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1938 - Die Farben des Bösen

Titel: 1938 - Die Farben des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wegen einer solch lächerlichen Sache absichtlich Leben riskieren!"
    Er sah Georg bittend an. Auf einmal wirkte er gar nicht mehr so selbstsicher, und sein männlichschönes Gesicht hatte tatsächlich ein paar Sorgenfalten bekommen.’ Georg Zima war über sich selbst erstaunt, denn in diesem Moment glaubte er dem Milliardär. So eine Sache konnte leicht schiefgehen. Und trotz der Kontakte zu den Galactic Guardians hatte er keine weiteren Leichen im Keller des Mannes gefunden - was ihn nicht hindern würde, weiterhin danach zu suchen.
    „Diese Geschichte wird mich ohnehin mein Leben lang begleiten", fuhr J. J. fort. „Ich konnte aber nichts mehr tun, als die Hinterbliebenen mit finanziellen Mitteln zu versorgen - wenigstens ein kleiner Trost ..."
    „Das macht es nicht besser", unterbrach Solder. „Du hast mein Vertrauen schwer erschüttert. Wie soll es nun weitergehen?"
    „Wie bisher auch", antwortete der Milliardär prompt. „Ich habe dein Vertrauen nie mißbraucht. Überleg mal, was wir gemeinsam bereits bewirkt haben! Letztlich zählt doch nur, daß du die Wahl gewinnst."
    „Als deine Marionette?"
    „Das ist unfair, Solder!"
    „Da bin ich mir nicht sicher."
    „J. J. hat aber recht", ergriff Georg Zima unerwartet Partei und mußte sich einen finsteren Blick seines Freundes gefallen lassen. „Erinnere dich, worüber wir bereits gesprochen haben. Wir brauchen seine Unterstützung auch weiterhin, aber ich werde es zu verhindern wissen, daß wir in irgendwelche Machenschaften verwickelt werden."
    „Der letzte, der einen Skandal will, bin ich", versicherte Joskar Jankinnen. „Ich kann mir das nicht leisten. Und ich unterstütze dich aus Überzeugung, nicht weil ich dich als Marionette ansehe. Wenn ich die absolute politische Macht wollte, bekäme ich sie auch - auf andere Weise."
    Georg Zimas Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Er musterte den Milliardär nicht gerade freundlich.
    „Die Verbindung mit dir hat viel Gutes bewirkt und uns eine Menge Vorteile verschafft. Aber glaube nicht, daß ich dich von jetzt an auch nur eine Sekunde aus den Augen lassen werde. Ich habe keine Angst vor deinem Geld, und dein Charme kann mich nicht begeistern. Dein vornehmer grauer Perlamarin am Nasenflügel beeindruckt mich nicht im mindesten. Von all den Leuten, mit denen du dich umgibst, bin ich derjenige, der niemals käuflich sein wird - gleichgültig, in welcher Hinsicht. Und ich werde Solder um jeden Preis beschützen. Sollte mir also zukünftig irgend etwas zu Ohren kommen, und sei es noch so lächerlich gering, bist du dran. Kapiert?"
    Das blendende Lächeln des Milliardärs, das sich zu Beginn von Georgs Rede gebildet hatte, gefror am Ende. Für einen Moment blitzte etwas in seinen Augen auf, so kurz, daß Georg sich nicht sicher war, was es bedeutete rasende Wut, Haß, Frustration ... Es war nur ein Sekundenbruchteil, dann hatte J. J. sich wieder in der Gewalt. Sein gefrorenes Lächeln löste sich und nahm einen wölfischen Ausdruck an.
    Georg Zima machte das nicht nervös. Es war sicher nicht taktisch geschickt, einen mächtigen Mann wie Joskar Jankinnen zum Feind zu haben. Aber damit konnte Zima leben. Ziemlich gut sogar.
    „Wenn ich das recht verstehe", sagte Solder Brant langsam, der so in Gedanken versunken gewesen war, daß ihm das kurze Duell zwischen seinem Freund und seinem Gönner entgangen war, „bist du dafür, daß wir weiter kooperieren?" ‘ Georg nickte. „Es ist die beste Entscheidung, Solder. Was geschehen ist, können wir auch nicht rückgängig machen, wenn wir einen Skandal heraufbeschwören. Das schadet dir mehr als J: J" denn es würde deine politische Karriere ein für allemal beenden - obwohl du an dem Vorfall unschuldig bist. Aber die Daschmagan hätte endlich etwas gegen uns in der Hand."
    Der Kandidat überlegte eine geraume Zeit, wägte das Für und Wider ab. „Also gut", sagte er schließlich.
     
    3.
     
    Schwarz
     
    „Ich will’s auch nie wieder tun", wimmerte Tuyula Azyk.
    Sie kauerte sich zitternd zusammen, die langen Arme um die kurzen, angewinkelten Beine geschlungen.
    Sechs Daumen krallten sich in runde, noch relativ weiche Knie, acht Finger hielten auf der anderen Seite dagegen.
    „Bitte, bitte!" schluchzte sie. „Ich will’s. ja wirklich nie wieder tun. Bitte, laß mich raus! Es ist so dunkel hier. Ich hab’ Angst. Und ich hab’ Durst. Bitte, ich will auch immer lieb sein ..."
    Beide Augenpaare, vorn und hinten, versuchten die Dunkelheit zu durchdringen.

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