194 - Der schlafende Teufel
Ausgrabungen in den peruanischen Anden gefunden hatte.
»Mit dieser Kralle könnten wir Noel wahrscheinlich helfen«, sagte der weiße Wolf. »Es befinden sich unerforschbare magische Kräfte in ihr, die die Wirkung schwarzer Einflüsse aufheben können. Einen Versuch wäre die Sache in jedem Fall wert. Was meint ihr?«
»Wie wendet man die Kralle an?« erkundigte sich Mr. Silver.
»Man muß denjenigen, dem sie helfen soll, damit geringfügig verletzen«, antwortete Bruce O’Hara, »damit ihre Kraft eindringen kann.«
In Roxanes Blick waren starke Zweifel zu erkennen.
»Angenommen, die Kraft aus der Kralle stößt an Noel Bannisters derzeitiger… ›Krankheit‹ vorbei«, sagte Vicky. »Was dann?«
Auf diese Frage wußte Bruce O’Hara keine Antwort. Er sagte nur: »Ich habe nicht behauptet, daß diese Sache risikolos ist. Aber es war ja auch riskant, Noel mit dem Höllenschwert aus dem Stein herauszuhauen, und Mr. Silver hat es dennoch getan.«
»Wie heißt der Forscher?« wollte ich wissen.
»Christie«, antwortete der weiße Wolf. »Professor Ruben Christie.«
»Kann man ihn um diese Zeit noch anrufen?« fragte der Ex-Dämon.
»Man könnte«, gab Bruce zurück, »wenn er ein Telefon hätte. Hat er aber nicht, und mit seiner Adresse kann ich im Augenblick leider auch nicht dienen. Ich werde mich aber bemühen, sie herauszubekommen. Sowie ich sie habe, erfahrt ihr sie von mir. Dann bleibt nur noch zu hoffen, daß der Professor sich nicht gerade wieder auf großer Fahrt befindet.«
»Mit anderen Worten: Es wäre verfrüht, irgendwelche Hoffnungen an die ganze Angelegenheit zu knüpfen«, faßte Mr. Silver nüchtern zusammen.
***
Thelma Masters sah ihren Freund zusammensacken, zerrte an ihrem Haar und kreischte wie von Sinnen.
Sie flehte Tanner an, ihr beizustehen. Ausgerechnet ihn!
Der Teufel zog sich aus freien Stücke zurück, jedoch nur, um Cheva und Gaman zu holen. Arras »hockte« sich auf Tanners linke Schulter, und im nächsten Moment geschah etwas, das Thelma an ihrem Verstand zweifeln ließ.
Ein zweiter, ebenso abscheulicher Schädel verließ Tanners Kopf und »setzte« sich auf die rechte Schulter. Das war Cheva.
Und Gaman stieg hoch und schwebte über Tanners zerzaustem Haar.
»Junges Fleisch! Heißes Blut!« pries Arras den anderen das Mädchen an. »Auf sie, Brüder!«
Als sie auf Thelma zuflogen, ergriff sie die Flucht, aber sie kam nicht weit. Zwischen den verwahrlosten Gärten holten die Teufel das Mädchen ein, und dann erfüllte sich auch ihr grausames Schicksal.
***
Sergeant Tom Stockwell hatte schon als Kind gewußt, was er werden wollte: motorisierter Verkehrspolizist. Nicht Automechaniker, nicht Pilot und nicht Lokführer… Davon hatten seine Mitschüler geträumt, und heute waren sie Schreiner, Verkäufer und Buchhalter… Keiner außer Stockwell übte seinen Traumberuf aus. Waren ihm im Laufe der Jahre auch einige Illusionen verlorengegangen, so liebte er seinen Job, der ihm Freiheit und ein gewisses Maß an Unabhängigkeit gewährte, doch immer noch.
Er war handwerklich eine Niete und hätte es neun Stunden hinter einem Schreibtisch nicht ausgehalten, deshalb war er wie geschaffen für seinen Beruf, den er mit Ehrgeiz, Zuverlässigkeit und Akribie ausübte.
Soeben hatte er einen Verkehrssünder angehalten und ihm einen Strafzettel wegen zu schnellen Fahrens verpaßt. Nun ging er wieder zu seinem Motorrad, das er am Straßenrand abgestellt hatte.
Da kam ihm ein Taxi entgegen, das polizeilich gesucht wurde. Er meldete seinen »Fund« sofort der Zentrale, stieg auf und folgte dem Wagen, in dem George Tanner saß.
Tanner bemerkte den Sergeant sofort. Er fuhr so gewissenhaft wie möglich, hielt sich an die Speed Limits, blinkte stets rechtzeitig, wenn er die Fahrtrichtung änderte, und leistete sich nicht den geringsten fahrerischen Schnitzer.
Dennoch hatte es der Polizist auf ihn abgesehen.
»Dann eben nicht!« knurrte Tanner.
Stockwell kam vor und bedeutete ihm, links ranzufahren.
»Aber gern«, brummte Tanner. »Wenn du’s so haben willst, soil’s mir recht sein.«
Er verlangsamte die Fahrt zwischen kahlen Fabrikmauern und stellte den Motor ab. Gelassen stieg er aus. Er hatte aus mehreren Gründen nichts zu befürchten.
Stockwell verlangte von ihm die Papiere. Ohne einen Blick darauf zu werfen oder die Absicht zu haben, sie zurückzugeben, sagte der Sergeant: »Sie sind George Tanner, nicht wahr?«
Der Taxifahrer grinste. »Stimmt. Und Sie sind Sherlock
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