1938 - Die Farben des Bösen
Massenmordes werden.
Es gab nur einen Weg. Hoffentlich reichten die Zeit und die Energie noch dafür. In wenigen Sekunden war er nämlich völlig gelähmt und wieder Gefangener der Diener des Bösen.
Hastig griff er auf die Hypersenke zu, aus der er zuletzt Tuyula befreit hatte. Das war schon länger her, und entsprechend wenig war von ihr übrig - aber eine winzige Blase, nicht größer als ein Stecknadelkopf, reichte ihm, um sie schnell wieder zu vergrößern, geräumiger zu gestalten und über nicht zu ortende, winzige Strukturlücken mit Sauerstoff zu versorgen. Das ging sehr viel schneller, als eine ganz neue Senke zu erschaffen.
In diesem Moment kam Flake zurück. Er hatte seine Waffe im Anschlag. Tuyula sah mit dem hinteren Augenpaar etwas rot aufblitzen, und Garron fackelte nicht lange. Er packte den TLD-Agenten und zog ihn zusammen mit sich selbst und Tuyula durch eine große Strukturlücke in die Hypersenke.
*
SICHERHEITSVORKEHRUNGEN
Protokoll 1036
10. Juli 1290 NGZ
Noviel Residor verzog keine Miene, während er aus dunkelbraunen Augen die Front des Hotels betrachtete. Direkt neben ihm bauten Agenten des Terranischen Liga-Dienstes zusätzliche Schutzschirmprojektoren auf, andere justierten die Anti-Esper-Geräte nach.
„Irgendwo hier drin muß der Kerl stecken", sagte Residor nüchtern. Das kantige Gesicht unter der Glatze des TLD-Chefs wirkte unbeteiligt, als ginge ihn die Aktion nichts an.
In einem kleinen Hologramm, das ein Projektor direkt vor seinem Gesicht erzeugte, war Cistolo Khan zu sehen. Der LFT-Kommissar wirkte nervös.
„Bist du sicher?" fragte Khan.
„Nein. Sicher kann hier niemand sein." Residor sprach leise, aber scharf akzentuiert. „Wir haben hier ein Hotel, das Hyltyn, das vor allem von Blues frequentiert wird. Wir wissen, daß Garron von einem jungen Bluesmädchen begleitet wird und daß er sich schon gelegentlich als Außerirdischer tarnte. Von hier aus wurden zahlreiche Informationen über Solmothen und Mirkandol abgefragt, was in dieser Häufung auffällig ist. Bei einem Routinebesuch wurde festgestellt, daß die Angestellten des Hotels wie Beeinflußte wirken. Und jetzt ist auch noch einer unserer Leute drin. Es paßt also alles zusammen."
„Ist Vincent Garron selbst überhaupt drin?"
„Kann ich auch nicht exakt sagen. Die Individualspürer messen seine Impulse nicht an. Aber wir haben überall Anti-Esper-Geräte aufgestellt, ihre Wirkungsschirme überlappen sich mehrfach. Per Teleportation kommt der Kerl nicht raus, die Schirme halten jeden Sprung auf. Es weiß aber keiner, ob er nicht schon vorher abgehauen ist."
„Und wenn er sich in eine Art Hyperraumsenke flüchtet? Anscheinend kann er das ja auch."
Residor hob die Schultern. „Dann hatten wir Pech. Wir wissen nicht, wie er in diese Senken kommt, wir wissen nicht, wie und wo er hinausgehen kann. Vielleicht ist der Ausgang auf der anderen Seite der Stadt, das weiß niemand. Und wir können nicht die ganze Stadt mit Anti-Esper-Schirmen zupflastern. Erstens haben wir nicht genug, zweitens besitzen diese Geräte eine Reihe von Nebenwirkungen auf die schwache Psi-Aura normaler Gehirne."
„Du weißt erstaunlich wenig." Khans Stimme klang ungeduldig.
„Es ist im Augenblick genug." Residor blickte erneut zu dem Hotel hinüber. „Ich weiß nur, daß es nicht einmal etwas nützen wird, einen Paratronschirm aufzubauen. Das hält zwar einen Teleporter.ab, aber das tun auch die Anti-Esper-Schirme. Was mit anderen Paragaben ist, wissen wir nicht. Zudem fürchte ich ..."
Residor hielt kurz inne, bevor er weitersprach.
„Ich vermute, daß ein Paratronschirm eher für die Bevölkerung dieses Stadtteils gefährlich sein kann", fügte er hinzu. „Garron ist bekanntlich Hyperceptor. Er könnte mit seinen Fähigkeiten, den Hyperraum anzuzapfen, eventuell direkt Einfluß auf den Schirm nehmen. Wenn er den Paratronschirm massiv überladen kann und der Schirm sich rapide ausdehnt oder auflöst, können dadurch Tausende von Menschen auf einmal getötet werden. Ich will die Auswirkungen nicht einmal exakt berechnen lassen."
Cistolo Khan schluckte trocken. „Wir können also nichts tun?"
„Wir tun alles, was wir können. Darauf kannst du dich verlassen."
*
In Tuyula krampfte sich alles zusammen, als sie so unerwartet erneut von der Schwärze umgeben war.
Sie traute sich nicht, Vince zu fragen, ob das unbedingt notwendig gewesen war. Er war zu beschäftigt und angespannt gewesen und hatte bestimmt
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