1945 - Krisenfall Robinson
nötig. De Moleon schuf absichtlich eine wenig angenehme Situation. Das Gespräch war Teil eines Lernprozesses.
Eines Tages würden die zwei Alashan-Mutanten ebenso dasitzen wie Gia de Moleon, und sie würden darüber entscheiden, ob ihre Gesprächspartner sich angenehm fühlten.
Eines Tages würden sie vielleicht Zellaktivatoren tragen. Für einen Mutanten konnte die Unsterblichkeit ein sehr reales Ziel sein. Ob Gucky oder Fellmer Lloyd, Ras Tschubai, der Supermutant Ribald Corello, sie alle hatten sehr viel länger gelebt als normale Wesen. „Also, Tess, Benjameen ...
Ihr habt die Stadt gründlich abgesucht?"
„Das ist richtig", antwortete Tess. „Benjameen hat versucht, mit seinen Psi-Kräften meine Telepathie zu unterstützen."
„Und das Ergebnis?"
„Wir haben keinen Footen mehr gefunden", erklärte die junge Mutantin. „Gut", sagte de Moleon tonlos. „Hat du noch Aufträge für uns?"
„J a. Wir erwarten, dass die Situation in den nächsten Stunden kritisch wird. Wir haben eine Spionage-Sonde geortet. Möglich, dass ein Angriff bevorsteht. Bitte seid aufmerksam! Vielleicht passiert etwas, das euch eher auffällt als uns anderen."
„Was könnte das wohl sein?" wollte Tess skeptisch wissen. „Ich weiß es nicht. Aber ihr seid Mutanten. Es ist schwierig, euch zu sagen, was ihr tun sollt." Tess Qumisha dachte eine Weile nach. „Ich werde wach bleiben. Benjameen wird sich natürlich schlafen legen."
„Das halte ich für eine ausgezeichnete Idee." De Moleon geleitete die bei den hinaus, freundlicher als anfangs, als Belohung für die Mitarbeit. Sie glaubte nicht wirklich, dass die beiden in ihrer aktuellen Lage etwas ausrichten konnten. Wenn es wirklich Dscherro waren, die die Sonde geschickt hatten, stand eine militärische Auseinandersetzung bevor. Eine Telepathin und ein Para-Träumer konnten gegen Schlachtschiffe nicht sehr viel ausrichten.
Im Orbit um Thorrim trieben 55 Dscherro-Boliden. Es handelte sich um unregelmäßig geformte, an menschliche Fäuste erinnernde Flugkörper. An Bord gab es keine Überlebenden Dscherro mehr. Im Prinzip stellten die Beuteschiffe eine beachtliche militärische Macht dar. Den Alashanern war es jedoch nicht gelungen, sie in Betrieb zu nehmen. Um die Boliden zu manövrieren, benötigte man nach den vorliegenden Erkenntnissen nämlich Footen - exakt jene Lebewesen, von denen Benjameen und Tess eines in Alashan entdeckt hatten.
Alashan verfügte nicht über die Mittel, auch nur eines der Schiffe unter Kontrolle zu bringen. Es war ihnen gelungen, die Normaltriebwerke zu aktivieren. In einigen Fällen ließen sich auch die Geschütze abfeuern. Aber ein geordneter Betrieb war nicht aufrechtzuerhalten. Ohne eine Besatzung aus Footen und aus Dscherro stellten die Schiffe nicht mehr dar als nutzloser Weltraumschrott. Die wenigen Funktionen, die beherrschbar waren, hatten die Terraner mit Fernsteuerungen ausgerüstet. Die Beuteschiffe bewegten sich, sie verfügten über Schutzschirme, und manche konnten das Feuer eröffnen. Für einen Beobachter von außerhalb musste es scheinen, als stehe das Thorrtimer-System unter mächtigem Schutz. Nur ,das Fehlen einer Dscherro-Burg der wichtigste Faktor! - ließ sich nicht kaschieren.
De Moleon war sich darüber im Klaren, dass der Bluff nicht ewig funktionieren würde. Krisenfall Robinson würde sicher eintreten, und dann waren sie auf mehr angewiesen als auf 55 unbrauchbare Beuteraumer. Dann benötigten sie Schiffe, die sich wehren konnten. Dreizehn solcher „Schiffe" besaßen sie: die Robinson-Plattformen unter Führung von Don Kerk'radian. Hinzu kamen weitere fünfhundert Einheiten, sogenannte Abfangjäger, provisorische Kisten mit einer starr eingebauten Thermokanone. Fliegende Geschütze, dachte de Moleon, zufällig mit zwei Sitzen ausgestattet - etwas anderes waren die Jäger nicht. Die meisten Komponenten waren keine High-Tech, sondern stammten aus Fabriken der. Thorrimer. Alashan hatte die Bauteile als Teil eines Vertrages in Auftrag gegeben. Im Gegenzug hatten sie dem König der Thorrimer technische Geheimnisse zur Verfügung gestellt.
Es gab einen Spitznamen für die Jäger, den sie für treffend hielt. Kamikaze-Bomber wurden sie genannt. Ein historisch gebildeter TLD-Agent hatte sie mit primitiven Fluggeräten der präatomaren Zeit verglichen. Angeblich hatten sich mutige Piloten mit den Bombern in den Tod gestürzt. Die Abfangjäger warteten in Unterständen im Osten der Stadt auf ihren Einsatz. De Moleon stufte
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