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1938 - Die Farben des Bösen

Titel: 1938 - Die Farben des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Normalraum, verstehst du? Es ist wie im Weltraum: Dort, wo deine Füße sind, ist unten; wo dein Kopf ist, oben. Alles rein subjektiv und eine Sache der Perspektive."
    „Das heißt ... wir können immer so weitergehen, und es wird sich nie ändern?"
    „Ganz recht. Du kannst also auch nicht plötzlich hinunterfallen oder so."
    Wenn sie es recht überlegte, war diese Vorstellung beinahe noch schlimmer als die Angst vor dem Hinunterfallen. Oder vor den engen Wänden der Strafbox. Obwohl sie von einer Blase umgeben wurde, befand sie sich mitten in der Unendlichkeit, ohne Anfang und Ende. Und in absoluter Finsternis.
    Tuyula spürte, wie sich ihr Haarflaum am Körper aufstellte. Ihr Herz pochte rasend, und sie umklammerte Vincents Arm mit beiden Händen. Hoffentlich war sie nie mehr allein hier in diesem furchtbaren Nichts oder nirgendwo im Irgendwo, was auch immer. Trotz der Anwesenheit ihres Beschützers empfand sie ein schreckliches Grauen.
     
    *
     
    Sie gingen eine Weile lang. still dahin, bis Tuyula auf einmal Stimmen vernahm. Bisher hatte sie immer geglaubt, daß es in diesem Bereich niemanden außer ihnen beiden gab. Als sie das erstemal in einer Hypersenke gewesen war, war ihr nichts dergleichen aufgefallen - allerdings hatte sie da auch zuviel mit ihrer Angst und ihren Alpträumen zu tun gehabt.
    O weiße Kreatur der Klarheit, sag mir, daß ich mich nicht fürchten muß!
    Aber die Stimmen blieben. Sobald Tuyula ihre Angst zurückdrängte und angestrengt lauschte, hörte sie etwas. Stöhnen und Keuchen, schwere Bewegungen. Oberhalb ihrer Augen glaubte sie einen Lufthauch zu spüren, aber das konnte Vincents Atem sein. Sie wollte ihren Beschützer fragen, wagte es aber nicht. Sie wollte sich nicht noch einmal blamieren und einen Heiterkeitsausbruch heraufbeschwören.
    Sie hielt den Atem an, um die heraussprudelnden Worte energisch zurückzudrängen, doch ein gequetschtes Wort schaffte es zu entkommen: „Vincent ..."
    „Was ist denn, Tuyula?"
    Sie mußte ausatmen, und damit entkam auch der Rest der Worte: „Da passiert irgendwas Unheimliches ... ich kann’s hören ..."
    l"Es ist alles in Ordnung, Kind. Machair keine Gedanken. Ich bin bei dir. Wir können sicher bald hier heraus, dann hast du es hinter dir. Achte einfach nicht darauf, was du zu hören glaubst."
    „Und wenn es Quotor ist?"
    „Ganz sicher nicht. Du bildest dir nur wieder etwas ein, wie das letztemal, weißt du noch?" ‘ Sie zögerte. Vielleicht hatte er ja recht. Am besten war es, daß sie einfach nicht hinhörte.
    Auf einmal stolperte sie über ihre - eigenen Füße und wäre hingefallen, wenn Vincent sie nicht aufgefangen hätte.
    „Ich bin müde!" beschwerte sich die Blue. „Können wir nicht endlich eine Pause machen? Ich habe es satt, dauernd durch die Finsternis zu laufen, ohne irgendwo anzukommen!"
    „Na gut", gab der Olymp-Geborene nach.
    Sie setzten sich nebeneinander, und Tuyula döste ein wenig ein. Vincent schwieg ebenfalls. Mit seinem Parasinn „blickte" er regelmäßig aus der Hypersenke, um die Lage zu peilen.
    Endlich konnte der Mutant feststellen, daß das Hotel geräumt und der Anti-Esper-Schirm abgeschaltet war. Der TLD hatte die Suche ergebnislos abgebrochen.
    „Es ist Zeit!" verkündete er triumphierend. „Sie haben endlich aufgegeben!"
    Tuyula war sofort hellwach. Sie verließen die Hypersenke durch die Strukturlücke. Bevor das Mädchen sich orientieren konnte, teleportierte der Mutant sofort mit ihr weiter. Nachdem der Schirm abgeschaltet war, konnte Vincent seine Kräfte wieder ungehindert entfalten. Damit stand der weiteren Flucht nichts im Wege. ‘
     
    *
     
    Dina Kuwak dirigierte den Servo energisch herum, bevor sie sich neben ihrem Mann Kurt auf der ausladen‘ den Couch niederließ. Die Knabberschalen waren gefüllt, die Erfrischungen sprudelten in den Gläsern. Ein angenehmer Abend mit einer tränenrührenden Seifenoper im Trivideo stand bevor.
    Dina suchte die Hand ihres Lebenspartners und tätschelte sie zärtlich. „Weißt du, Kurt, gerade an Abenden wie heute merke ich, wie glücklich wir doch beide sind, nicht wahr?" schrie sie ihm ins Ohr.
    Kurt hörte nicht mehr besonders gut, aber er ging natürlich nicht zum Arzt. Das ließ seine Eitelkeit nicht zu. Dina hatte schon versucht, ihm nachts heimlich Mikro-Hörverstärker an den Gehöreingängen anzubringen.
    Aber er hatte es sofort bemerkt und war sehr böse darüber geworden. Diese kleinen Altersschwächen zu erleichtern war nun wirklich keine

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