1931 - TraumdÀmmerung
befehdeten.
Eine direkte Folge dieser Streitereien war, daß sich die anderen Clans zurückzuziehen begannen und den Rebellen ihre Unterstützung entzogen.
Bussor und Kirken rieben sich gegenseitig auf, bis ihre Rebellenarmeen nur noch erbärmliche Haufen waren. Das war der Zeitpunkt, zu dem Shrten Tuugara mit aller ihm zur Verfügung stehenden Macht zuschlug und seine Flotten gegen die Rebellenwelten ausschickte.
Nur wenige Tage nach der Entscheidungsschlacht konnte er Garmor die Köpfe seiner Halbbrüder Bussor und Kirken präsentieren. Und damit war endgültig die Ordnung im Reich Kasistan hergestellt.
Bei seiner Rückkehr zur Residenzwelt Kinkart wurde Slirten Tuugara ein triumphaler Empfang geboten.
Garmor Kasistan hielt persönlich die Festrede und überschüttete seinen erfolgreichen Feldherrn mit Lob.
Als sie später unter sich waren, flüsterte ihm Garmor vertraulich zu: „Dieser Sieg hat dich überaus populär gemacht, Slirten. Ich könnte direkt eifersüchtig werden, daß man dich mehr verehrt als den Tanku."
„Das Volk macht sich seine Helden für den Augenblick", wich Slirten diplomatisch aus. „Der Ruhm des Tanku währt dagegen ewiglich."
„Strebst du nicht auch nach ewigem Ruhm, Slirten?" fragte Garmor anzüglich und begann, anschließend schrill zu lachen, um seinen Worten die Spitze zu nehmen.
Egal, wie sie gemeint war, diese Anspielung machte Slirten Tuugara nachdenklich.
*
Garmor trug seit einiger Zeit einen leichten und eleganten Kampfanzug. Einerseits sollte er seiner Eitelkeit Genüge tun und ihm die Erscheinung eines imposanten Kriegers verleihen. Er besaß jedoch genügend praktischen Nutzen, den man ihm nicht auf den ersten Blick anmerkte. In diese Spezialanfertigung waren Waffen- und Defensivsysteme nach dem neuesten wissenschaftlichen Stand eingearbeitet, die dem Träger einen hervorragenden Schutz boten.
Der Anzug hatte sich einmal bereits bestens bewährt, als Garmor in seinem Palast von einem achtköpfigen Killerkommando in die Enge getrieben und unter Dauerbeschuß genommen wurde. Unter herkömmlichen Bedingungen wäre das Garmors Tod gewesen. Doch die Schutzschirme seines Spezialanzuges hielten der Belastung so lange stand, bis die Wachen eintrafen und die Attentäter festnahmen. Garmor demonstrierte anschließend an ihnen die Vernichtungskraft seiner Offensivsysteme.
Die Kaschierung seines Außeren konnte jedoch nicht Garmors psychische Mängel übertünchen. Er war aufbrausend, ordinär und unmotiviert aggressiv; er konnte aus heiterem Himmel über einen Gesprächspartner herfallen, mit dem, er sich gerade noch verstanden zu haben schien.
Und wenn er gerade einen Aggeressionsschub hatte, machte er sogar gegen Unschuldige von seiner Waffe Gebrauch. Es war wohl typisch für seine Labilität, daß er übersensibel reagierte, wenn etwas gegen seine Person ging.
An seine schlechten Angewohnheiten wie das ständige Kauen an seinen Psychopharmaka-Bällen und den dadurch verursachten Spuckreiz, das Kratzen an den Genitalien und daran, daß er andere selten ausreden ließ und beim Reden Gedankensprünge machte, daran hatte sich Slirten längst schon gewöhnt. Es irritierte ihn jedoch jedesmal aufs neue, wenn Garmor ihn mit irgendwelchen zusammenhanglosen Aussagen überraschte.
So auch diesmal.
Garmor empfing ihn mit den Worten: „Sind die Aktivitäten deiner Geheimloge’ gegen mich gerichtet?"
„Ich unterhalte keine Geheimloge", antwortete Slirten wahrheitsgetreu.
„Ach, wirklich nicht?" sagte Garmor sarkastisch, während er um ihn herumging. „Du streitest also ab, von der Existenz einer Geheimloge von Wissenschaftlern zu wissen?"
Jetzt begann Slirten zu ahnen, worauf Garmor hinauswollte. Lovo Kasistan hatte ihm gegenüber einmal erwähnt, daß er Wissenschaftler für ein Geheimprojekt brauche. Das war bald nach der Niederlage von Curayo gewesen. Slirten hatte vermutet, daß es damit zusammenhing, Waffen gegen die Träumer von Puydor zu entwickeln, aber Lovo hatte ihm keine Einzelheiten verraten.
Slirten hatte in der Folge den Tod von fähigen Wissenschaftlern vorgetäuscht, sie aus dem Verkehr gezogen und sie an Unbekannte überstellt, die sie irgendwohin verschleppten. Da Lovo ihn nicht von sich aus ins Vertrauen gezogen hatte, hatte er keine Fragen gestellt. Er hatte nie erfahren, was aus diesen Wissenschaftlern geworden war. Aber ihm war aufgefallen, daß Lovo gelegentlich verschlüsselte Berichte erhielt, um die er ein großes Geheimnis
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