan hatte.
Der ehemalige Feldherr wollte unter diesen Bedingungen nicht mehr leben. Und er sah sich wieder als tragischen Tamijak, der einst, einer der vielen Legenden nach, für die Erhaltung seines Reiches in den Tod gegangen war.
Slirten hoffte, daß es ihm durch sein Opfer gelänge, die Kräfte des Reiches gegen den wahnsinnigen Garmor Kasistan zu mobilisieren. Es müßte sich doch jemand wie Tamijak finden lassen, der ihm den Garaus machte und seinem Volk ein würdiger Tanku sein würde. Und weiter hoffte er, daß doch noch eine wirksame Waffe gegen die Träumer von Puydor gebaut würde und sich die Galaxis Puydor frei und in all ihrer Lebensvielfalt entwickeln könne.
So sehr war Slirten Tuugara seiner Heimat, dem Reich Kasistan, verbunden, daß er sein nutzlos gewordenes Leben für seine Ideale hingab.
7.
„Damit kommen wir der Sache schon näher", stellte Julian Tifflor fest, nachdem der Interpreter geendet hatte. „Wenigstens ist es ein erster Hinweis auf die Konstruktion einer Waffe gegen die Träumer von Puydor."
„Den hatten wir auch schon beim Ashgavanogh der Nevever auf Ketchorr bekommen", dämpfte Icho Tolot den Eifer des Terraners. „Wir aber benötigen sachlichere Angaben. Was wir bisher erfahren haben, hilft uns überhaupt nicht weiter."
„Stimmt", pflichtete Gucky bei. „Aber wir können davon ausgehen, daß noch mehr aus den Geschichtsaufzeichnungen der INTURA-TAR herauszuholen ist. Sie stellen eine wahre Fundgrube dar. Schien es zuvor, daß in den Annalen der INTURA-TAR nur die Geschichte des Generationenschiffes aufgezeichnet ist, wissen wir seit Slirten Tuugaras Bericht, daß sogar Informationen über die kosmische Entwicklung eingeflossensind."
„Ich stimme Gucky bei, daß wir uns weiterhin auf interessante Enthüllungen gefaßt machen können", sagte Julian Tifflor. „Wir müssen nur noch weiter zurück in der Vergangenheit forschen."
„Ich bin keineswegs der Meinung, daß wir unsere Zeit vergeuden", rechtfertigte sich Icho Tolot. „Nur sollten wir unsere Nachforschungen gezielter vornehmen. Als nächstes wären Informationen über die Loge der Wissenschaftler wünschenswert, die für Lovo Kasistan die Geheimwaffe gebaut haben. Auf diese Weise müßten wir etwas über die Wirkungsweise erfahren."
„Ich werde versuchen, Pezzo-Orr gezielt nach
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