1945 - Krisenfall Robinson
erwachte, schien es, als müsse die Welt innerhalb der nächsten Sekunden untergehen. „Paratron hochfahren!" Eine Glocke aus Energie umhüllte Robinson-I, während die Plattform sich in die Luft erhob, getragen vom Antigrav. Der Horizont kippte nach hinten. Seine Magennerven rebellierten eine Sekunde lang. Das Impulstriebwerk, bisher im Leerlauf gesteuert, wurde auf Schub geschaltet. Die sieben Menschen an Bord von Robinson-I hatten zahllose Stunden mit Training verbracht. Jeder wusste, was er zu tun hatte. Lediglich der Kommandant blieb tatenlos: Er hatte zu beobachten und Entscheidungen zu treffen. In seinem Fall hieß das, die Aktivitäten aller dreizehn Robinson-Plattformen mussten koordiniert werden: Don fühlte sich in den Sitz gepresst. Die Andruckabsorber sprangen an, um den Bruchteil einer Sekunde zu spät. Vor ihm flackerten Anzeigen auf. Das Instrumentenbord zeigte eine Vielzahl von Orterergebnissen. Einen Teil produzierte Robinson-I mit dem bordeigenen Hyperorter, der Rest wurde über ein systemweites Netzwerk übertragen.
Don Kerk'radian blickte auf ein Hologramm, das ihm sämtliche Himmelskörper und Raumschiffe des Thorrtimer-Systems zeigte. Es waren nicht sehr viele, insgesamt weniger als hundert. Und er war nicht wirklich vorbereitet auf das, was er sah. Don Kerk'radian war sich im Klaren, dass er das Ende des Tages nicht mehr erleben würde.
Gia de Moleon ließ die bei den Jugendlichen, die vor ihrem Büro warteten, nach einer Wartezeit von etwas über einer Stunde eintreten. Die Wartezeit stellte eine pädagogische Maßnahme dar. Sie wollte den beiden vor Augen führen, dass sie ihren festen Platz hatten - und dass dieser Platz eben nicht ganz oben war. Normalerweise gehörte die Erziehung nicht zu den Aufgaben einer TLD-Chefin. In diesem Fall hielt sie es für geraten, eine Ausnahme zu machen. Denn die beiden Jugendlichen waren Mutanten. Es würde eine Zeit kommen, in der die Menschen sie als Halbgötter betrachteten. Sie würden sich mächtig fühlen, und zugleich würde ihre Gabe sie zu Ausgestoßenen stempeln. „Kommt herein!" bat sie leise. „Ich hatte noch zu tun." Das Mädchen, das als erste ins Büro trat, hieß Tess Qumisha. Sie war knapp einsachtzig groß und sehr schlaksig. De Moleon mochte ihren Anblick nicht besond6rs. Die schwarzen Haare waren struppig, die dunkel geschminkten Augenränder ließen Tess übernächtigt wirken. Instinktiv witterte de Moleon hinter ihrer Fassade Rebellion, auch wenn das nicht der Wahrheit entsprach. Im Gegenteil, die junge Mutantin war hochintelligent, und nach den vorliegenden Informationen, die der Geheimdienst in aller Schnelle gesammelt hatte, war sie stets zuverlässig am Arbeitsplatz und im allgemeinen Leben aufgetreten.
Die TLD-Chefin versuchte ihr instinktives Misstrauen abzulegen. Tess Qumisha war eine Telepathin; das wusste man erst seit kurzem. Noch war ihre Gabe nicht sehr ausgeprägt, doch bald würde sie sehr viel stärker sein als heute. Dann konnte es nicht mehr lange dauern, bis sie Gia de Moleon durchschaute. Hinter Tess Qumisha schob sich Benjameen von Jacinta in den Raum. Der Junge machte einen schüchternen Eindruck. Er war mindestens so schlaksig wie Tess - und genauso hochintelligent. Seine weißen Haare hingen ihm bis auf die Schultern. Die Augen waren albinotischrot, typisch bei den Arkoniden.
Benjameen von Jacinta besaß eine seltsame Gabe. Er war ein Para-Träumer. Benjameen entwickelte erst dann seine Mutantengabe, wenn er schlief.
Die seelischen Notlagen fremder Lebewesen drangen in solchen Momenten in seinen Geist. Er war imstande, jede Art von extremer geistiger Tätigkeit wahrzunehmen. Eine Zeitlang hatte der Junge auf Camelot verbracht, er war mit den Unsterblichen Atlan und Alaska Saedelaere zusammengekommen. Auch ein Teil seiner Ausbildung stammte von dort, was nicht das schlechteste Zeugnis darstellte. Im Grunde hätte Benjameen zu Perry Rhodan gehört, an Bord der GOOD HOPE IU. Doch sie war froh, dass der Junge in Alashan geblieben war.
Gia de Moleon deutete auf zwei Sessel. „Setzt euch!" Sie ließ den Servoautomaten drei Getränke bringen, Fruchtsaft für die Jungmutanten, Tee für sich selbst. Dann musterte sie die zwei mit einem scharfen Blick. De Moleon ließ sich Zeit. Sie wusste genau, dass sie nicht sehr sympathisch wirkte.
Benjameen tastete unbehaglich nach Tess' Hand. Die beiden waren verliebt, wobei Benjameen anscheinend den passiveren Teil übernommen hatte. Er hatte die Hilfe seiner Freundin
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