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1938 - Die Farben des Bösen

Titel: 1938 - Die Farben des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Arme um ihren zartgliedrigen Leib. „Muß ich jetzt wieder in die Senke?" fragte sie ängstlich.
    „Natürlich nicht. Ich werde nicht lange fort sein. Du kannst dir einstweilen die Berichte über Mirkandol anschauen. Aber du bleibst hier, verstanden?" .
    Tuyula neigte und hob den Kopf ruckartig, um zu nicken; diese Geste hatte sie ihrem Beschützer abgeschaut und wollte ihn damit erfreuen.
    Garron war fast gerührt darüber. „Bis nachher, Partner", sagte er betont kumpelhaft.
     
    *
     
    Tuyula lauschte eine Weile, nachdem ihr terranischer Freund gegangen war. Dann schlich sie heimlich zur Tür, öffnete und schaute auf den Gang hinaus. Es war nicht das erste Mal, daß sie sich umsah; zum Glück hatte Vincent bisher nichts davon bemerkt. Sie wußte daher, wo sich die Wäschekammer dieses Stockwerks befand. Bestimmt gab es in solchen Kammern einen kleinen Werkzeugkoffer.
    Nachdem sie sich überzeugt hatte, daß niemand in der Nähe war, huschte sie wie ein Schatten zur Wäschekammer. Der Zugang war nur mit einem einfachen Schloß gesichert, das Tuyula schnell geknackt hatte.
    Während ihrer Zeit bei den Sklavenhändlern hatte sie einiges von anderen Leidensgenossen gelernt. Das Schloß des schnell gefundenen Werkzeugkoffers bildete ebenfalls kein Hindernis. Bald hatte die kleine Blue gefunden, wonach sie gesucht hatte: eine MikroTaschenlampe, halb so lang und dick wie ein Hauptfinger, aber mit einer ausreichenden Leistung, die zumindest für Stunden anhielt.
    Auch wenn Vincent es verboten hatte, sie würde das nächstemal heimlich diese Lampe in die Hypersenke mitnehmen. Sie machte sich keine Illusionen, daß sie wieder dort eingesperrt würde; Erwachsene kannten da offensichtlich keine Hemmungen. Das wußte sie aus leidvoller Erfahrung.
    Vincent konnte noch so sehr behaupten, daß es nur zu ihrem Schutz diente - Tuyula hatte entsetzliche Angst vor diesem schwarzen Nichts. Auch die Sklavenhändler hatten ihre Gefangenen manchmal in dunkle Behälter eingesperrt, um ihre Flucht zu verhindern. Einige hatten in diesen Boxen ihren Verstand ganz oder teilweise verloren.
    Die kleine Blue hatte sich zäh an die Hoffnung geklammert, daß eines Tages alles gut würde. Daß sie eines Tages nie mehr diese bedrückende Enge und Dunkelheit ertragen müßte - wenn sie erst erwachsen wäre.
    Sie konnte einfach nicht aufgeben, und das hatte sie davor. bewahrt, überzuschnappen.
    Jetzt war sie älter geworden und hatte mehrere relativ sorgenfreie Monate auf Mimas verbracht. Sie hatte nach Herzenslust lernen dürfen, und alle Menschen waren sehr nett zu ihr gewesen. Sie hatten ihr weisgemacht, daß es besser war, auf Mimas ausgebildet zu werden, als wieder auf ihre zurückgebliebene Heimatwelt zurückzukehren. Das könne sie als Erwachsene immer noch tun. ‘ Vincent Garron hatte ihr versprochen, sie in die Freiheit zu führen. Er wollte sie beschützen, und selbst wenn sie im Augenblick die eintönigen Wände von Hotelzimmern oder Schiffskammern um sich ertragen müsse, würde sich das bald ändern. Wenn die Mission erst beendet war ...
    Tuyula knüpfte daran ihre Hoffnung, Vincent zur Heilung zu verhelfen. In ihren vier Augen war er nicht wirklich schlecht oder böse, auch wenn er Menschen getötet hatte. Er war krank, und die Blue sah es als ihre Mission an, ihm zu helfen. Das hatte man ihr auch auf Mimas erklärt, bevor man sie das erstemal zu ihm gebracht hatte. Sie war eine Mitarbeiterin der Terraner, sogar des Terranischen Liga-Dienstes, offiziell dazu ernannt - und wollte niemanden enttäuschen.
    Aber nicht alles hinnehmen. Sie konnte ihre Angst nur bekämpfen, wenn sie diese Lampe mitnahm und feststellte, daß nichts in der Dunkelheit auf sie lauerte. Der Lichtschein würde sie trösten und ihr über die Stunden der Isolation hinweghelfen. Vincent würde es gar nicht merken, denn sie hatte vor, die Lampe gut zu verstecken.
    Sorgfältig verschloß das Bluesmädchen den Koffer, danach die Wäschekammer und schlich sich ins Zimmer zurück. Für einen Moment pochte ihr Herz heftig, falls Vincent schon dasein sollte; denn sie hatte sich keine Ausrede zurechtgelegt.
    Aber er war noch nicht zurück. Aufatmend machte Tuyula es sich auf der Couch bequem und studierte die Wunder von Mirkandol.
     
    *
     
    Vincent Garron benutzte nicht den Antigravlift, sondern unternahm einen kurzen Teleportersprung bis zum ersten Stock und ging dann zu Fuß die Treppe hinunter. Als die Rezeption in Sicht kam, stutzte er. Dort stand ein Mensch. Was

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