1931 - TraumdÀmmerung
machte.
„Ich habe nicht gesagt, daß ich nicht von einer solchen Wissenschaftlerloge gewußt habe", antwortete Slirten kühl. „Ich habe nur nichts damit zu tun und weiß nichts darüber. Es war ein Projekt deines Vaters, in das er mich nicht eingeweiht hat."
Garmor bekam einen Wutanfall. Er sprang unkontrolliert herum und beschimpfte Slirten. Schreiend beschuldigte er den Feldherrn verräterischer Umtriebe. Dabei spuckte er mit dem Psycho-Ball nach ihm, verfehlte ihn jedoch. Kaum hatte er einen solchen Schuß abgegeben, holte er einen neuen Ball aus dem Vorrat in seinen Taschen und stopfte ihn sich hastig in den Mund, nur um bald darauf wieder nach dem Feldherrn zu spucken.
Slirten nahm alles ungerührt hin und wartete, bis Garmor sich beruhigt hatte. Nachdem Garmor genügend Dampf abgelassen hatte, holte er einige Male rasselnd Atem.
Dann fragte er mit ungewöhnlich ruhiger Stimme: „Du warst der engste Vertraute meines Vaters und willst behaupten, nichts mit seiner Geheimloge der Wissenschaftler zu tun gehabt zu haben? Du willst nur ein unbeteiligter Mitwisser gewesen- sein?"
„Genau so ist es", antwortete Slirten.
„Warum hast du mich dann nicht über deren Existenz informiert, wenn du nichts damit im Schilde führtest?"
„Es ergab sich nicht, und ich habe der Sache auch keine Bedeutung beigemessen", antwortete Slirten Tuugara in dem Bewußtsein, daß es nicht sehr überzeugend klang. Darum fügte er hinzu: „Es gab wichtigere Dinge zu tun. Ich war völlig damit beschäftigt, die Feinde deines Reiches zu bekämpfen. Ich dachte nicht an irgendwelche Wissenschaftler und deren geheime Experimente. Jetzt, da du mich darauf angesprochen hast, fällt es mir wieder ein."
„Slirten spielt das Unschuldslamm; er hat einfach vergessen, mir sein Geheimnis zu verraten", sagte Garmor zu einer fiktiven Person.
Auch das war eine seiner Eigenheiten: sich an jemand Unsichtbaren zu wenden und mit ihm in einseitigen Dialog zu treten. Slirten hatte noch nicht herausgefunden, ob damit ein anderer Teil seines gespaltenen Ichs angesprochen wurde.
„Du meinst, daß Slirten nicht so unschuldig ist, wie er tut, und daß er das alles mit Bedacht eingefädelt haben könnte?" sagte er wieder zu dem Unsichtbaren. „Aber was könnte er damit bezweckt haben? Welchen Vorteil könnte er sich damit für mich erhofft haben?"
Es entstand eine kurze Pause, in der Garmor einer unhörbaren Stimme zu lauschen schien, bevor er wieder sprach.
„Was, keinen Vorteil für mich, sondern für sich selbst?" tat er erstaunt. „Nein, das glaube ich nicht.
Doch nicht Slirten! Er ist mir ein so treuer Diener, wie er es für meinen Vater war. Slirten würde nie etwas aus Eigennutz tun." Garmor drehte sich zu seinem Feldherrn um und fragte scheinheilig: „Nicht wahr, Slirten, du würdest mich nie hintergehen? Du würdest nicht an meiner Statt Tanku sein wollen?"
An diesem Punkt angelangt, erkannte Slirten Tuugara, daß die Situation für ihn ernster war, als es zuerst geschienen hatte. Es ging hier um seine Existenz, ums nackte Überleben. Was für ein Irrsinn! Garmors Beschuldigungen waren für ihn völlig irrational.
Er wollte zu einer Entgegnung ansetzen, aber Garmor gebot ihm mit einer Handbewegung zu schweigen.
Wie es eine alte Gewohnheit von ihm war, hakte er die Daumen in den Gürtel ein und trommelte mit den übrigen Fingern auf seiner Oberfläche. Der Unterschied zu früher war nur der, daß dies ein Multifunktionsgürtel war, durch den man tödliche Waffen auslösen konnte.
„Ich habe schon vor längerer Zeit, eigentlich gleich nach den Tod meines Vaters, Nachforschungen, über diese Geheimloge der Wissenschaftler angestellt", erzählte Garmor im Plauderton. „Du mußt mir verzeihen, Slirten, daß ich dich darüber zu informieren vergaß."
Der Herrscher über das Varmiren-Imperium lachte gackernd, bevor er weitersprach.
„Bitte, entschuldige meine Nachlässigkeit", sagte er höhnisch. „Als mein Vater durch meine Hand starb, da fiel ihm ein Datenpaket ans den Händen. Ich wußte damit nichts anzufangen, denn die Formeln und Anmerkungen waren für mich völlig unverständlich. Doch gerade das machte mich neugierig. Ich hätte mich natürlich an dich wenden können, Slirten, dann hättest du mich wohl schon früher aufgeklärt, und ich hätte mir viel Arbeit erspart. Aber eine innere Stimme hat mir davon abgeraten, und ich bin der Sache selbst nachgegangen."
„Ich hätte dir zumindest sagen können, was ...", begann
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