1936 - Im Para-Bunker
Schelm oder ein Kobold, eher kurios als gefährlich. Ich ..." Es war schwer, das auszusprechen. „Ich fand ihn damals sympathisch, wenigstens einigermaßen. Jedenfalls hatte er damals ..."
Damals? Wie lange lag das zurück? Jahrzehnte? Knapp einen Monat!
„... nichts Verbrecherisches an sich!"
„Und was hat ihn dann derartig verändert? Jemand wird doch wohl nicht einfach von heute auf morgen zu einem Mutanten und zu einem Killer. Da muß doch etwas passiert sein."
Ich zuckte unschlüssig mit den Achseln.
„Es gibt da nicht mehr als bloße Vermutungen und Spekulationen", sagte ich. „Unzweifelhaft ist die Space-Jet mit Garron in einen gewaltigen Ausbruch von Hyperenergie geraten. Danach konnte er - jedenfalls hat er das konsequent behauptet - nur noch Schwarz und Weiß sehen. Auf Tahun hat jemand Garron als Hyperceptor bezeichnet."
„Als was?"
„Hyperceptor, jemand, der hyperdimensionale Phänomene auf irgendeine Art und Weise perzipieren, also wahrnehmen kann. Das, was er an Bord erlebt hat, scheint seine normale Wahrnehmungsfähigkeit beeinträchtigt und verändert zu haben. Es ist also irgend etwas mit oder in seinem Gehirn passiert - und das kann ebensogut auch seine anderen Parafähigkeiten aktiviert und ausgelöst haben."
„Das würde einiges erklären", murmelte Gia de Moleon nachdenklich.
„Nicht alles", sagte ich sofort und scharf. „Jedenfalls nicht seine hemmungslose Art und Weise, jeden Menschen oder Galaktiker zu töten, der das Pech hat, ihm über den Weg zu laufen. Garron ist ein skrupelloser Mörder, das hat er in insgesamt einundsechzig Fällen bewiesen ... !"
Seelena!
Gia de Moleon blickte mich direkt an.
„Du möchtest ihn tot sehen, nicht wahr?"
Ich schüttelte den Kopf.
„Mehr als das", sagte ich aufrichtig und gefühlskalt. „Ich möchte ihn mit eigener Hand töten!"
*
„Es sieht völlig unverdächtig aus", stellte Gia de Moleon fest.
Die eingehenden Bilder wurden auf eine der Wände ihres Arbeitszimmers projiziert. Mimas war zu sehen und der darüber gleichsam aufgehende Saturn mit seinen Monden. Es waren Bilder dieser Art, einmalig und unübertroffen, die in den Menschen die Sehnsucht nach dem Weltraum weckten.
„Die ADIA nähert sich Mimas", sagte die TLD-Chefin langsam.
„Entweder ein Trick, oder Garron ist nicht an Bord", warf ich ein. „Was sollte er auf Mimas? Sich freiwillig den Fragen der Experten stellen, sich untersuchen und dann womöglich vor ein Gericht stellen lassen?
Da kann ich nur lachen, das wird Garron niemals tun."
Gia de Moleon blickte mich von der Seite her an.
„Aus dem früheren Leben von Vince Garron ..."
„Vincent!" stieß ich heftig hervor.
„Meinetwegen, Vincent Garron. Es liegt nichts gegen ihn vor, er ist praktisch nirgendwo aktenkundig, abgesehen von dem Datenwust, den die Behörden über jeden LFT-Bewohner im Laufe seines Lebens sammeln.
Demnach bist du jene Person, die den neuen Vincent Garron, den verwandelten, den Mutanten, besser und länger kennt als jeder andere."
„Auf diese Ehre würde ich gerne verzichten", quetschte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Fast automatisch hatte de Moleon diesen Mörder bei seinem Scherzoder Kosenamen - Kosenamen, ha!
- genannt, wie konnte sie nur? Hatte die TLD-Chefin keinen Instinkt, kein Gefühl?
„Was, glaubst du, hat Garron vor?"
„Auf diese Frage weiß ich keine Antwort", mußte ich zugeben. „Dafür kenne ich Garrons Fühlen und Denken zuwenig, seine Motive sind für mich nicht ersichtlich. Ich könnte wahrscheinlich nicht einmal in Notwehr töten, und er ..."
Ein schriller Signalton unterbrach mich.
„Bordalarm auf der ADIA!" rief Gia de Moleon aus und griff zum Mikrophon. „Das Schiff ist sofort zu entern. Und Achtung an das Enterkommando - nur mit aktivierten SERUNS an Bord gehen, mit eingeschalteten Schirmfeldern! Wenn Garron an Bord ist, darf er nur paralysiert werden, damit das klar ist."
„Wie rücksichtsvoll einem Mörder gegenüber", stieß ich giftig hervor.
„Es wird sicher ein paar Minuten dauern, bis das Enterkommando die ADIA erreicht hat", sagte Gia de Moleon ruhig. „Daher haben wir ein paar Augenblicke Zeit für Erklärungen. Weißt du, was der Vorteil eines Rechtsstaates und einer Demokratie ist?"
„Daß man eine unfähige Regierung loswerden kann, ohne dabei Blut vergießen zumüssen", sagte ich zynisch.
„Das auch", stimmte mir die Marsgeborene mit einem Anflug von Lächeln zu. „Aber das Wesentliche ist etwas
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