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1938 - Die Farben des Bösen

Titel: 1938 - Die Farben des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hatte er hier zu suchen? Menschen verirrten sich selten hierher, es sei denn, sie gehörten zu einer Behörde.
    Ein Zufall? Wohl kaum.
    Garron zog sich über die Treppe nach oben zurück. Er richtete seine suggestive Macht auf einen der Blues an der Rezeption, der kurz darauf unauffällig zu ihm nach oben kam.
    „Was will dieser Terraner von euch?" nahm ihn Garron ins Verhör.
    „Er stellt Fragen über unsere Gäste", lautete die Antwort. „Er hat Bilder von einem Menschen und einem Bluesmädchen gezeigt."
    „Weswegen?"
    „Reine Routine", antwortete der Beeinflußte.
    Garron entließ den Rezeptionisten. Das beste wäre gewesen, sofort mit Tuyula zu verschwinden. Aber zuerst mußte er in Erfahrung bringen, wieviel der mysteriöse Mann bereits wußte - und wie er auf ihre Spur gekommen war. Garron durfte sich keinen Fehler ein zweites Mal erlauben.
    Er ging die Treppe hinunter und tastete mit seinen Parasinnen nach dem Geist des Mannes. Er war nicht mentalstabilisiert. Gut. Also war es nur irgendein Handlanger, mit dem er leicht fertig werden konnte. Sobald er den ersten Augenkontakt hergestellt hatte, war es ein leichtes, ihn in seine Gewalt zu bringen.
    Der fremde Besucher schien immerhin gut ausgebildet zu sein, denn er drehte sich um, als könne er Garrons Gegenwart plötzlich spüren. Seine Augen weiteten sich, denn natürlich sah er den Todesmutanten in diesem Moment in seiner wirklichen Gestalt. Eine sehr unauffällige Gestalt, nicht größer als 1,72 Meter, mit kurzem, struppigem braunem Haar ohne Frisur, mit zusammengekniffenen Augen, als litte der schmächtige Mann unter Kurzsichtigkeit. Doch diese zerbrechlich wirkende Gestalt mit den entstellenden, mitleiderregenden Narben im Gesicht und am Körper war bereits vor siebzehn Jahren zum Sinnbild des Grauens geworden.
    Panik malte sich auf den Zügen des Mannes, und Garron merkte deutlich, daß er mit sich kämpfte - instinktiv die Beine in die Hand zu nehmen und die Flucht zu ergreifen oder gemäß der Ausbildung die Waffe zu ziehen und den gesuchten Massenmörder zu stellen.
    Garron genoß diesen Moment, genoß die entsetzliche Macht, die er besaß. Er badete geradezu darin und verlor dadurch weltvolle Sekunden, doch er konnte nicht anders. Dies war einer der wenigen Augenblicke, in denen er das Leben fühlte und einen Sinn in seiner Existenz sah, als Vollstrecker von Quotor, dessen Stimme er ständig hörte; mal lauter, mal leiser, direkt aus dem Hyperraum.
    Medizinisch gesehen war es nicht ganz so. Als Hyperceptor konnte Garron hyperphysikalische Vorgänge hören; sei es, daß ein Raumschiff in Überlicht ging oder Signale gesendet wurden. So hatte man es ihm erklärt, aber das konnte eben nicht alles sein.
    Garron wurde mit diesen Geräuschen bombardiert, er konnte sie nicht abstellen - bis er sie eines Tages als die Stimme der Entität Quotor identifizierte. Durch die gleichzeitig erfolgende optische Wahrnehmung konnte er manche Dinge oder Vorgänge in Farbe sehen, was ihm nichts als Schmerzen bereitete und einen übermächtigen Brechreiz und Ekel hervorrief. Er erkannte, daß er der einzige Sehende unter Blinden war. Daher auch die „wissenschaftliche" Erklärung seiner Gabe durch andere, die bei weitem nicht alles war. Sie wußten es nicht besser, wollten ihn sogar an der Erfüllung seiner Mission hindern.
    Wie dieser Mann hier, der vor Angst zitterte. Garron hätte fast laut gelacht.
    Immerhin hatte der Terraner inzwischen mit zitternden Fingern nach seiner Waffe greifen können. Er stammelte unaufhörlich Aufforderungen an das Hotelpersonal, ihm doch bitte bei der Festnahme dieses Schwerverbrechers zu helfen. Ein hastiger Versuch, Alarm mittels seines Multikom-Armbandes zusenden, war fehlgeschlagen - Garron verhinderte mit seinen Parasinnen, daß der Mann das Armband überhaupt nur anfaßte.
    Die Blues hörten ihm nicht zu, sondern fuhren mit ihrer Arbeit fort. Ein wenig abwesend, ein wenig langsam, doch pflichtgetreu.
    „Was hast du mit ihnen gemacht?" schrie der Mann.
    „Sie können dich nicht hören", antwortete Garron freundlich. „Niemand in diesem Hotel kann dich hören. Wir sind ganz allein. Du könntest jetzt jemanden töten, und niemand würde es je bezeugen."
    Behutsam streckte er seine parapsychischen Fühler aus, tastete nach dem Bewußtsein des Mannes, übte einen ersten, sachten Druck aus.
    Schweißperlen bildeten sich auf der Stirn des Terraners, als die Hand mit der Waffe sich gegen seinen Willen auf einen Portier

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