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1938 - Die Farben des Bösen

Titel: 1938 - Die Farben des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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große Sache. Nur Kurt machte ein Drama daraus. Wenn sie allein schon an seine Augenbehandlung dachte ...
    Kurt richtete die leicht kurzsichtigen Augen auf sie. Er könnte fast wieder normal sehen, wenn er die Behandlung abgeschlossen hätte. Aber das war natürlich auch nicht in Frage gekommen.
    „Ja, mein Liebes", lächelte er. Kurt war 179 Jahre alt.
    „Die Kinder sind längst aus dem Haus, die Enkel auch schon selbständig, und wir haben diese wunderschöne Wohnung mit einer grandiosen Aussicht ganz für uns", fuhr Dina fort. Nächsten Monat würde sie 175 werden, und sie hatte vor, ein großes Fest für die ganze Familie zu geben. „Ich hätte nie gedacht, daß wir nach so. langer Zeit immer noch so glücklich miteinander sein können. Daß wir damals von Allema auf die Erde umsiedelten, war unser klügster Entschluß."
    „Wir werden trotzdem alt, meine Liebe." Kurt nahm die schmale Hand seiner Frau in seine faltigen, von Altersflecken übersäten Hände und führte sie an seine Lippen.
    „Das ist doch auch schön", bestätigte sie. „Wir haben alles erreicht, was wir wollten. Unsere Familie hat das Kritzelsyndrom überstanden, und keiner von uns mußte beim Angriff der Dscherro leiden. Wir haben unglaubliches Glück gehabt, und dafür bin ich dankbar. Ich bin mir genau darüber bewußt, wieviel uns erspart geblieben ist. Ein paar ruhige Jahre liegen vor uns, die wir nach Herzenslust genießen können. Was sollte uns jetzt noch widerfahren?"
    Sie legte den Kopf an seine Schulter, und beide warteten mit einem zufriedenen Lächeln auf den Beginn der Sendung.
    In diesem Moment fegte ein kleiner Luftstoß durch ihre grauen Haare, und zwei fremde Gestalten standen im Raum. Eine davon war zweifelsfrei ein Blue - ein Kind noch, der geringen Größe nach zu urteilen.
    „Ausgezeichnet", sagte der zweite Besucher, ein durchschnittlich aussehender Mensch - abgesehen von den Augen.
    Die Lider waren halb über diesen Augen geschlossen, und das war gut so. Finstere Abgründe lauerten darin, in denen ein eiskaltes Feuer brannte.
    Kurt und Dina waren immer noch sprachlos vor Fassungslosigkeit. Sie saßen unverändert auf der Couch und glotzten die uneingeladenen Besucher entgeistert an.
    „Niemand wird merken, daß wir hier sind", fuhr der Mann fort. „Kein Mensch wird einen Psi-Detektor auf dieses Durchschnittshaus einpeilen. Die beiden hier sind alt, sie werden nicht viel unternehmen - also wird sie auch niemand vermissen, wenn sie für einige Tage nicht ausgehen. Sie können unauffällig Informationen beschaffen und uns mit allem Notwendigen versorgen. Keiner wird etwas mitbekommen." Er zeigte dem betagten Ehepaar ein freundliches Lächeln. „Nicht wahr, ihr habt doch nichts dagegen, uns ein paar Tage zu beherbergen?"
    „Wir ... wir ..."stotterte Dina.
    Da spürte sie auf einmal einen Druck in ihrem Kopf. Als ob jemand nach ihrem Bewußtsein griffe und es lähmte. Nebel legte sich über ihren Verstand, ihr Blick verschleierte sich. Sie fühlte sich schläfrig.
    Dina hatte den Eindruck, plötzlich weit entfernt von sich zu sein. Sie sah mit einem geistigen Augenpaar von ferne zu, wie sich ihr Körper langsam aufrichtete. Ganz unten, tief in ihrer Seele, bäumte sich etwas dagegen auf, versuchte die Nebelschleier zu zerreißen und Klarheit in den Verstand zu zwingen. Doch diese warnende Stimme war nur schwach und leise, bereits von der Schläfrigkeit beeinflußt. Das andere, Fremde hielt sie von außen fest im Griff. Es war stärker als ihr Wille und vermittelte ihr Leere, wunschlose Zufriedenheit. Es gab nur ein paar Dinge zu tun, aber das war leicht.
    Es war wunderbar, einmal nicht selbst an alles denken zu müssen, die Verantwortung von sich abzuschieben. Einfach nur das zu tun, was der andere sagte, ohne befürchten zu müssen, daß es das Falsche war. Daß man es später bereuen könnte.
    Dina lächelte. Von jetzt an war ihr alles gleichgültig.
    Doch ihr Gehör empfing ein seltsames Geräusch neben sich. Ein lautes Seufzen, ein sachtes Poltern.
    Jemand hatte neben ihr gesessen, aber ...
    Sie hatte es vergessen. Es war nicht wichtig. Sie wollte nur ...
    Da stürzte ihr Bewußtsein in die Dunkelheit des Vergessens.
     
    *
     
    Tuyula taumelte; zwei Teleportationen so kurz hintereinander brachten sie aus dem Gleichgewicht. Ihr war schwindlig und ein wenig übel.
    Das lenkte sie jedoch nicht von ihrer Wut ab. Ohne sich erst umzusehen, wo sie jetzt herausgekommen waren, stürzte sie sich auf Vincent Garron und

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